B2.Streetwork Jahresbericht 2008 - KIM - Soziale Arbeit eV
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Sucht und Migration<br />
Gründe, Besonderheiten und Erfahrungen.<br />
von<br />
Kirsten Rak<br />
(Dipl.-Sozialarbeiterin)<br />
32) www.3sat.de<br />
33) www.dbdd.de<br />
34) Haasen, Psychosoziale<br />
Aspekte der Sucht bei Migranten,<br />
S. 65<br />
Diskriminierung, Perspektivlosigkeit und Verständigungsschwierigkeiten.<br />
Drei Schlagwörter, welche die Gefühlswelten von Migranten<br />
kurz und prägnant beschreiben. Gerade Spätaussiedler erleben mit<br />
dem Umzug in die neue, alte Heimat diese doppelte Belastung. Davon<br />
sind im besonderen Maß junge Spätaussiedler betroffen. Zum<br />
einem wird die vertraute Umgebung zurückgelassen, welche altersund<br />
entwicklungsbedingt gebraucht wird, zum anderem wird dieser<br />
Zustand verstärkt durch Diskriminierungserfahrungen und Marginalisierung<br />
in der neuen Heimat.<br />
Durch mangelnde Sprachkenntnisse ist der Weg zum Besuch von<br />
Förderschulen für Migranten oft vorgezeichnet, welche sie oft mit<br />
wenig qualifizierten oder gar keinen Schulabschlüssen beenden,<br />
ohne dort eine spezielle Sprachförderung erhalten zu haben. 32 Der<br />
Kampf um einen Schulabschluss wird durch den um einen Ausbildungsplatz<br />
abgelöst. Spätaussiedler haben nur sehr schlechte<br />
Chancen auf dem <strong>Arbeit</strong>smarkt. Die Folge ist eine allgemeine Perspektivlosigkeit<br />
und das Scheitern der Integration.<br />
Viele sind mit dieser Situation überfordert und suchen Möglichkeiten<br />
ihre Situation erträglicher zu machen. Die Abhängigkeit von Alkohol<br />
und illegalen Drogen stellt in diesen Zusammenhängen eine<br />
Symptombildung dar, da die Wirkung der Rauschmittel Schein-<br />
Lösungen für die beschriebenen Probleme darstellen. Drogenabhängigkeit<br />
bei Migranten in Deutschland steht damit an dritter Stelle<br />
psychischer Störungen. Noch häufiger treten psychosomatische<br />
und depressive Syndrome auf. 33<br />
Auch wenn einige Menschen mit Migrationshintergrund bereits<br />
drogenabhängig sind, wenn sie nach Deutschland kommen, können<br />
die genannten Faktoren eine Sucht begünstigen bzw. verstärken.<br />
Ein hoher Anteil an Drogengebrauchern unter Migranten lässt hierauf<br />
schließen. Je nach Region schwankt dieser sehr stark, erste Untersuchungen<br />
in den 90er Jahren haben beispielsweise in Essen einen<br />
Anteil von 21% ergeben, in Stuttgart sogar bis zu 50%, phasenweise<br />
sogar 70%. 34 Allgemein kann der Anteil an Menschen mit<br />
Migrationshintergrund in der Drogenszene auf 33% - 35% ge-