Fussball - Credit Suisse eMagazine - Deutschland
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Musik gewordene Leidenschaft<br />
In der römischen Arena von Avenches findet vom 9. bis 24.Juli das von der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> unterstützte<br />
Opernfestival statt. Zum zehnjährigen Jubiläum wird «Carmen» aufgeführt – eine der beliebtesten Opern<br />
überhaupt. Von Ruth Hafen<br />
Dass die Geschichte von Carmen nicht gut<br />
ausgehen kann, macht Georges Bizet<br />
schon in der Einleitung zur Oper klar. Nach<br />
dem triumphalen Einstieg mit Pauken und<br />
Trompeten reisst der Komponist kurz einige<br />
Grundthemen an: Carmens Habanera, das<br />
Torerolied von Escamillo und nicht zuletzt –<br />
die düsteren Streicher lassens erahnen –<br />
Carmens Tod. Zur Auffrischung: Der Soldat<br />
Don José verliebt sich in die Zigeunerin<br />
Carmen, desertiert ihretwegen und wird<br />
Bandit. Carmen verfällt jedoch bald dem<br />
Stierkämpfer Escamillo und verschmäht<br />
Don José. Darauf ersticht er sie.<br />
Triumph und Tod. Im wirklichen Leben –<br />
zumal in jenem von Bizet – war die<br />
Reihenfolge umgekehrt. Die Uraufführung<br />
70 <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Bulletin 2-04<br />
der Oper an der Pariser Opéra Comique<br />
am 3. März 1875 war ein ziemlicher Reinfall.<br />
Das Thema wurde von der aufstrebenden<br />
Bourgeoisie als anstössig, die Partitur<br />
als hingeschustert abgelehnt. Bizet starb<br />
auf den Tag drei Monate nach der Uraufführung<br />
von «Carmen». Er starb, ohne<br />
zu wissen, dass er einen Mythos geschaffen<br />
hatte und seine Oper eines der am häufigsten<br />
gespielten Werke der Welt werden würde.<br />
Die Wirkungsgeschichte von «Carmen»<br />
ist unüberschaubar. Allein die Pariser<br />
Opéra Comique zählte bis 1940 über 2200<br />
«Carmen»-Aufführungen.<br />
Mit «Carmen» gegen das Wagner-Trauma<br />
Die Fangemeinde von «Carmen» ist immens.<br />
Einer der frühesten Liebhaber war Friedrich<br />
Nietzsche, der «Carmen» dazu benutzt<br />
haben soll, sein Wagner-Trauma abzuarbeiten.<br />
1983 war Carlos Sauras Tanzfilm<br />
für eine neue «Carmen»-Euphorie verantwortlich.<br />
Die multimediale Vereinnahmung<br />
des Werks ist einzigartig, nicht erst seit<br />
den Monsteraufführungen in Sportarenen,<br />
lautsprecherverstärkt für Tausende von<br />
Zuschauern. Von elektronischen Hilfsmitteln<br />
hält der Gründer und künstlerische Leiter<br />
des Opernfestivals Avenches, Sergio<br />
Fontana, nichts: «Wir verzichten mit Absicht<br />
auf eine elektronische Verstärkung, wie<br />
sie heute leider allseits üblich geworden ist.<br />
Dies wäre eine Verfälschung der Oper.»<br />
Dafür legt er Wert auf eine authentische<br />
Inszenierung. Neben 17 Solisten, 84 Musikern,<br />
80 Chormitgliedern und 35 Statisten<br />
(darunter auch Esel und Pferde) werden<br />
auch vier Tänzerinnen und zwei Tänzer von<br />
«Flamencos en route» dabei sein. Brigitta<br />
Luisa Merki, Gründerin der Schweizer<br />
Tanztruppe: «Diese Zusammenarbeit ist<br />
spannend. Die Bühnenproben mit dem<br />
Orchester und allen Darstellern finden kurz<br />
vor der Premiere im Originalbühnenbild<br />
statt. Da kommt es oft zu Überraschungen,<br />
weil das Orchester eine andere Geschwindigkeit<br />
spielt als auf der CD, mit der wir<br />
geübt haben.» Doch die Truppe, die nach<br />
der «Carmen»-Inszenierung 1996 und «La<br />
Traviata» 1997 bereits zum dritten Mal mitmacht,<br />
ist flexibel und wird diese und andere<br />
Unwägbarkeiten professionell meistern.<br />
Andalusisches Vorspiel auf der Plaza<br />
Professionell geht es auch neben der Bühne<br />
zu und her. Rund 600 Personen sind für<br />
das gute Gelingen des Festivals im Einsatz.<br />
Gastronomische und künstlerische Einlagen<br />
auf der «Plaza» oberhalb der Arena sollen<br />
die Besucher bereits vor der Aufführung in<br />
das andalusische Ambiente einstimmen:<br />
Tanzgruppen, Musikanten, Handleserinnen<br />
und Gaukler erwarten die Besucher. Ein<br />
Barbetrieb rundet das Angebot ab. Und was<br />
könnte es Schöneres geben als ein Glas<br />
Rioja, der einem das Herz wärmt und die<br />
Zunge lockert zum (dezenten) Mitsingen<br />
des Torerolieds im zweiten Akt: «Toréador,<br />
en garde! / Et songe bien, oui, songe<br />
en combattant, / qu’un œil noir te regarde /<br />
et que l’amour t’attend! / Toréador,<br />
l’amour t’attend!»<br />
«Carmen» wird an folgenden Daten<br />
aufgeführt: 9./10./14./16./17./21./23. und<br />
24. Juli 2004. Bulletin verlost je dreimal<br />
zwei Tickets für den 17. und den 24. Juli.<br />
An der Verlosung teilnehmen können<br />
Sie auf www.credit-suisse.com/emagazine/<br />
wettbewerbe. Mehr Infos zum Opernfestival<br />
auf www.avenches.ch.