Tassilo, Ausgabe Juli/August 2018 - Das Magazin rund um Weilheim und die Seen
- No tags were found...
Create successful ePaper yourself
Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.
Die Bayernbox aus Bauerbach<br />
Klauenpflege im Hightech-Stand<br />
Bauerbach | Die besten Ideen entstehen<br />
nicht selten am Stammtisch.<br />
<strong>Das</strong> trifft auch auf <strong>die</strong> Bayernbox<br />
von Johann Schwaiger aus Bauerbach<br />
zu. Der heute 53-Jährige<br />
erinnert sich noch genau an jenen<br />
feuchtfröhlichen Abend beim Wirt.<br />
Mit dabei war auch sein Spezl, angestellt<br />
bei der Besamungsstation<br />
in München-Grub, der damals erzählte:<br />
Bei der Klauenpflege der<br />
Stiere hätten sie immer wieder<br />
Probleme, weil <strong>die</strong> dafür vorgesehenen<br />
Vorrichtungen eher suboptimal<br />
seien. Weil Johann Schwaiger<br />
nach der Landmaschinenmechaniker-Ausbildung<br />
auch noch Techniker-<br />
<strong>und</strong> Meisterprüfung erfolgreich<br />
absolvierte <strong>und</strong> ohnehin seit<br />
jeher als leidenschaftlicher Bastler,<br />
Tüftler <strong>und</strong> Visionär gilt, waren<br />
sich er <strong>und</strong> sein Spezl schnell einig:<br />
Boxen für Klauenpflege von<br />
Kühen <strong>und</strong> Stieren werden künftig<br />
selbst gebaut. Gesagt getan. Erst<br />
„pimpte“ Schwaiger ein bereits<br />
fertiges Modell auf. Dann fing er<br />
an, Boxen komplett selbst zu bauen<br />
– angefangen von Bleistiftskizzen<br />
über Schweißarbeiten bis hin<br />
zur Anbringung ausgeklügelter<br />
Hydraulik-Steuerungen. Die erste<br />
Bayernbox, made in Bauerbach<br />
beim „Wieserer“, wurde im Jahr<br />
2000 verkauft. Inzwischen fertigte<br />
<strong>und</strong> verkaufte Johann Schwaiger 46<br />
Stück. Die<br />
meisten en in ganz<br />
Deutschland,<br />
unter anderem an einen Betrieb<br />
im Osten mit 1 200 Stück Vieh.<br />
Aber auch drei nach Österreich <strong>und</strong><br />
eine nach Frankreich.<br />
Ergonomisches Arbeiten<br />
schont den Rücken<br />
R<strong>und</strong> vier bis fünf Wochen braucht<br />
Johann Schwaiger für eine Bayernbox,<br />
<strong>die</strong> sich von standardmäßigen<br />
Während <strong>die</strong> Kuh in weichem Bauchgurt in der Luft liegt,<br />
können alle vier Klauen gleichzeitig gepflegt werden.<br />
Vorrichtungen z<strong>um</strong> Prüfen <strong>und</strong><br />
Pflegen von Kuh-Klauen Klau<br />
stark ab-<br />
hebt. Sie ist technisch wesentlich<br />
versierter als eine standardmäßige<br />
Vorrichtung, im G<strong>r<strong>und</strong></strong>e ein halber<br />
Roboter. Mindestens 16, auf Sonderwunsch<br />
sogar bis zu 20 hydraulische<br />
Elemente sind an den Boxen<br />
von Johann Schwaiger angebracht.<br />
In der Praxis sieht das Folgendermaßen<br />
aus: Die Kuh geht ebenerdig<br />
in <strong>die</strong> pulverbeschichtete oder<br />
verzinkte Stahlbox hinein <strong>und</strong> wird<br />
im vorderen ren Bereich durch eine<br />
sogenannte nnte<br />
Fangtüre fixiert. x Nun<br />
wird <strong>um</strong> <strong>die</strong> Kuh ein Bauchgurt<br />
sowie <strong>um</strong> alle vier Füße je eine<br />
Spezialwinde gelegt. Damit der<br />
Klauenpfleger nun so ges<strong>und</strong> wie<br />
möglich werkeln kann, Schwaiger<br />
spricht von „ergonomisch“ <strong>und</strong><br />
„rückenschonend“, fährt der Boden<br />
der Box samt fixierter Kuh je<br />
nach Körpergröße des Klauenpflegers<br />
zwischen 50 <strong>und</strong> 70 Zentimeter<br />
nach oben. „Ein K<strong>und</strong>e ist fast<br />
zwei Meter er groß. ß Seine Box<br />
fährt<br />
r<br />
noch<br />
weiter nach<br />
oben“, sagt<br />
Jo-<br />
hann Schwaiger. Jedenfalls sind<br />
nun Kuh <strong>und</strong> Vorrichtung in idealer<br />
Position, <strong>um</strong> mit der eigentlichen<br />
Arbeit beginnen zu können.<br />
„Meistens fängt man vorne links<br />
an, geht über vorne rechts <strong>und</strong><br />
hinten rechts nach hinten links.“<br />
Theoretisch könnten dank der angebrachten<br />
Hydraulik alle vier Füße<br />
der Kuh gleichzeitig hochgehoben<br />
werden, ohne dass <strong>die</strong>se sich dabei<br />
verletzt – schließlich liegt sie bequem<br />
im Bauchgurt. „Besser ist es<br />
aber, immer nur ein, maximal zwei<br />
Füße gleichzeitig anzuheben“, sagt<br />
Johann Schwaiger. Ist der Klauenpfleger,<br />
der <strong>die</strong> zu dicken Hufe<br />
mittels Flex zusammenstutzt <strong>und</strong><br />
darüber hinaus mit Argusaugen<br />
nach möglichen Krankheiten absucht,<br />
fertig mit seiner Arbeit, werden<br />
erst <strong>die</strong> Beine der Kuh wieder<br />
gesenkt, der Boden der Box nach<br />
unten gefahren, der Bauchgurt gelöst,<br />
<strong>die</strong> Fangtüre aufgemacht <strong>und</strong><br />
<strong>die</strong> Kuh in gerader Richtung wieder<br />
„freigelassen“.<br />
Es handelt sich also <strong>um</strong> eine<br />
klassische Durchlaufbox, <strong>die</strong> in<br />
Johann Schwaigers Augen „eigentlich<br />
jeder Milchviehhalter bei<br />
sich zuhause auf dem Hof haben<br />
müsste“. <strong>Das</strong> meint er nicht aus<br />
wirtschaftlichem Eigeninteresse,<br />
sondern aus ges<strong>und</strong>heitlichen<br />
Gründen n gegenüber g den Tieren,<br />
en,<br />
<strong>die</strong> je<br />
nach Fütterung mindestens<br />
ns<br />
40 | tassilo