Das Lächeln der Aphrodite - Kompassrose
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<strong>Das</strong> <strong>Lächeln</strong> <strong>der</strong> <strong>Aphrodite</strong> – Kleine Kultur und Entwicklungsgeschichte <strong>der</strong> Seefahrt Seite 50<br />
Tag folgt. Nach Cosmas war die Erde tellerflach, obwohl die antike<br />
Wissenschaft bewiesen hatte, dass die Erde eine Kugel ist. Aber das konnte nach<br />
Cosmas nur Unsinn sein, weil dann doch die Menschen auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />
<strong>der</strong> Erde ihr Leben lang mit dem Kopf nach unten an <strong>der</strong> Erde hängen müssten<br />
und am Ende herunterfielen.<br />
Drei Söhne – drei Kontinente. Doch es gab christliche Gelehrte, die griechisches<br />
Wissen mit <strong>der</strong> Bibel zu verknüpfen verstanden. Im Spanien des 7. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
zeichnete Isidore, Erzbischof von Sevilla, seine Weltkarte <strong>der</strong> Kompromisse.<br />
Der Osten liegt oben. Diese «mappa mundi» ist eine kreisrunde Erde mit Asien,<br />
Afrika und Europa, je ein Kontinent für Noahs drei Söhne! Isidore liebte es,<br />
erregenden Geheimnissen nachzugrübeln, zum Beispiel <strong>der</strong> Frage, wo genau <strong>der</strong><br />
Garten Eden, das Paradies, zu finden sei. Es gab eine wun<strong>der</strong>bare Beschreibung:<br />
<strong>Das</strong> Paradies ist ein Ort im Osten; gemäss <strong>der</strong> Übersetzung vom Griechischen<br />
ins Lateinische ist es ein Garten mit vielen Obstbäumen, darunter <strong>der</strong> Baum des<br />
Lebens. Dort ist es we<strong>der</strong> kalt noch heiss, es ist ewiger Frühling und es gibt eine<br />
Quelle, die den Garten bewässert. Seit dem Sündenfall ist <strong>der</strong> Zutritt den<br />
Menschen verboten; <strong>der</strong> Garten ist nun umhüllt von Flammen, einer<br />
Feuermauer, die bis zum Himmel reicht. Wo allerdings das Paradies zu finden<br />
sei, das war <strong>der</strong> Kirche nicht das Wichtigste; wichtiger war Jerusalem, das<br />
Zentrum <strong>der</strong> Welt!<br />
Wallfahrten – ein gutes Geschäft. Ab dem 12. Jahrhun<strong>der</strong>t wurde es Mode, nach<br />
Jerusalem zu wallfahren. <strong>Das</strong> wurde ein gutes Geschäft. Die Kreuzritter hatten<br />
gerade das Heilige Land zurückerobert und den Christen geöffnet; mit dem<br />
wachsenden Pilgerstrom erschienen Routenführer und Landkarten. Der<br />
englische Mönch Mathäus Paris von St. Alban schuf eine solche Karte im 13.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />
Nach seinem «Strassenatlas» begann die Pilgerfahrt bei <strong>der</strong> St.-Pauls-Kathedrale<br />
in London; von dort ging es nach Canterbury, über den Kanal nach Frankreich<br />
und durch das Land hindurch in den Nordosten Italiens. In Venedig stiegen die<br />
Pilger aufs Schiff und reisten nach Jerusalem, dem Zentrum <strong>der</strong> mittelalterlichen<br />
Welt. Jerusalem zu sehen, die Stätten, wo Christus gelebt hat, dort, wo er<br />
gestorben ist: das muss in den Menschen des Mittelalters unvergleichlich<br />
Gefühle geweckt haben.<br />
Pilgerreisen verstärkten aber nicht nur den Bedarf an Karten, sie wirkten sich<br />
auch auf die «Weiterentwicklung» des christlichen Weltbildes aus. Christus<br />
hatte seine Apostel beauftragt: «Gehet hin und predigt den Menschen am Rande<br />
<strong>der</strong> Erde». <strong>Das</strong> aber waren nach damaliger Auffassung die reinsten Monster:<br />
Menschen mit Hundeköpfen, die sich nur anbellen konnten; an<strong>der</strong>e mit Ohren,<br />
gross genug, sich darin einzuwickeln o<strong>der</strong> sich selbst Schatten zu geben;<br />
Pygmäen, die mit Leitern zu Pferde steigen mussten; an<strong>der</strong>e trugen ihr Gesicht<br />
auf <strong>der</strong> Brust o<strong>der</strong> hatten nur ein Auge (Abbildung nächste Seite).