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Fussball - Credit Suisse eMagazine - Deutschland

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Fotos: Bill Varie/Corbis, Martin Stollenwerk<br />

Die volkswirtschaftliche Bedeutung eines<br />

stabilen Bankensystems wird immer dann<br />

eindrücklich vor Augen geführt, wenn irgendwo<br />

eine Finanzkrise ausbricht. Geht es darum,<br />

einen Flächenbrand zu vermeiden oder<br />

einzuschränken, spielen solide Bankinstitute<br />

eine wichtige Rolle. Hier setzt Basel II an:<br />

Die 2007 in Kraft tretende neue Eigenkapitalvereinbarung<br />

des Basler Ausschusses für<br />

Bankenaufsicht schafft Rahmenbedingungen<br />

für Anreize, die Entwicklung des Risikomanagements<br />

in den Banken voranzutreiben.<br />

Die Mindestkapitalanforderungen sollen<br />

risikosensitiver und umfassender werden.<br />

Man erhofft sich davon eine effizientere<br />

Risikobewältigung – bei gleich hohem regulatorischem<br />

Kapital im Gesamtbankensystem<br />

wie bis anhin.<br />

Die Umsetzung der Vorschriften beruht<br />

zukünftig auf zwei Standbeinen: Neben der<br />

traditionellen Bankenaufsicht sollen zusätzlich<br />

die regulierenden Kräfte der Marktdisziplin<br />

stärker ausgeschöpft werden. Die neuen<br />

Rahmenbedingungen schaffen neue Entscheidungsvoraussetzungen<br />

für Management,<br />

Direktinvestoren und Anleger. Sie können<br />

Auslöser oder Treiber von strukturellen<br />

Veränderungen in der Bankenbranche sein.<br />

Markt dient als zusätzliche Aufsichtsinstanz<br />

Grundsätzlich dienen Vorschriften, die an<br />

Wirtschaftsakteure gerichtet sind, dem Schutz<br />

übergeordneter gesellschaftlicher Interessen.<br />

Bei freiem Spiel der Marktkräfte laufen<br />

diese Gefahr, ungenügend berücksichtigt zu<br />

werden. Durch Vorschriften werden die Spielregeln<br />

innerhalb eines abgesteckten Geltungsbereichs<br />

definiert und die einzelnen<br />

Marktteilnehmer in ihrer Handlungsfreiheit<br />

eingeschränkt. Da die Akteure so wissen,<br />

was sie erwartet, kann ein reguliertes System<br />

wesentlich an Stabilität und Effizienz gewinnen.<br />

Auflagen können im Weiteren dazu<br />

dienen, die Akzeptanz und Glaubwürdigkeit<br />

eines Systems gegen aussen zu erhöhen.<br />

Etwa dann, wenn in einer Branche bestimmte<br />

Sicherheitsstandards einzuhalten sind.<br />

Aufsichtsinstanzen haben den Auftrag, die<br />

Einhaltung von Auflagen zu überwachen und<br />

bei Verfehlungen Sanktionen auszusprechen.<br />

Nur sind ihre Möglichkeiten sowie die personellen<br />

und finanziellen Ressourcen oft begrenzt.<br />

Aus diesem Grund wird vermehrt – so<br />

auch in Basel II – auf die disziplinierende<br />

Wirkung der Märkte zurückgegriffen. Eine<br />

«Basel II nutzt regulierende<br />

Kräfte des Marktes.»<br />

Cesare Ravara und Monika Engler,<br />

Economic & Policy Consulting<br />

Möglichkeit sind Offenlegungsvorschriften,<br />

die den Zugang zu Unternehmensinformationen<br />

für Aussenstehende erleichtern. Dadurch<br />

kann die Fähigkeit der Märkte genutzt<br />

werden, Informationen rasch und effizient zu<br />

verarbeiten. Je mehr die Transparenz steigt<br />

und sich die ungleiche Verteilung der Information<br />

reduziert, desto deutlicher sind die<br />

Signale, die der Markt aussenden kann.<br />

Sinkt beispielsweise der Aktienkurs eines<br />

Unternehmens oder verschlechtert sich seine<br />

Bonität, können Regulatoren auf mögliche<br />

Schieflagen schliessen. Der Markt dient so<br />

als zusätzliche Aufsichtsinstanz. Daneben<br />

kann er Unternehmen aber auch sanktionieren.<br />

Die Marktsignale sind in diesem Fall<br />

stark genug, um das Verhalten der Unternehmensführung<br />

in eine (aus Regulatorensicht)<br />

wünschbare Richtung zu lenken.<br />

Im Fall von Finanzkrisen bleibt oft strittig,<br />

ob deren Umsichgreifen (Dominoeffekt) mit<br />

mehr Regulierung hätte eingedämmt oder<br />

gar vermieden werden können. Basel II baut<br />

sowohl auf die Überprüfungsverfahren der<br />

nationalen Aufsichtsbehörden wie auf die<br />

regulierende Rolle der Marktdisziplin. Die<br />

Neufassung der Eigenkapitalvereinbarung<br />

aus dem Jahr 1988 ist ein weiterer Meilenstein<br />

in der internationalen Harmonisierung<br />

der Regulierung des Bankenwesens. Sie versucht,<br />

dem komplexer gewordenen Bankgeschäft<br />

und den jüngsten Entwicklungen im<br />

Risikomanagement Rechnung zu tragen und<br />

die Kapitalanforderungen an Banken risiko-<br />

WEALTH MANAGEMENT TOPICS<br />

sensitiver auszugestalten. Das regulatorisch<br />

geforderte Kapital soll stärker vom ökonomischen<br />

Risiko abhängig sein und damit näher<br />

an das von den Banken aus eigenem Ermessen<br />

und aus betriebswirtschaftlichem Kalkül<br />

gehaltene Eigenkapital gebracht werden.<br />

Dafür steht den Banken eine Reihe von<br />

Optionen zur Verfügung, die die Berechnung<br />

des zur Abfederung von Verlusten mindestens<br />

notwendigen Eigenkapitals erlauben.<br />

Modernes Risikomanagement wird belohnt<br />

Im Wesentlichen unterstützt Basel II die<br />

Bemühungen der Banken, ihre Risiken mit<br />

modernen Verfahren zu steuern. Fortschrittliches<br />

Risikomanagement wird mit tendenziell<br />

geringeren Mindestkapitalanforderungen in<br />

den entsprechenden Geschäftsbereichen<br />

belohnt. Dafür sind die Offenlegungspflichten<br />

umfassender und strenger (Grafik Seite 56).<br />

Dahinter steckt die Absicht, dass Marktteilnehmer<br />

sich besser über das Risikoportfolio,<br />

die Risikomanagementmodelle und die Angemessenheit<br />

der Kapitalausstattung einer<br />

Bank informieren und ihre Anlagedispositionen<br />

auf Grund einer erhöhten Transparenz<br />

treffen können. Denkbar ist aber auch, dass<br />

durch die erweiterte Offenlegung im Banken-<br />

3 Das Economic Briefing Nummer 36 «Basel II –<br />

Meilenstein der Bankenregulierung» kann mit<br />

beiliegendem Talon bestellt werden. Es legt die<br />

Grundlinien von Basel II dar und diskutiert mögliche<br />

Auswirkungen auf das Risikomanagement<br />

und das regulatorische Kapital der Banken sowie<br />

auf die Bankenlandschaft und die Volkswirtschaft.<br />

Die Studie ist auch im Internet abrufbar<br />

unter http://research.credit-suisse.ch/de/<br />

publications/ecobriefing<br />

sektor aufkeimende Tendenzen zur strukturellen<br />

Veränderung – wie Fusionen oder<br />

Übernahmen – unterstützt werden (siehe<br />

dazu auch den Artikel «Geraten europäische<br />

Banken unter Fusionsdruck?» auf Seite 61).<br />

Dies, wenn es kauf- respektive übernahmeinteressierten<br />

Kandidaten durch die neuen<br />

Vorschriften gelingt, für ihre Evaluation<br />

wesentliche Zusatzinformationen zu generieren.<br />

Letztlich wird die Praxis zeigen, inwiefern<br />

und für wen – Regulatoren, Bankeinleger,<br />

Investoren – die Veröffentlichung der<br />

grossen Menge detaillierter, hoch technischer<br />

Informationen sachdienlich ist.<br />

Cesare Ravara<br />

Tel. 01 333 59 12, cesare.ravara@credit-suisse.com<br />

Monika Engler<br />

Tel. 01 334 39 38, monika.engler@credit-suisse.com<br />

<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Bulletin 2-04 57

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