B2.Streetwork Jahresbericht 2008 - KIM - Soziale Arbeit eV
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Abstinenz, nein Danke?!<br />
Der selbstkontrollierte Konsum illegaler Drogen.<br />
In unserer täglichen <strong>Arbeit</strong> mit suchtmittelabhängigen Menschen<br />
erleben wir oft, dass viele unserer KlientInnen in Entgiftungen gehen,<br />
ohne die Absicht zu haben, danach abstinent zu leben. Entgiftungen<br />
dienen der Lebenserhaltung (physische und psychische Rehabilitation)<br />
und zur Reduzierung der Konsummenge, denn dort<br />
werden sie wieder „aufgepäppelt“. Da eine lebenslange Abstinenz<br />
bei vielen in ihrer derzeitigen Situation nicht vorstellbar ist, ist der<br />
Wunsch nach Vereinbarkeit von Drogenkonsum und Alltag groß.<br />
Häufig scheitert dies jedoch, da ein „maßvoller“ Umgang mit den<br />
Drogen und die Rahmenbedingungen, die einen Konsum kontrollierbar<br />
machen könnten, aktuell nicht gegeben sind. Denn bei der<br />
Veränderung des Drogenkonsumverhaltens spielen verschiedene<br />
strukturelle und individuelle Faktoren eine Rolle:<br />
„Neben dem Lebensalter, der Drogenerfahrung und dem Risikobewußtsein,<br />
dem Dauerstreß der Beschaffung und der Finanzierung<br />
sind es manchmal auch sehr persönliche und existenzielle Erfahrungen,<br />
die nach und nach eine Einstellungs-änderung induzieren.<br />
Verlusterlebnisse, etwa durch den drogenbedingten Tod vertrauter<br />
Beziehungspersonen, Über-dosiserfahrungen oder Suizidversuche<br />
werden nicht selten zum Ausgangspunkt von Bewußtseinsprozessen<br />
und Nachdenklichkeit, ohne daß damit eine abrupte Veränderung<br />
des Drogenkonsums einhergehen muß.“ 21 Aber auch „[d]ie<br />
Langzeiterfahrung mit dem eigenen drogengeprägten Lebensstil,<br />
die unendlichen Wiederholungen von Entzugssymptomen sowie die<br />
Allgegenwart gesundheitlicher, sozialer und strafrechtlicher Risiken“<br />
22 sind ausschlaggebend für die Veränderung des Konsumverhaltens.<br />
Die Konstituierung eines reduzierten und kontrollierten Konsums<br />
steht zudem „in engem Zusammenhang mit der Entwicklung der<br />
gesamten Lebensverhältnisse. Wo sich im privaten, sozialen oder<br />
beruflichen Bereich befriedigende Lebensverhältnisse abzeichnen,<br />
die neue Orientierungen setzen, kann auch der Drogenkonsum<br />
nicht mehr ‘autonom‘ gelebt werden, ohne diese Alternative zu gefährden.“<br />
23<br />
JA ? Nein?<br />
JEIN!<br />
von<br />
Stefanie Buschmeier<br />
Dipl.-Sozialarbeiterin<br />
21) Bohnert, Die Zeit nach<br />
der Therapie, S. 66<br />
22) ebd.<br />
23) ebd., S. 68