Untitled - Opéra de Lyon
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Sei allem Abschied voran, als wäre er hinter<br />
dir, wie <strong>de</strong>r Winter, <strong>de</strong>r eben geht.<br />
Denn unter Wintern ist einer so endlos Winter,<br />
daß, überwinternd, <strong>de</strong>in Herz überhaupt übersteht.<br />
Sei immer tot in Eurydike –, singen<strong>de</strong>r steige,<br />
preisen<strong>de</strong>r steige zurück in <strong>de</strong>n reinen Bezug.<br />
Hier, unter Schwin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n, sei, im Reiche <strong>de</strong>r Neige,<br />
sei ein klingen<strong>de</strong>s Glas, das sich im Klang schon zerschlug.<br />
Sei – und wisse zugleich <strong>de</strong>s Nicht-Seins Bedingung,<br />
<strong>de</strong>n unendlichen Grund <strong>de</strong>iner innigen Schwingung,<br />
daß du sir völlig vollziehst dieses einzige Mal.<br />
Zu <strong>de</strong>m gebrauchten sowohl, wie zum dumpfen und stummen<br />
Vorrat <strong>de</strong>r vollen Natur, <strong>de</strong>n unsäglichen Summen,<br />
zähle dich jubelnd hinzu und vernichte die Zahl.<br />
Rainer Maria Rilke<br />
Die Sonette an OrpheusII, 13<br />
Février 1922