4_99 c20040129 [122].pdf 7377KB Aug 21 2007
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Daß die ärztliche Versorgung der Fremdarbeiter vollkommen<br />
jener der deutschen Bevölkerung entsprach, sei nur am Rande<br />
erwähnt. Schwangere Ausländerinnen bekamen z.B. bei der<br />
Entbindung die gleichen sozialen Leistungen gewährt wie<br />
deutsche Frauen.<br />
Wer die Berichte über die damalige Freizeitgestaltung der<br />
Fremdarbeiter liest, in denen mit genauen Einzelheiten über<br />
die künstlerischen und sonstigen Veranstaltungen berichtet<br />
wird, die durch die DAF über ein Kraft-durch-Freude-<br />
Programm durchgeführt wurden, kommt aus dem Staunen<br />
nicht heraus. Künstlertruppen aus den besetzten Ländern<br />
wurden im Reich verpflichtet, um ihren Landsleuten ein kulturelles<br />
Programm in der Landessprache anzubieten. In einer<br />
Zeit der Mangelwirtschaft wurden noch Waren verteilt, die<br />
im normalen Verkauf nicht mehr zu haben waren. Der DAF-<br />
Angestellte Karl Carius bestätigt solche Bemühungen:<br />
»Ich will nicht unerwähnt lassen, daß ich u.a. nur für die<br />
fremdländischen Arbeiter folgende Musikinstrumente habe<br />
anfertigen und verteilen lassen: 5 000 Gitarren, 5 000<br />
Mandolinen, 5 000 Balaleikas, 200 - 300 Geigen.« (P.L.<br />
170 Arb. 2)<br />
Dies betrifft das Sozialamt der DAF in Berlin.<br />
Was in der heutigen Darstellung jenseits absurder Behauptungen<br />
über eine angeblich schlechte Lage der damaligen<br />
Fremdarbeiter auch vergessen wird, ist der Nutzen, den<br />
Fremdarbeiter unmittelbar durch ihre oft aufwendige Ausbildung<br />
in den Fabriken für ihr weiteres Leben gehabt haben.<br />
Wer über die kleinen Ärgernisse des Alltags hinwegsieht,<br />
wird über die schwere Lage durch die Kriegsereignisse hinaus<br />
feststellen, wie weit sich hier bereits eine Schicksalsgemeinschaft<br />
zwischen Deutschen und Ausländern entwickelt<br />
hat, die nicht mehr vom Haß, sondern vom gegenseitigen<br />
Verständnis und Wertschätzung durch eine jahrelange gemeinsame<br />
Arbeit geprägt war. Auch dies war ein wesentlicher<br />
Teil, der die europäische Gemeinschaft von heute mit<br />
ermöglicht hat.<br />
Deutsche Zwangsarbeit und ihre Entschädigung<br />
Ein endlich zu lösendes Nachkriegsproblem<br />
Von Prof. Emil Schlee<br />
Die in die Öffentlichkeit getragene Diskussion um die Entschädigung ehemaliger KL-Insassen und Zwangsarbeiter<br />
zeichnet sich nicht nur dadurch aus, daß Fakten ausgeblendet und Legenden und Greuelgeschichten zur Wirklichkeit<br />
erhoben werden. Sie ist vielmehr noch weitaus mehr gekennzeichnet durch eine kaum zu überbietende Parteilichkeit<br />
und Einseitigkeit. Wie üblich wird auch hier wieder einmal übersehen, daß das deutsche Volk, das seit 5<br />
Jahrzehnten die Zeche für die sogenannte Wiedergutmachung zu zahlen hat, selbst noch viel mehr unter den Unrechtstaten<br />
der Siegermächte und ihrer Verbündeten gelitten hat. Nachfolgend wird das ungesühnte, ja noch nicht<br />
einmal als solches öffentlich zu Kenntnis genommene Unrecht der völkerrechtswidrigen Verschleppung und<br />
Zwangsarbeit von Millionen deutscher Männer, Frauen und Kinder aufgezeigt und eine minimale Wiedergutmachungssumme<br />
für dieses Unrecht errechnet.<br />
1. Das Kreuz der „Einäugigkeit“ in geschichtlicher „Vergangenheitsbewältigung“<br />
Winfried Martini begann die Einleitung seines aufschlußreichen<br />
Buches Der Sieger schreibt die Geschichte. Anmerkungen<br />
zur Zeitgeschichte mit dem Satz: 1<br />
»Es gehört zu den faszinierenden Phänomen unserer Zeit,<br />
in welchem Ausmaß eine militärische Niederlage die Geschichtsschreibung<br />
und das allgemeine Geschichtsbewußtsein<br />
beeinflußt und der Sieger von moralischen Urteilen<br />
verschont bleibt.«<br />
Diese Erfahrung gehörte in diesem 20. Jahrhundert zum Alltag<br />
der Deutschen. Ein Jahrhundert, das nicht, wie Prof. Eberhard<br />
Jäckel meint, »Das deutsche Jahrhundert« 2 war, sondern,<br />
wie Prof. Arnulf Baring zu Recht gegenfragt: 3<br />
»War unser Jahrhundert nicht geprägt vom Aufstieg der<br />
Vereinigten Staaten zur schließlich einzigen Weltmacht?<br />
[…] Wie man es auch dreht und wendet: […] es war überhaupt<br />
nicht das unsere, weder im Guten noch im Bösen.«<br />
Aber, im »Bösen« vereint, schuf man seit Abtreten Otto von<br />
Bismarcks 1890 in aller Stille und groß angelegter Planung<br />
mit unüberbietbarer zerstörerischer Absicht und Zielsetzung<br />
eine Anti-Deutsches-Reich-Koalition, die das Deutsche Reich<br />
Bismarcks zerschlagen, das deutsche Volk für immer vernichten<br />
und die überlegene Wirtschaftskonkurrenz Deutschlands<br />
endgültig aus der Welt schaffen sollte. Um dieses Ziel<br />
zu erreichen, war jedes Mittel recht.<br />
Die zentrale Figur dieses Jahrhundertkonzepts mit universalem<br />
Sendungsbewußtsein war der langjährig regierende<br />
amerikanische Präsident Franklin Delano Roosevelt (1882-<br />
1945), der von 1913-1920 Stellvertretender Marineminister<br />
und von 1933-1945 Präsident der Vereinigten Staaten von<br />
Nordamerika war, also gerade zu Zeiten der beiden Weltkriege<br />
großen Einfluß hatte. Er organisierte die größte<br />
Kriegsmaschinerie der Weltgeschichte, 4 die dieses Jahrhundert<br />
in zwei Weltkriegen (oder auch im „Dritten Dreißigjährigen<br />
Krieg“) überrollte, gleichgültig, ob es die übrige<br />
Welt wollte oder nicht. Daher stehen am Ende dieses Jahrhunderts<br />
noch seine Truppen in unserem Land, ist die Bun-<br />
372 VffG · 1<strong>99</strong>9 · 3. Jahrgang · Heft 4