Magazin 198801
Magazin 198801
Magazin 198801
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Hauptproblem: Die<br />
Früherkenn.ng<br />
Die Krankheit beginnt oft mit<br />
unauWiliigen und schmenlosen<br />
Hautflecken, die nur langsam innerhalb<br />
von Monaten an Größe<br />
zunehmen und so oft nicht mit<br />
dem nötigen Ernst beachtet werden.<br />
Treten dann an einer Hand<br />
Muskelschwächen aur, so wird<br />
auch das oft verharmlost, und die<br />
Patienten kommen oft erst zu<br />
uns, wenn die Muskellähmung<br />
komplett ist, die wir dann mit<br />
Medikamenten nicht mehr rückgängig<br />
machen können.<br />
Lepra ist eine Erkrankung der<br />
Haut und der peripheren (rükkenmarksrernen)<br />
Nerven. Je nach<br />
Immunitätslage (Abwehrlage) der<br />
Patienten unterscheiden wir drei<br />
Haupttypen der Lepra: bei guter<br />
Immunität die tuberkoloide Form,<br />
bei schlechter oder rehlender Immunität<br />
die lepromatöse Form,<br />
und dazwischen gibt es die unterschiedlichsten<br />
Mischformen, sogenannte<br />
borderline-Lepra. So<br />
gibt es eine ungeheure Vielralt an<br />
Hauterscheinungen und Nervenbeteiligungen,<br />
die eine Diagnostik<br />
(Erkennung) der Lepra für den<br />
Nichtrachmann als Hexerei erscheinen<br />
läßt.<br />
Oft werden Patienten monatelang<br />
mit Pilzsalben oder schädlichen<br />
Cortisonsalben behandelt,<br />
bevor sie zu uns überwiesen werden.<br />
Deshalb sind Aufklärungskampagnen<br />
so wichtig, um rechtzeitig<br />
mit der Therapie beginnen<br />
zu können. Kommt ein Patient im<br />
Anrangsstadium zu uns, noch<br />
ohne Nervenschäden, so können<br />
wir meist die Krankheit rolgenlos<br />
ausheilen. Treten im Verlaur der<br />
Krankheit gefahrliehe Nervenentzündungen<br />
auf, so können wir<br />
auch dafür wirksame und starke<br />
Medikamente geben und oft Folgeschäden<br />
verhindern.<br />
Falls dann trotzdem ein Muskel<br />
durch eine Nervenentzündung<br />
gelähmt und zerstört worden ist,<br />
stehen chirurgische Möglichkeiten<br />
zur Verfügung. Wurde<br />
rechtzeitig mit Physiotherapie<br />
(Obungsbehandlung) begonnen,<br />
können wir die Sehnen der geschädigten<br />
Muskeln mit gesunden<br />
Muskeln verbinden, die nun eine<br />
andere Funktion bekommen.<br />
50 Izs-t#.GAZlN 1/881<br />
Sehnentransrer nennt sich dieses<br />
nicht ganz leichte Verrahren in<br />
der Fachsprache.<br />
Entscheidend ist die Früherkennung.<br />
Dazu gehört auch eine<br />
spezielle Laboruntersuchung, bei<br />
der die Erreger der Lepra, kleine<br />
Bakterien ähnlich dem Tuberkelbakterium,<br />
durch eine Spezialfarbllng<br />
im Mikroskop erkannt werden<br />
können.<br />
Fehlende Schmenen<br />
Die Behandlung errolgt nach<br />
den Emprehlungen der WeItgesundheitsorganisation<br />
WHO mit<br />
der modernen Mehrmedikamententherapie.<br />
Die Patienten kommen<br />
wöchentlich ins Hospital, um<br />
die Medikamente einzunehmen,<br />
gleichzeitig wird nach den Hauptkomplikationen<br />
gerahndet, nach<br />
Nervenentzündungen und Geschwüren<br />
an den oft gefühllosen<br />
Fußsohlen. Die Patienten bekommen<br />
dann spezielle Schuhe, damit<br />
sie sich nicht verletzten können.<br />
Denn Verletzungen führen<br />
oft zu Knocheneiterungen, die<br />
wegen der rehlenden Schmerzen<br />
(Nervenschaden) langrristig zum<br />
Verlust von Zehen führen können.<br />
Dabei handelt es sich um eine<br />
chronische Entzündllng und nicht<br />
etwa um ein Abrallen von Zehen<br />
oder Fingern, wie häurig ralsch<br />
vermutet wird.<br />
Da sich Behandlungserrolge<br />
herumsprechen, kommen immer<br />
mehr Patienten zu uns, teilweise<br />
von weit her aus dem Inneren von<br />
Kampuchea. Im Land selbst gibt<br />
es bis heute kein errektives lepra-Programm.<br />
Leider kommen<br />
viele Patienten sehr spät mit<br />
schon vielen Nerven- und Muskelschäden.<br />
Auch dann beginnen wir<br />
die gleiche Therapie. können die<br />
Krankheit aber nicht mehr ausheilen,<br />
sondern nur zum Stillstand<br />
bringen.<br />
Viele Patienten kommen leider erst ins Malteser-Hospital, wenn die Nervenund<br />
Muskelschäden bereits welt rortgeschri tten sind.<br />
Or. Hartman n (Mille) Im Kreis seiner Helfer.<br />
"Überflüssige<br />
Schmarotzer"<br />
Wir bemühen uns, die Leprösen<br />
baldmöglichst wieder in ihr<br />
normales Leben einzugliedern<br />
und ihnen auch eine Beschäftigllng<br />
zu geben. Dafür steht ihnen<br />
unser ski li-center, das Handarbeitszentrum<br />
zur Verfügung. Dort<br />
können sie zum Beispiel das Weben<br />
erlernen und in der Produktion<br />
von Kromas, speziellen Tüchern,<br />
die Frauen und Männer<br />
tragen, der Umwelt beweisen,<br />
daß sie nicht "überflüssige<br />
Schmarotzer" der Gesellschaft<br />
sind, sondern für ihren Lebensunterhalt<br />
arbeiten können. Dies<br />
trägt entscheidend zur SelbsHindung<br />
und Selbstsicherheit der Leprapatienten<br />
bei und führt aur<br />
diese Weise auch zu einer Besserung<br />
der Krankheit.<br />
Die Vielseitigkeit der Lepra<br />
und die damit verbundenen Probleme<br />
macht diese Krankheit für<br />
den Ant interessant. Es wird<br />
eben die gesamte Palette der Medizin<br />
berührt, zumal psychologische<br />
und sozialmedizin ische Probleme<br />
aurgeworren werden.<br />
Der Malteser-Hilrsdienst betreut<br />
die Leprapatienten unter<br />
den kambodschanischen Flüchtlingen<br />
bereits seit 1979. Viele<br />
konnten bereits aus der Behandlung<br />
entlassen werden oder wurden<br />
in westliche Lander umgesiedelt.<br />
Doch jeden Monat kommen<br />
neue Patienten dazu, so daß ihre<br />
Zahl nicht sinkt. Die an der<br />
thai lä ndisch-kam bodschanische n<br />
Grenze tätigen UN-Organisationen<br />
sowie die anderen internationalen<br />
und rreiwilligen HiUsorganisationen<br />
haben die Malteser aurgefordert,<br />
dieses wichtige Programm<br />
rortzuführen, weiterhin<br />
den Ärmsten der Armen zu helren,<br />
im Dschungel des andauernden<br />
Krieges ein menschenwürdiges<br />
Leben zu finden.<br />
Dr. Peter Hartmann, München