Tassilo, Ausgabe Juli/August 2018 - Das Magazin rund um Weilheim und die Seen
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Facettenreiches Muse<strong>um</strong> am Starnberger See<br />
„Nach dem Besuch<br />
ein Stück weit klüger“<br />
Starnberg | Wohl ka<strong>um</strong> ein bayerischer<br />
König erhält heutzutage<br />
derart wenig Beachtung wie Ludwig<br />
III., dabei war er der letzte<br />
König von Bayern. Erst kurz vor<br />
Ausbruch des Ersten Weltkrieges<br />
an <strong>die</strong> Macht gekommen, war ihm<br />
nur eine kurze <strong>und</strong> krisenüberschattete<br />
Regierungszeit vergönnt.<br />
Eine Sonderausstellung im Muse<strong>um</strong><br />
Starnberger See, eröffnet Mitte<br />
Mai, will <strong>die</strong>sem Bild vom glücklosen<br />
König entgegenwirken <strong>und</strong><br />
rückt stattdessen seine Persönlichkeit<br />
in den Fokus. Unter anderem<br />
geht es <strong>um</strong> ihn als Sohn seines<br />
beliebten Vaters, Prinzregent Luitpold,<br />
als Ökonom, Landwirt, als<br />
Politiker <strong>und</strong> Förderer der Wissenschaft,<br />
als König <strong>und</strong> Kriegsherr<br />
<strong>und</strong> nicht zuletzt als Flüchtender.<br />
Zudem wird in der Ausstellung<br />
aufgezeigt, welche vielfältigen Beziehungen<br />
Ludwig III. zu Starnberg<br />
<strong>und</strong> auch dem Muse<strong>um</strong> pflegte.<br />
<strong>Das</strong> Lochmannhaus<br />
als Basis<br />
<strong>Das</strong> Muse<strong>um</strong> Starnberger See,<br />
eröffnet 1914, sei „relativ alt für<br />
hiesige Verhältnisse“, wie Muse<strong>um</strong>sleiterin<br />
Sibylle Küttner erklärt.<br />
<strong>Das</strong> Lochmannhaus, seit 1520 an<br />
Ort <strong>und</strong> Stelle, stand 1911 z<strong>um</strong><br />
Verkauf. Der damalige Starnberger<br />
Gemeindevorstand erkannte<br />
den historischen Wert, kaufte<br />
es <strong>und</strong> ließ es schließlich in ein<br />
Muse<strong>um</strong> <strong>um</strong>funktionieren. Durch<br />
entsprechende Dok<strong>um</strong>ente <strong>und</strong><br />
historische Untersuchungen fand<br />
man heraus, dass das Haus einst<br />
einer Münchner Patrizierfamilie<br />
gehörte. Während das obere<br />
Stockwerk als Absteige oder auch<br />
Sommerresidenz für den Adel<br />
<strong>die</strong>nte, war das Erdgeschoss stets<br />
an Bauern <strong>und</strong> Fischer verpachtet.<br />
Später wurde es wohl auch als<br />
Amtsstube der Hofmark Tutzing<br />
genutzt. Nachdem Mitte des 19.<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>die</strong> Hofmarken aufgelöst<br />
wurden, hatten <strong>die</strong> Pächter<br />
das Vorkaufsrecht. Familie Gröber<br />
kaufte den Hof <strong>und</strong> bewirtschaftete<br />
ihn bis 1911.<br />
Neben dem Lochmannhaus ist<br />
das Muse<strong>um</strong> Starnberger See zudem<br />
unweigerlich mit zwei Personen<br />
verb<strong>und</strong>en. Dr. Penzl, der<br />
eigentlich Künstler werden wollte,<br />
später aber Medizin stu<strong>die</strong>rte,<br />
<strong>Das</strong> Lochmannhaus<br />
(oben) <strong>und</strong> der<br />
moderne Neubau<br />
(rechts).<br />
sammelte bereits vor<br />
Gründung eifrig Exponate,<br />
<strong>die</strong> dann als<br />
G<strong>r<strong>und</strong></strong>stock für das<br />
Muse<strong>um</strong> <strong>die</strong>nten. Da<br />
Penzl ein schüchterner,<br />
introvertierter Zeitgenosse<br />
war, traf es sich gut, dass<br />
er mit Dr. Paulus einen Mitstreiter<br />
<strong>um</strong> sich wusste, der den genauen<br />
Gegenpart darstellte <strong>und</strong> sogar<br />
bis ins Königshaus vernetzt war –<br />
Prinzregent Luitpold war sein Patenonkel.<br />
Eröffnet wurde das Muse<strong>um</strong><br />
schließlich am 9. <strong>Juli</strong> 1914,<br />
knapp drei Wochen vor Ausbruch<br />
des Ersten Weltkrieges. König Ludwig<br />
III. übernahm das Protektorat<br />
<strong>und</strong> hat deshalb einen besonderen<br />
<strong>Das</strong> Konzept der Dauerausstellung im Lochmannhaus<br />
wird derzeit überarbeitet.<br />
6 | tassilo