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Das Lächeln der Aphrodite - Kompassrose

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<strong>Das</strong> <strong>Lächeln</strong> <strong>der</strong> <strong>Aphrodite</strong> – Kleine Kultur und Entwicklungsgeschichte <strong>der</strong> Seefahrt Seite 36<br />

Russland. Nach unserem Eintreffen holten wir uns dort Rat über unseren<br />

Reiseweg. Man sagte uns, dass unsere Pferde auf dem Weg in die Tatarei alle<br />

verenden würden, weil <strong>der</strong> Schnee hoch lag, denn sie wüssten nicht das Gras<br />

unter dem Schnee auszugraben, wie die Tatarenpferde. Etwas an<strong>der</strong>es würden<br />

wir unterwegs nicht für unsere Tiere zu fressen finden, und die Tataren hätten<br />

we<strong>der</strong> Stroh noch Heu noch Futter. So beschlossen wir, unsere Pferde<br />

dazulassen. (...) Ich war krank und dem Tode nahe; wir konnten uns ein Stück<br />

weit noch einer Karawane anschliessen, und um <strong>der</strong> Sache <strong>der</strong> Christenheit nicht<br />

zu schaden, liess ich mich in <strong>der</strong> starken Kälte durch den tiefen Schnee in einem<br />

Schlitten mitschleppen.»<br />

Johannes verhehlte nirgends das Ziel seiner Reise; oft schmeichelte er seinen<br />

manchmal wi<strong>der</strong>willigen Gastgebern Führer und Pferde ab, um schneller<br />

voranzukommen. Sie vernahmen, dass <strong>der</strong> Mongolenkaiser gestorben war und<br />

ein neuer gewählt werden sollte. Dann hörten sie von einem Stammesfürsten mit<br />

Namen Kuyuk Khan, dessen Hauptlager damals im Karakorum im Zentrum <strong>der</strong><br />

Mongolei gelegen war. Johannes und Benedikt trafen eine geschichtlich richtige<br />

Entscheidung: sie würden Kuyuk Khan aufsuchen!<br />

Ihr Besuch bei diesem Mongolenfürsten sollte das Bild, das sich die westliche<br />

Welt vom Osten machte, gera<strong>der</strong>ücken. Den Weg von <strong>der</strong> Wolga bis zu Kuyuk<br />

Khans Quartier schafften die mutigen Brü<strong>der</strong> in dreieinhalb Monaten. Als sie<br />

dort im August ankamen, waren gerade zweitausend Häuptlinge versammelt, die<br />

ihren neuen Kaiser gewählt hatten. In einem Zelt «mit Goldplatten und goldenen<br />

Nägeln beschlagen» hielt Kuyuk Khan, <strong>der</strong> neue Herrscher, seine erste Audienz:<br />

«Sie fragten uns, ob wir unsere Geschenke übergeben wollten; aber wir hatten<br />

bereits alles verbraucht und konnten dem Kaiser nichts geben. Da liess uns <strong>der</strong><br />

Khan warten. Auf einem Hügel in <strong>der</strong> Nähe standen wohl fünfhun<strong>der</strong>t Karren,<br />

alle voller Gold, Silber und Seidengewän<strong>der</strong>. <strong>Das</strong> alles wurde zwischen dem<br />

Kaiser und den Häuptlingen aufgeteilt, und die Häuptlinge gaben auch ihren<br />

Männern einen reichen Anteil.<br />

Dann wurden wir wie<strong>der</strong> vorgelassen, um die Botschaft unseres Heiligen Vaters<br />

zu überbringen, die da lautete: Alle Christen sind Freunde <strong>der</strong> Tataren. Damit<br />

die Tataren mit <strong>der</strong> Macht Gottes im Bunde seien, müssten sie den christlichen<br />

Glauben unseres Herrn Jesu Christi annehmen. Der Papst sei betrübt, dass die<br />

Tataren so viel Christen erschlagen haben, die ihnen nichts getan haben, und er<br />

dränge sie zur Busse und bat sie, ihm zu schreiben, was sie in diesen Dingen tun<br />

wollen.»<br />

Die Naivität des Papstes liess den Grosskhan unwillig werden, doch die beiden<br />

son<strong>der</strong>baren Reisenden genossen seine Gastfreundschaft, und die war heilig. So<br />

blieb Kuyuk Khan gnädig und gab Bru<strong>der</strong> Johannes zwei Briefe an den Papst<br />

mit, in denen er erklärte, dass er und seine Leute nicht bereit seien, den

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