Im Ausbildungszentrum Huttwil bereitet sich die U19 für grosse Aufgaben vor: die EM im eigenen Land.
Fotos: Gee Ly, Andreas Meier Schweizer Nachwuchsfussball im Fahrplan – Richtung EURO 2008 Der Schweizer Nachwuchsfussball sorgte zuletzt mehrmals für positive Schlagzeilen. Die Erfolge sind nicht zuletzt auf das Nachwuchsförderungskonzept zurückzuführen, das der Technische Direktor Hansruedi Hasler mit Unterstützung der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> seit 1996 vorangetrieben hat. Von Peter Birrer � 1995 befand sich der Schweizer <strong>Fussball</strong> auf einem wahren Höhenflug. Die A-Nationalmannschaft hatte nach 28-jähriger Absenz ein WM-Endrundenabenteuer in den USA hinter und die EM in England vor sich. Im gleichen Jahr beschloss der SFV, erstmals einen Technischen Direktor einzustellen. Ein weiser Entscheid. Ausgewählt wurde Hansruedi Hasler, ausgebildeter Primar- und Sportlehrer, der in Magglingen als Erziehungswissenschaftler arbeitete. Er erhielt von der Verbandsführung ein Jahr Zeit, um ein Nachwuchsförderungskonzept auszuarbeiten. Hasler besuchte acht europäische Länder, die er im mittleren Qualitätsbereich des europäischen <strong>Fussball</strong>s ansiedelte, um Eindrücke aus anderen Nationen in vergleichbarer Grösse zu gewinnen. Fünf vollamtliche Nachwuchstrainer Sein Bestreben war es, die Professionalisierung voranzutreiben. Dafür verpflichtete der SFV fünf vollamtliche Nachwuchstrainer, die mit einem dreiteiligen Pflichtenheft ausgestattet wurden: p Jeder Verbandstrainer hat eine Nachwuchsauswahl zu führen. p Jedem Trainer wird eine Region zugeteilt. In dieser ist er für die Betreuung ausgewählter Klubs zuständig (er besucht und unterstützt fachlich den Verein, unterhält den Kontakt zu Trainern und Auswahlspielern). p Jeder Trainer beobachtet die entsprechenden Regionalauswahlen. 1996 trat das Konzept in Kraft, damals mit Unterstützung von gut 1,25 Millionen Franken jährlich von Hauptsponsor <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong>. Mittlerweile ist nicht nur dieser Beitrag massiv – auf rund 3,3 Millionen Franken – angehoben worden. Auch inhaltlich wurde das Konzept in den letzten acht Jahren verfei- Hansruedi Hasler weiss, dass nur eine hochprofessionelle Förderung unseren zahlenmässig beschränkten Talenten helfen kann. nert und ausgebaut. Neben den fünf Auswahltrainern Bernard Challandes (U21), Pierre-André Schürmann (U19), Martin Trümpler (U18), Markus Frei (U17, bis Juni 2004, danach Nachwuchschef des Grasshopper-Clubs) und Yves Débonnaire (U16) sind eineinhalb Torhütertrainer-Stellen geschaffen worden. Würden es die finanziellen Voraussetzungen zulassen, würde Hasler gerne einen weiteren Ausbildner verpflichten, weil die U20-Auswahl derzeit von Ausbildungschef Daniel Ryser betreut wird. Erstes Ausbildungszentrum in Payerne Im Jahr 2000 wurde in Payerne ein erstes Ausbildungszentrum eröffnet, dem ein Jahr später ein zweiter Stützpunkt in Frauenfeld folgte. An beiden Orten werden je zwei Trainer im 50-Prozent-Arbeitsverhältnis beschäftigt. Die Ausbildungszentren funktionieren so, dass die Talente bei Gastfamilien wohnen, die achte und neunte Klasse in FUSSBALL normalen Schulen besuchen, aber die Möglichkeit bekommen, sechsmal pro Woche zu trainieren. Am Freitagabend kehren sie heim zu ihren Eltern und spielen am Wochenende in ihren Stammklubs. Im Sommer 2004 wird in Huttwil ein Ausbildungszentrum für Juniorinnen eröffnet; geplant ist zudem ein weiterführendes Zentrum für Junioren in Lausanne. Insgesamt präsentiert sich der SFV im Bereich Nachwuchs heute so, dass Hasler sagen darf: «Wir haben einiges erreicht.» Als den grössten Erfolg bezeichnet der Technische Direktor den EM-Titel der U17-Nationalmannschaft 2002 in Dänemark; Platz 3 der U21 an der EM im eigenen Land 2002 kommt in der Aufzählung der Glanzresultate als Nächstes; die Qualifikation der U21 für das diesjährige EM-Turnier (für das sich die acht besten Nationen Europas qualifiziert haben) ist ebenfalls herausragend; und die Qualifikation der A-Nationalmannschaft für Portugal ist ebenso überragend, weil im aktuellen Kader acht Spieler stehen, die in den Genuss des Ausbildungsprogramms gekommen sind. Talente noch viel früher fördern Aber Hasler wäre nicht Hasler, würde er sich heute zurücklehnen. Seine Profitrainer haben Schwachstellen im Schweizer <strong>Fussball</strong> aufgedeckt, die sich nicht von heute auf morgen beheben lassen. Da ist zum einen das noch immer ungenügende Techniktraining auf Altersstufe C- und D-Junioren. Da besteht zum Zweiten das Problem, dass die Trainingsstrukturen in vielen Vereinen zu wenig professionell sind, also beispielsweise Morgen- oder Nachmittagstrainings nicht wunschgemäss angeboten werden. Und zum Dritten ist es aus der Sicht von Hansruedi <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Bulletin 2-04 27