Konsum und Umwelt im Jugendalter - Schulden
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4.3 Wertorientierung <strong>und</strong> <strong>Konsum</strong><br />
Nachstehend wird eine zusammenfassende Einordnung <strong>und</strong> Orientierung<br />
für die weitere Argumentation vorgenommen. Die eben vorgestellten Bef<strong>und</strong>e<br />
entstammen, wie gezeigt, unterschiedlichen Studien, die sich unterscheidbaren<br />
Aufklärungsansprüchen <strong>und</strong> ungleichen Datengr<strong>und</strong>lagen verdanken.<br />
Die Shell Studie arbeitet mit einer Zahl von ca. 2500 Befragten <strong>im</strong><br />
Alter von 12-25, der DJI-Survey erfasst eine vergleichbar große Zahl (in der<br />
dritten Welle liegt das N bei 9100, erfasst wird die Altersgruppe 12-29),<br />
von denen auch eine gewisse Gruppe wiederholt befragt wird. Die JIM<br />
Studie bezieht sich auf knapp 1000 Befragte, bezieht allerdings fallweise die<br />
Eltern als Auskunftspersonen mit ein. Es ist uns wichtig, daran nochmals<br />
zu erinnern, ehe wir eine zusammenfassende Interpretation vorliegender<br />
Daten vornehmen, die nachstehend thesenartig formuliert wird. Dabei soll<br />
die Zusammenfassung verdeutlichen, wie Jugendliche die Gesellschaft, in<br />
der sie leben, sehen. Gleichzeitig sehen wir diese Bef<strong>und</strong>e als Basis der<br />
weiteren Ausführungen zu Jugend <strong>und</strong> (nachhaltigem) <strong>Konsum</strong>.<br />
Jugendliche sehen sich in der Gesellschaft, in der sie aufwachsen, aufgehoben.<br />
Sie sind skeptisch, was die gesellschaftliche Zukunft betrifft, ihre<br />
eigene Zukunft sehen sie tendenziell positiv. Wurden Jugendliche früher<br />
als kritisch oder distanziert zur Gesellschaft (null Bock, Technikfeindlichkeit)<br />
beschrieben, so sind solche Zuschreibungen weitgehend verschw<strong>und</strong>en.<br />
Der nachwachsenden Generation wird generell ein positiver<br />
Wille, sich in die Gesellschaft zu integrieren, unterstellt.<br />
Umgekehrt wird Jugend ein pragmatischer Umgang mit den gesellschaftlichen<br />
Anforderungen attestiert. Je komplizierter es wird, langfristige<br />
Projekte zu realisieren, desto wichtiger wird die momentane<br />
Situation. Dies ist ein Widerspruch zum Erwachsenwerden, denn dessen<br />
Ziel ist es, sich vom Hier <strong>und</strong> Jetzt zu lösen <strong>und</strong> längerfristige<br />
Perspektiven zu formulieren. Jugendliche konzentrieren sich auf Realisierbares.<br />
So wie Gesellschaft situative Bezüge <strong>und</strong> „projektförmige“ Settings<br />
als normal vorgibt, konzentrieren sich Jugendliche auf Machbares. Sie<br />
gehen in die Berufsausbildung des Dualen Systems, sagen aber, sie würden<br />
später in das allgemeine Bildungswesen zurückkehren. Gut ein Drittel<br />
scheint die Berufsausbildung nicht mehr als Ausbildung zum Beruf,<br />
sondern als Bildungsabschnitt zu sehen.<br />
Eine situationsbezogene Orientierung ist also nicht nur in der Freizeit<br />
der nachwachsenden Generation zu bemerken. Sie erfasst fast alle Lebensbereiche,<br />
die weitreichende Kommerzialisierung des Jugendalltags verstärkt<br />
diesen Trend. Jugendliche leben mobil, kommunikativ, sie leben ihre Stile,<br />
konsumieren was „in“ ist. Der Aufwand für das Weggehen <strong>und</strong> vor allem<br />
für Handy & Co. steigen deutlich <strong>und</strong> nehmen einen großen Teil des monatlichen<br />
Budgets in Anspruch. Was das Interesse an <strong>Umwelt</strong> <strong>und</strong> die Bereitschaft,<br />
sich politisch oder <strong>im</strong> freiwilligen Engagement zu betätigen,<br />
betrifft, so ist es wichtig, zu differenzieren: Die Distanz zur offiziellen<br />
Politik wächst, die Bereitschaft Jugendlicher, sich hier einzubringen, sinkt.<br />
Politikverdrossenheit bei Jugendlichen ist eine geläufige Diagnose. So<br />
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