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Fussball - Credit Suisse eMagazine - Deutschland

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der schwindenden Einnahmen wird sich so<br />

schnell nicht lösen lassen. So erwies sich zum<br />

Beispiel auch die Option eines Börsengangs<br />

fast durchwegs als Flop (siehe Artikel<br />

unten). Der Bundesliga-Verein Borussia<br />

Dortmund, der einzige börsennotierte Klub<br />

<strong>Deutschland</strong>s, hegt Pläne, seine Finanzprobleme<br />

mit einer Anleihe über 60 bis 100<br />

Millionen Euro in den Griff zu bekommen.<br />

Schalke 04 hat diesen umstrittenen Schritt<br />

bereits gemacht. Der gebeutelte Verein<br />

musste als Sicherheit für seine Anleihe etwa<br />

die Zuschauereinnahmen der nächsten zehn<br />

Jahre verpfänden.<br />

� Die <strong>Fussball</strong>-Europameisterschaft in Portugal<br />

steht vor der Tür und der eine oder<br />

andere Investor erinnert sich daran, dass da<br />

ja auch noch <strong>Fussball</strong>aktien in seinem Depot<br />

schlummern. Nur ganz wenige Gesichter<br />

werden sich allerdings bei der Performance-<br />

Analyse erhellen. In den gut 20 Jahren seit<br />

dem mutigen ersten Schritt von Tottenham<br />

Hotspur (1983) wagten sich einige, vornehmlich<br />

britische Vereine auf das glatte Wertpapierparkett.<br />

Deren Abenteuer blieb aber<br />

zumindest aus Sicht der Investoren meist<br />

erfolglos. Die derzeit 31 Mitglieder des Dow-<br />

Jones-Stoxx-Football-Champions-Index<br />

weisen insgesamt eine Marktkapitalisierung<br />

von rund 2,1 Milliarden Euro auf. Seit dieser<br />

ins Leben gerufen wurde (22. April 2002),<br />

hat er relativ zum europäischen Gesamtmarkt<br />

über zehn Prozent eingebüsst, wobei ohne die<br />

gute Performance des englischen Schwergewichts<br />

Manchester United die Bilanz noch<br />

einiges schlechter aussehen würde. Dem<br />

bekanntesten und erfolgreichsten Beispiel<br />

Manchester United sind in den letzten<br />

Jahren andere namhafte Vereine gefolgt.<br />

Die Aktien des italienischen Prestigevereins<br />

Juventus Turin werden seit Ende 2001 an<br />

der Mailänder Börse gehandelt, allerdings<br />

mit mässigem Erfolg. Die Aktie hat seit dem<br />

Börsengang nahezu zwei Drittel ihres Wertes<br />

eingebüsst. Ein ähnliches Schicksal widerfuhr<br />

den Aktionären des einzigen deutschen<br />

Vertreters im Index, Borussia Dortmund,<br />

welcher im Herbst 2000 den Börsengang<br />

wagte. Die Papiere von Leeds United und<br />

<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Bulletin 2-04 24<br />

Dass es als europäischer Spitzenklub auch<br />

anders geht, macht der FC Bayern München<br />

vor. Der Traditionsverein wies im vergangenen<br />

Jahr bei einem Umsatz von 170 Millionen<br />

einen Gewinn von 400 000 Euro aus.<br />

Trotz internationaler Erfolge mit entsprechend<br />

üppigen TV-Einnahmen hielt sich der<br />

deutsche Rekordmeister bei seinen Spielereinkäufen<br />

an die strikte Devise, nicht mehr<br />

Geld auszugeben, als er zur Verfügung hat.<br />

Immerhin konnte er sich damit 2003 den<br />

18 Millionen Euro teuren Holländer Roy<br />

Makaay leisten, den bislang teuersten Spieler<br />

der Vereinsgeschichte.<br />

<strong>Fussball</strong>aktien: Nichts für Witwen und Waisen<br />

Bei den Aktien liegt Manchester United klar vor Juventus Turin.<br />

Quelle: Datastream<br />

Lazio Rom wurden gar aufgrund von finanziellen<br />

Schwierigkeiten vom Handel suspendiert.<br />

Wie es einmal ein Vertreter der im<br />

italienischen <strong>Fussball</strong> aktiven Finanzprüfungskommission<br />

treffend formulierte, sind<br />

Aktien von <strong>Fussball</strong>klubs eben «keine<br />

Anlagen für Witwen und Waisen». Die überwiegende<br />

Mehrheit von Flops erstaunt nicht<br />

weiter, wenn man einen genaueren Blick auf<br />

den Zustand der hoch verschuldeten <strong>Fussball</strong>industrie<br />

wirft.<br />

Für viele Klubs schien ein Börsengang<br />

eine gute Möglichkeit zu sein, sich neue<br />

finanzielle Perspektiven zu verschaffen. Allerdings<br />

wurde häufig versäumt, mit den neuen<br />

Mitteln professionellere Unternehmensstrukturen<br />

einzurichten und neue Geschäftsfelder<br />

zu erschliessen. Die <strong>Fussball</strong>industrie wird<br />

kaum eine tief greifende Sparaktion vermeiden<br />

können. Dieser Gesundungsprozess wird<br />

Sportlich gesehen hatten die Bayern in<br />

diesem Jahr gegen das millionenschwere<br />

Starensemble von Real Madrid im Achtelfinal<br />

der Champions League noch das Nachsehen.<br />

Doch den Beweis, dass sich Erfolg<br />

im <strong>Fussball</strong> nicht kaufen lässt, haben die<br />

Madrilenen in den Wochen danach gleich<br />

selbst geliefert: Aus im Viertelfinal gegen<br />

Monaco, Niederlage im Pokalfinal gegen<br />

Saragossa, Verlust von acht Punkten Vorsprung<br />

in sechs Spieltagen in der Meisterschaft.<br />

Kein Zweifel: Wirtschaftlich wie<br />

sportlich ist im <strong>Fussball</strong> der Ball noch immer<br />

rund und unberechenbar. ❙<br />

Manchester United<br />

Juventus Turin<br />

2002 2003 2004<br />

220<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

allerdings einige Zeit in Anspruch nehmen.<br />

Dementsprechend bleiben <strong>Fussball</strong>aktien<br />

abgesehen von sehr wenigen Ausnahmen in<br />

absehbarer Zukunft lediglich «Fanpapiere»,<br />

zumal deren Liquidität meist äusserst dürftig<br />

ist. Manchmal lohnt es sich allerdings, doch<br />

auf seinen Klub zu setzen. Der in der zweithöchsten<br />

englischen Profiliga spielende<br />

Londoner Klub Millwall hat sich mit der<br />

Qualifikation für das diesjährige Finalspiel<br />

des legendären FA Cup vom 22. Mai nicht<br />

nur in den <strong>Fussball</strong>olymp gespielt, sondern<br />

auch die Investoren in den siebten Himmel<br />

gekickt. Die Millwall-Aktien haben sich seit<br />

Beginn des Jahres mehr als verdoppelt und<br />

führen den Palmarès innerhalb des Dow-<br />

Jones-Stoxx-Football-Champions-Index<br />

derzeit deutlich an. ❙<br />

Bertrand W. Merkli<br />

Tel. 01 334 88 52, bertrand.w.merkli@credit-suisse.com

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