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Das Lächeln der Aphrodite - Kompassrose

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<strong>Das</strong> <strong>Lächeln</strong> <strong>der</strong> <strong>Aphrodite</strong> – Kleine Kultur und Entwicklungsgeschichte <strong>der</strong> Seefahrt Seite 48<br />

entfernten, desto grösser wurde – aus Unkenntnis <strong>der</strong> Geographie – das Risiko<br />

von Schiffbruch und Tod. Und doch: im Osten gab es ein beson<strong>der</strong>s reizvolles<br />

Geheimnis, Zeichen einer märchenhaften Zivilisation an den Rän<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

bekannten Welt! Kam nicht die herrliche Seide aus einem fernen Land im<br />

Osten? Tatsächlich spannen winzige Seidenraupen eine Brücke zwischen den<br />

zwei grössten und bedeutendsten Zivilisationen <strong>der</strong> alten Welt. In China<br />

profitierte eine streng zentralisierte Bürokratie vom Erfindungsreichtum seiner<br />

kaiserlichen Untertanen. Dort sammelten man die Kokons <strong>der</strong> Seidenraupen ein<br />

und kochte sie in Wasser, wobei die Puppen abstarben. Was die Raupen um sich<br />

spannen, wurde kunstvoll zu einem Faden versponnen; sieben Kokons waren<br />

nötig, um den ersten Faden zu spinnen.<br />

Karten auf Seide. Die Neuigkeiten von <strong>der</strong> Chinaseide drangen bis ins antike<br />

Rom. Doch in China verwebte man die Fäden nicht nur zu schimmernden<br />

Stoffen, sie dienten auch dem Krieg. Kaiser Wu, so wird berichtet, habe oft<br />

bedauert, zwei Nachbarstaaten nicht erobert zu haben. Um ihre Lage zu<br />

studieren, befahl er Fao, <strong>der</strong> Schwester seines Premierministers, eine Karte mit<br />

den Bergen, Flüssen und Orten dieser Län<strong>der</strong> anzufertigen. Fao stickte die Karte<br />

auf Seide. Bei <strong>der</strong> Arbeit entdeckte sie, dass Kette und Schuss des Stoffes ideale<br />

Koordinaten für ein Kartennetz abgaben. Der Legende nach wurde so die neue<br />

Präzision <strong>der</strong> Kartographie geboren.<br />

Doch ein Unterschied trennte diese Karte von <strong>der</strong> des Ptolemäus. <strong>Das</strong><br />

chinesische Kartennetz galt für eine flache Erde, nicht für eine Kugel. Die Erde,<br />

sagten die Chinesen, ist quadratisch wie das Schachbrett. Manche<br />

Wissenschafler hatten zwar Befürchtungen, dass die Erde und Ozeane an den<br />

Rän<strong>der</strong>n abrutschen könnten, aber es blieb letztlich bei <strong>der</strong> orthodoxen<br />

Anschauung. China war <strong>der</strong> Mittelpunkt <strong>der</strong> chinesischen Welt; ein paar<br />

Nachbarn – wie Japan – wurden anerkannt, darüber hinaus gab es aber nur<br />

Barbaren.<br />

China fühlte sich so überlegen und selbstgenügsam, dass es eine Verbindung zu<br />

an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n nicht für nötig hielt. Es hatte reichlich Nahrung und ein<br />

weiträumiges Kanalnetz für Transport und Bewässerung. Die restliche Welt –<br />

mit Ausnahme während zirka zweihun<strong>der</strong>t Jahren ab 1280 – interessierte China<br />

nicht. Doch nirgends wurde es in <strong>der</strong> Kartierung übertroffen! Auch das Papier<br />

und <strong>der</strong> Druck wurden hier erfunden, und schon Jahrhun<strong>der</strong>te vor Gutenberg<br />

erschienen in China gedruckte Karten auf Papier. Chinesische Erfindungen<br />

standen stets im Dienste des Kaisers. Karten waren Machtinstrumente <strong>der</strong><br />

Regierung, denn nur ein Reich, das man genau kennt, kann man auch<br />

beherrschen. Auch <strong>der</strong> Himmel wurde schon 3000 Jahre vor unserer<br />

Zeitrechnung beobachtet; 2200 v. Chr. entstand <strong>der</strong> erste vollständige Kalen<strong>der</strong>,<br />

um 1300 v. Chr. erwähnten die Hofastronomen zum erstenmal eine Supernova,

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