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2. Es gab auch Millionen deutsche Zwangsarbeiter!<br />

Im Gegensatz zum Thema „Zwangsarbeit im Dritten<br />

Reich“ gibt es kaum Untersuchungen über „Zwangsarbeit<br />

deutscher Kriegsgefangener und Zivilinternierter im Ausland“<br />

(siehe Tabellen). 13<br />

Es ist erschütternd, mit welcher Einäugigkeit neben Themen<br />

wie Kriegsschuld, Überfalltheorien, Deutsche Wehrmacht,<br />

Weltmachtpläne nun auch das Thema „Zwangsarbeit<br />

und Entschädigung“ behandelt wird. Auffallend dabei<br />

das fehlende Bemühen, das spezielle Thema „Zwangsarbeit“<br />

in einem zeitgeschichtlichen Rahmenvorgang im<br />

Sinne gleichartiger Vorgänge in fast allen kriegsbeteiligten<br />

Ländern zu sehen sowie dabei grundsätzlich von der längst<br />

überholten Alleinkriegsschuldthese gegenüber Deutschland<br />

auszugehen. Unsere Zeitgeschichtler haben manche<br />

erdrutschartigen Veränderungen in der Weltkriegsgeschichte<br />

dieses Jahrhunderts zum Teil noch gar nicht registriert.<br />

Für sie scheint auch das Millionenheer deutscher<br />

Zwangsarbeiter von fast zwölf Millionen deutschen Soldaten<br />

und 1,7 Millionen verschleppten deutschen Zivilpersonen<br />

in 20 verschiedenen Gewahrsamsstaaten zum<br />

Teil mit mehr als zehnjährigen Zwangsaufenthalten in diesen<br />

Ländern überhaupt kein Thema zu sein. Da spricht<br />

man von einem der größten NS-Verbrechen, das noch ungesühnt<br />

sei, »obwohl schon in den Nürnberger Prozessen<br />

einer der vier Hauptanklagepunkte auf „Sklavenarbeit“<br />

lautete« (vgl. F.A.Z. vom 31. März 1<strong>99</strong>9, S. 51), ohne zu<br />

bedenken, daß die Richter der Tribunale aus Ländern<br />

stammten, in denen zeitgleich solche „größten Verbrechen“<br />

ebenfalls stattfanden. Oder es schreibt Prof. Ulrich<br />

Herbert (Freiburg) in einem ganzseitigen F.A.Z.-Beitrag<br />

(v. 16. März 1<strong>99</strong>9, S. 54) mit der Überschrift »Das Millionenheer<br />

des modernen Sklavenstaats. Verschleppt, verschlissen,<br />

vergessen: Wer waren die Zwangsarbeiter des<br />

Dritten Reiches, und welches Schicksal erwartete sie?«<br />

bedenkenlos den Satz:<br />

»Der nationalsozialistische Ausländereinsatz zwischen<br />

1939 und 1945 stellt den größten Fall der massenhaften,<br />

zwangsweisen Verwendung von ausländischen Arbeitskräften<br />

in der Geschichte seit dem Ende der Sklaverei<br />

im neunzehnten Jahrhundert dar. Im Spätsommer 1944<br />

waren auf dem Gebiet des „Großdeutschen Reiches“<br />

7,6 Millionen ausländische Zivilarbeiter und Kriegsgefangene<br />

offiziell als beschäftigt gemeldet, die man größtenteils<br />

zwangsweise zum Arbeitseinsatz ins Reich gebracht<br />

hatte.«<br />

Der Beitrag erweckt den Eindruck, als hätte es den „Sklavenstaat<br />

Sowjetunion“ gar nicht gegeben, in dem Sibirien vom<br />

Ural bis zur Bering-Straße zum<br />

riesigen internationalen Friedhof<br />

von Toten aus mehr als 28<br />

Nationen geworden war. 14<br />

Auch in der fraglichen Zeit<br />

von 1939 bis 1945 und bis<br />

1956 erreicht der „sowjetische<br />

Ausländereinsatz“ einschließlich<br />

der deutschen Kriegsgefangenen<br />

und Zivilverschleppten<br />

ständig zweistellige Millionenzahlen,<br />

die in weit mehr<br />

als 2.000 Arbeits- und Todeslagern<br />

zum Teil unter primitivsten<br />

Lebens- und Lagerbeding-<br />

Nicht oder beschränkt arbeitsfähige Heimkehrer 12<br />

Gewahrsamsland Heimkehr im<br />

Jahr-Monat<br />

Anzahl<br />

der<br />

Heimkehrer<br />

nicht<br />

arbeits-<br />

fähig<br />

ungen Sklavenarbeit leisten mußten (z.B. Workuta).<br />

Noch im Herbst 1955 waren es mehr als 20 Millionen<br />

Zwangsarbeiter. 15 Nach dem Kriege gab es in den besetzten<br />

Gebieten und überhaupt auch in den „Volksdemokratien“ geradezu<br />

Verschleppungsrekorde zur Zwangsarbeit. Es gab geheime<br />

Sowjetbefehle, um z.B.<br />

27.000 untertagearbeitsfähige<br />

Deutsche im Gebiet der DDR<br />

zu verhaften, und sie gegen arbeitsunfähige<br />

deutsche Kriegsgefangene<br />

in der Sowjetunion<br />

auszutauschen. 16<br />

Bei den Westmächten war es<br />

vor allem Frankreich, das<br />

kriegsgefangene Deutsche völkerrechtswidrig<br />

zur Zwangsarbeit<br />

einsetzte. Tausende deutsche<br />

Landser in französischer<br />

Gefangenschaft kamen beim<br />

Minenräumen um oder erlitten<br />

374 VffG · 1<strong>99</strong>9 · 3. Jahrgang · Heft 4<br />

Prozent<br />

Durchgangs- bzw. Entlassungslager<br />

in<br />

Deutschland<br />

Großbritannien 1948 Mär-Nov 11.4<strong>99</strong> 0 Hammelberg<br />

Frankreich 1947 Mai-Jun 370 28 Ulm-Kienlesberg<br />

1948 Feb-Mär 310 44 Ulm-Kienlesberg<br />

Jul-<strong>Aug</strong> 1.408 6 Ulm-Kienlesberg<br />

Okt-Nov 5.615 0,l Ulm-Kienlesberg<br />

1949 Jan-<strong>Aug</strong> 2.541 0 Ulm-Kienlesberg<br />

Sowjetunion 1946 <strong>Aug</strong> 24.126 66 Friedland<br />

Sep-Okt 12.260 83 Fiedland<br />

1947 Mär-Jun 90 Friedland<br />

1948 Feb-Dez 16.794 62 Hersfeld-Waldschänke<br />

Mär-Dez 70.955 85 Hof-Moschendorf<br />

Dez 54 Friedland<br />

1949 Jan-Dez <strong>21</strong>.427 67 Hersfeld-Waldschänke<br />

Jan-Feb 390 36 Hof-Moschendorf<br />

Jan-Feb 40 Friedland<br />

Mai-Jun 9.202 48 Hof-Moschendorf<br />

Okt 7.076 43 Hof-Moschendorf<br />

Dez 15.587 68 Hof-Moschendorf<br />

Dez-<br />

1950 Apr<br />

70 Friedland<br />

Jan 6.060 64 Hof-Moschendorf<br />

Jan 2.391 58 Hersfeld-Waldschänke<br />

Apr 1.729 69 Hof-Moschendorf<br />

Feb-Sep 1.159 <strong>99</strong> Hersfeld-Waldschänke<br />

Polen 1948 Nov-Dez 446 70 Hersfeld-Waldschänke<br />

Dez 1.446 86 Hof-Moschendorf<br />

1949 Feb 1.4<strong>21</strong> 77 Hof-Moschendorf<br />

Mai-Jun 2.016 51 Hof-Moschendorf<br />

Okt 419 82 Hof-Moschendorf<br />

Feb.-Dez 1.380 68 Hersfeld-Waldschänke<br />

1950 Apr-Mai 109 100 Hersfeld-Waldschänke<br />

Apr 138 65 Hof-Moschendorf<br />

Jun 17 80 Hof-Moschendorf<br />

1951 Apr 85 60 Hof-Moschendorf<br />

Tschecho- 1948 Sep-Dez 1.4<strong>21</strong> 46 Hof-Moschendorf<br />

slowakei Dez 1<strong>21</strong> 43 Hersfeld-Waldschänke<br />

1950 Feb 113 86 Hersfeld-Waldschänke<br />

1954 Jan-Mär 2<strong>21</strong> 87 Hof-Moschendorf<br />

Jugoslawien 1948 Nov-Dez 2.309 48 Hersfeld-Waldschänke<br />

Dez 196 18 Hof-Moschendorf<br />

Dez 4.485 46 Ulm-Kienlesberg<br />

1949 Jan 2.494 50 Ulm-Kienlesberg<br />

Jan-Feb 650 58 Hof-Moschendorf<br />

Jan-Feb 915 58 Hersfeld-Waldschanke<br />

Feb 17 33 Ulm-Kienlesberg<br />

<strong>Aug</strong> 19 74 Hersfeld-Waldschänke<br />

1950 Apr-Jun 220 9 Ulm-Kienlesberg

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