Furniture & Interior, Clocks , Sculpture & Works of Art
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103<br />
PIETRO TACCA,<br />
1577 CARRARA – 1640 NAHE FLORENZ<br />
FLUSSGOTT<br />
Höhe: 39,5 cm.<br />
Breite: 30,5 cm.<br />
Tiefe: 31 cm.<br />
Beigegeben eine Gutachten von Dr. Charles Avery,<br />
Historian <strong>of</strong> <strong>Sculpture</strong> & Fine <strong>Art</strong> Consultant Beckenham,<br />
Kent, 2.10.2009, in Kopie.<br />
Nach Vorbildern von Giambologna (1529-1608). Bronze,<br />
starkwandiger Hohlguss, schwarze Patina. Vereinzelt<br />
kleine, für frühe Gussexemplare typische Gussfehler.<br />
Die Gestalt eines Flussgottes sitzt in gebückter Haltung<br />
mit angezogenen Knien auf einem Felssockel.<br />
Der rechte Arm umfängt eine Vase, mit der linken<br />
Hand stützt er seinen schweren muskulösen Leib auf<br />
einem Felsen ab. Während der Oberkörper nach rechts<br />
gewandt ist, hält er seinen gesenkten, langbärtigen<br />
Kopf nach links. Diese Kopfhaltung ist gewiss beeinflusst<br />
von Michelangelos Werk der Figur „Der Tag“<br />
in der Medicikapelle Florenz. Die Gestalt als Flussgott-Allegorie<br />
ist seit der Antike in der Malerei wie<br />
in der Plastik durchgehend tradiert. Die stark nach<br />
außen gerichtete Mündung der Vase verrät, dass die<br />
Figur für eine Brunnengestaltung gedacht ist, wobei<br />
aus der Vase Wasser fließen sollte, ein Hinweis des<br />
Flussgott-Themas auf Flüsse wie den Tiber in Rom –<br />
oder wie hier den Arno. Entsprechend liegt der Vase<br />
auch ein Schilfbündel auf.<br />
Die in der Figur hier augenfälligen Gegenbewegungen<br />
entsprechen der damals völlig neuen Körperauffassung<br />
der figura serpentinata. Sie verleihen nicht nur eine<br />
vitale Lebendigkeit, sondern kennzeichnen auch den<br />
Stil des Manierismus der Entstehungszeit.<br />
Hauptvertreter der manieristischen Plastik war Giovanni<br />
da Bologna (1529-1608), bei dem auch Pietro<br />
Tacca bereits 15-jährig als Mitarbeiter gelernt hatte.<br />
1599 wurde er schon in die Maler- und Bildhauerzunft<br />
aufgenommen, und als der damalige Meisterschüler<br />
Pierre Franqueville das Atelier verließ, trat Tacca an<br />
dessen Stelle. Nach dem Tod Giambolognas, 1608,<br />
wurde er dessen Nachfolger. In Madrid wirkte er für<br />
das Reiterdenkmal Philipps IV. Dieses Werk ist umso<br />
bedeutender, da es als das erste Reiterstandbild in<br />
der Kunstgeschichte überhaupt gilt, das in der Levade<br />
– also vorne hochsteigend und nur auf den Hinterbeinen<br />
stehend – geschaffen wurde. Vermutlich war<br />
es Galileo Galilei, der bei den statischen Problemen<br />
half. Tacca wirkte überwiegend mit Bronzewerken,<br />
während er für seine Marmorfiguren Pläne lieferte<br />
und die Arbeiten von Schülern fertigen ließ.<br />
Auf der Piazza dell´Annunziata in Florenz befindet sich<br />
ein von Tacca höchst bewegt gestalteter Brunnen mit<br />
Meeresungeheuern, geschaffen 1619. Im Vergleich<br />
mit Werken des Lehrers Giambologna lassen die<br />
Brunnengestaltungen und auch das hier vorliegende<br />
Bronzewerk erkennen, dass Tacca stilistisch weit über<br />
seinen Lehrer hinausging. Fantasie und die Beherrschung<br />
von Bewegungen lassen seine Werke mit<br />
dem späteren Gianlorenzo Bernini vergleichen, also<br />
bereits im Sinne des Barock.<br />
Die vorliegende Bronzeplastik ist schon früh dokumentiert.<br />
In der beiliegenden Gutachten werden sämtliche<br />
Erwähnungen und Vergleichsbeispiele genannt, mit<br />
Angaben der jeweiligen Literatur. Dabei finden sich<br />
Exemplare in Bronze, aber auch in Terrakotta, mit<br />
Detailunterschieden, wie etwa mit Feigenblatt oder<br />
ohne. Dabei ist interessant, dass das Werk früher<br />
auch schon Taccas Lehrer Giambologna zugeschrieben<br />
wurde.<br />
So ist 1794 ein Exemplar in Terrakotta als von Michelangelo<br />
angenommen, vom Bildhauer Cavaceppi in die<br />
Accademia di San Luca gelangt, 1799 inventarisiert.<br />
1893 wird von A. Supino in seinem Katalog des Nationalmuseums<br />
Florenz ein Exemplar genannt, damals<br />
Tribolo zugewiesen, 1923 nochmals von Albert Erich<br />
Brinckmann publiziert.<br />
Das Originalmodell in dieser Komposition, im Museo<br />
Bargello Firenze, hat Albert Erich Brinckmann bereits<br />
1922 als ein zweifelsfrei von Tacca geschaffenes Werk<br />
beschrieben.<br />
Exemplare in Sammlungen:<br />
Um 1911 gelangte ein Bronzeexemplar in die römische<br />
Sammlung des Barons Gregor Strogan<strong>of</strong>f, von<br />
Antonio Munos, später nochmals von Leo Planiscig<br />
und E. Brinckmann veröffentlicht.<br />
Ein weiteres Exemplar hielt früher die Sammlung<br />
Maurice de Rothschild, wahrscheinlich identisch mit<br />
jenem, das später von Yves Saint-Laurent erworben<br />
wurde (Christie´s Paris, 2009). A.R.<br />
(1390334) (11)<br />
PIETRO TACCA,<br />
1577 CARRARA – 1640 NEAR FLORENCE<br />
RIVER GOD<br />
Height: 39.5 cm.<br />
Width: 30.5 cm.<br />
Depth: 31 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Charles<br />
Avery, Historian <strong>of</strong> <strong>Sculpture</strong> & Fine <strong>Art</strong> Consultant<br />
Beckenham, Kent, 2 October 2009, in copy.<br />
Based on models by Giambologna (1529 - 1608).<br />
Bronze, thick-walled hollow casting with black patina.<br />
A few small casting defects typical <strong>of</strong> early casts.<br />
The river god is depicted sitting on a rock base in a<br />
stooped position with his knees drawn up. His right<br />
arm holds a vase, and his left hand supports his<br />
heavy, muscular body on the rock. While his upper<br />
body is turned to the right, his bowed, long-bearded<br />
head is turned to the left. This head position is certainly<br />
influenced by Michelangelo’s figure “The Day” in<br />
the Medici Chapel in Florence.<br />
The present bronze sculpture was documented early<br />
on. All mentions and comparative examples are listed<br />
in the enclosed expert’s report, with information from<br />
the relevant literature. There are examples in bronze<br />
and terracotta, with variations in the details, such as<br />
with or without a fig leaf. It is interesting that the work<br />
was previously attributed to Tacca’s teacher Giambologna.<br />
In 1794, a terracotta example believed to have<br />
been made by Michelangelo was brought to the<br />
Accademia di San Luca by the sculptor Cavaceppi<br />
and was inventoried in 1799. In 1893 A. Supino named<br />
a copy in his catalogue <strong>of</strong> the National Museum in<br />
Florence. It was then attributed to Tribolo and was<br />
published again by A. E. Brinckmann in 1923. The original<br />
model in this composition, held at the Museo<br />
Bargello in Florence, was described by E. Brinckmann<br />
as early as 1922 as a work undoubtedly created by<br />
Tacca.<br />
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