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Eidg. Anstalt für Wasserversorgung Abwasserreinigung ...

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etwas mehr Zeit, aber keine neue Methode. Qualitativ verändert sich das Problem<br />

hingegen, wenn gleichzeitig mehrere Gleichungen gelöst werden, in welchen jeweils<br />

mehrere Unbekannte auftreten. Diese Gleichungen sind intern verbunden<br />

("vernetzt",um ein modernes Wort zu entlehnen), sie bilden ein System. Man kann<br />

nicht an der einen Gleichung arbeiten, ohne immer auch die andern im Auge zu<br />

behalten. Mathematiker haben zur Bearbeitung solcher Probleme (welche natürlich<br />

über das Lösen von Gleichungen hinausgehen:) oft ganz neue Methoden entwickelt.<br />

Dabei sind in jüngster Zeit meistens dort verblüffende Durchbrüche gelungen, wo<br />

Erkenntnisse aus ganz verschiedenen mathematischen Zweigen kombiniert worden<br />

sind. Diese "mathematischen Funkenüberschläge" machen selbstverständlich die<br />

Weiterentwicklung der "klassischen" Zweige nicht überflüssig. Nur, was ist eigentlich<br />

eine klassische Wissenschaft? Die interdisziplinären Gebiete von heute<br />

sind die klassischen Disziplinen von morgen:<br />

Die EAWAG als Kristallisationspunkt multidisziplinärer Arbeit<br />

Die EAWAG schafft in verschiedener Hinsicht ideale Bedingungen <strong>für</strong> multidisziplinäres<br />

Forschen, <strong>für</strong> Grenzüberschreitungen. Sie ist eine objektorientierte<br />

Institution, ihr Objekt ist die Umwelt, insbesondere die Beeinträchtigung der<br />

aquatischen Umwelt durch die Zivilisation und deren flüssige und feste Abfälle.<br />

Das Objekt ist gegeben, nicht aber die Mittel, es zu studieren. Wenn auch die<br />

bundesrätliche Verordnung über die EAWAG die traditionellen Mittel, d.h. gewisse<br />

Fachdisziplinen, speziell erwähnt, so ist diese Aufzählung nicht als abschliessend<br />

zu verstehen. Neue Mittel können dazukommen, sich entwickeln und<br />

schliesslich selber Teil der Tradition werden. In dieser Beziehung unterscheidet<br />

sich die EAWAG von den üblichen Instituten der Hochschule; letztere sind<br />

wegen ihres Beitrages zur Grundausbildung der Studenten viel mehr an ihre Disziplin<br />

gebunden, sind oft disziplinorientiert, müssen es sein.<br />

Multidisziplinäre Forschung ist mehr als nur die Anwendung disziplinärer Methoden<br />

auf ein übergeordnetes Forschungsziel. Sie bedarf des geistigen und<br />

räumlichen Kontaktes innerhalb der gleichen Institution, der gleichen Abteilung<br />

oder des gleichen Labors. Der Forscher muss ständig den andern Disziplinen<br />

"ausgesetzt" sein, sich mit anderen Arbeiten kritisch auseinandersetzen<br />

und fremde Kritik entgegennehmen. Die EAWAG-Mitarbeiter arbeiten (fast) alle<br />

unter dem gleichen Dach.<br />

Der Besuch der gemeinsamen Seminare gehört sozusagen zum obligatorischen Weiterbildungsprogramm,<br />

auch wenn der Kreis der eigentlichen Sachverständigen unter<br />

den Zuhörern je nach Thema oft klein ist. Es tut einem Physiker gut, etwas<br />

über organische Chemie zu hören, oder einem Ingenieur über das Schlüpfen der<br />

Steinfliegenlarve. Zugegeben, die ständige Oeffnung in andere Wissensgebiete<br />

ist zeitaufwendig, oft störend <strong>für</strong> die Arbeit im eigenen Gebiet, in dem man ja<br />

selber als Spezialist auch an der Front bleiben soll.<br />

Führen wir einen Zweifrontenkrieg, einen Kampf um das Objekt und die Disziplin<br />

zugleich? In einem gewissen Sinne schon. Die spezielle Rolle der EAWAG verlangt<br />

ihren Preis, ruft nach Kompromissen, nach Abrücken vom oben skizzierten<br />

Idealbild, das von manchem Leser - Insider oder Outsider - ohnehin nur halb<br />

geglaubt wird. Daher die nächste, die entscheidende Frage:

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