Magazin 198801
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DeuCsches Roees Kreul + 1<br />
Zur Geschichte und zur Gliederung der<br />
"Bewegung des Internationalen Roten Kreuzes und des Roten Halbmondes"<br />
125 Jahre: das Internationale Rote Kreuz<br />
Das Internationale Rote Kreuz,<br />
heute auch "Bewegung des Internationalen<br />
Roten Kreuzes und<br />
des Roten Halbmondes" genannt,<br />
kann in diesem Jahr auf sein<br />
125jähriges Bestehen zurückblicken.<br />
Geschichte<br />
Der Schweizer Henry Dunant<br />
hat im Juli 1859 an einer Schlacht<br />
zwischen Österreichern und<br />
Franzosen bei Solferino in Oberitalien<br />
als Beobachter teilgenommen<br />
und angesichts von 40000<br />
Verwundeten und Toten noch auf<br />
dem Schlachtfeld erste Hilfe geleistet.<br />
Seine Erfahrungen veröffentlichte<br />
er 1862 in einer Schrift:<br />
"Erinnerung an Solferino". In dieser<br />
Schrift machte er zwei Vorschläge,<br />
nämlich die Neutralisierung<br />
der Verwundeten und Kranken<br />
und die Schaffung von freiwilligen<br />
Hilfsgesellschaften für die<br />
Verwundetenhilfe. Aus dem ersten<br />
Vorschlag erwuchs später<br />
das humanitäre Völkerrecht - vor<br />
allem waren es die Genfer Abkommen<br />
-, aus dem zweiten Vorschlag<br />
die Institution des Roten<br />
Kreuzes.<br />
So entstand am 17. Februar<br />
1863 aus der Genfer Gemeinnützigen<br />
Gesellschaft ein Komitee von<br />
fünf Personen. Dieses Komitee<br />
ist in gradliniger Fortsetzung das<br />
heutige Internationale Komitee<br />
vom Roten Kreuz (I KRK) . Im<br />
Sommer 1863 lud das Komitee zu<br />
einem Kongress ein. Dieser fand<br />
vom 26. bis 29. Oktober 1863 in<br />
Genf statt. An ihm nahmen 31<br />
Delegierte aus 16 Ländern teil,<br />
darunter sieben deutsche: Baden,<br />
Bayern, Hannover, Hessen,<br />
Preußen, Sachsen, Württemberg.<br />
Die Konferenz faßte zehn Beschlüsse,<br />
die sich vor allem auf<br />
die Bildung von nationalen Gesellschaften<br />
bezogen.<br />
Noch im Jahre 1863 wurde als<br />
erste nationale Gesellschaft in<br />
Stuttgart der ,,württembergische<br />
Sanitätsverein" gegründet. Ihm<br />
folgten in den Jahren 1864 bis<br />
1866 Neugründungen in Oldenburg,<br />
Preußen, Mecklenburg<br />
Schwerin, Hamburg, Hessen<br />
Darmstadt, Sachsen, Baden und<br />
Bayern. Im Jahre 1866 entstand in<br />
Preußen auch der "Vaterländisehe<br />
Frauenverein" , dem weitere<br />
Frauenvereine folgten.<br />
Auch in allen übrigen europäischen<br />
Ländern entstanden sehr<br />
frühzeitig Hilfsgesellschaften, die<br />
sich von den 80er Jahren an Rotkreuzgesellschaften<br />
nannten.<br />
Im Jahre 1919 wurde auf amerikanische<br />
Initiative hin ein Weitbund<br />
aller nationalen Gesellschaften<br />
gegründet, die "Liga der<br />
Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften".<br />
1928 kam es<br />
schließlich zur formellen Zusammenfassung<br />
aller Institutionen<br />
des Roten Kreuzes und des Roten<br />
Halbmondes im "Internationalen<br />
Roten Kreuz".<br />
Struktur<br />
Das Internationale Rote Kreuz<br />
ist demnach keine EinzeIorganisation,<br />
sondern eher ein Geflecht<br />
von selbständigen Verbänden, die<br />
in sinnvoller Weise zusammenwirken.<br />
Man kann hier drei Partner<br />
unterscheiden:<br />
- das Internationale Komitee vom<br />
Roten Kreuz, gegründet 1863;<br />
- die Liga der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften,gegründet<br />
1919;<br />
- die gegenwärtig 145 nationalen<br />
Gesellschaften des Roten Kreuzes<br />
und Roten Halbmondes.<br />
Das Internationale Rote Kreuz<br />
besitzt drei Organe, in denen es<br />
wirksam wird:<br />
- die Internationale Rotkreuzkonferenz,<br />
die alle vier Jahre tagt.<br />
Ihr gehören die oben aufgezählten<br />
drei Partner aus dem Roten<br />
Kreuz an sowie die Vertreter<br />
aller Regierungen, die die Genfer<br />
Abkommen ratifiziert haben<br />
(gegenwärtig 165). Oie Regierungen<br />
verfügen über eine<br />
Mehrheit.<br />
- den Delegiertenrat: Es besteht<br />
aus den Mitgliedern der Konferenz,<br />
jedoch ohne Regierungsvertreter.<br />
- die ständige Kommission. Sie<br />
besteht aus je zwei Vertretern<br />
des IKRK und der Liga sowie<br />
fünf hinzugewählte Persönlich-<br />
Nach der Schlacht von SoJrertno (1859) besucht der französische Kaiser<br />
Napoleon 111 die Verwundeten.<br />
keiten. Sie ist das Koordinierungsgremium<br />
während der<br />
Zeit, in der keine Tagungen der<br />
beiden Gremien stattfinden.<br />
Hervoltuheben ist, daß Präsident<br />
Botho Prinz zu Sayn-Wittgens<br />
tein vom Deutschen Roten<br />
Kreuz seit 1986 Vizepräsident<br />
dieses wichtigen Organs ist.<br />
Internationales<br />
Komitee vom Roten<br />
Kreuz (lKRK)<br />
Am wichtigsten ist nach wie vor<br />
das IKRK. Es hat in bewaffneten<br />
Konflikten - also Kriegen und<br />
Bürgerkriegen - die Hauptlast zu<br />
tragen. Es gewährt den Kriegsopfern<br />
Schutz und Hilfe, kümmert<br />
sich um politische Häftlinge. Es<br />
entwickelt das humanitäre Völkerrecht<br />
und erkennt neugebildete<br />
nationale Gesellschaften an. Es<br />
besteht nur aus schweizer Bürgern<br />
- höchstens 25, heute 21 -<br />
und ergänzt sich durch Zuwahl.<br />
Es hat se in en Sitz in Genf und<br />
wirkt in aller Weit durch seine<br />
rund 400 Delegierten.<br />
Trotz mancher Anfechtungen<br />
hat das IKRK seine Schlüsselstellung<br />
bis heute behaupten können.<br />
Liga der<br />
Rotkreuz- und<br />
Rothalbmondgesellschaften<br />
Oie Liga ist der Weitbund der<br />
nationalen Gesellschaften. Die<br />
meisten (über 120) führen das<br />
Rotkreuzzeichen, Gesellschaften<br />
in vielen - nicht allen - mohammedanischen<br />
Ländern (ca. 22)<br />
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