17.10.2012 Aufrufe

Zeitschrift - Kommunalverlag

Zeitschrift - Kommunalverlag

Zeitschrift - Kommunalverlag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Kommunen setzen den Rotstift an und erhöhen Steuern und Gebühren<br />

Die Bürger werden die Finanznot der Kommunen direkt zu spüren bekommen:<br />

durch höhere Gebühren, Schließungen oder kürzere Öffnungszeiten öffentlicher<br />

Einrichtungen oder auch einen ausgedünnten Nahverkehr. Sparen wollen die<br />

Kommunen vor allem in den Bereichen Straßenbeleuchtung (31 Prozent) und<br />

Jugend- und Seniorenbetreuung (29 Prozent). Vielfach werden auch Bäder geschlossen<br />

(14 Prozent) oder es wird Einschränkungen im Nahverkehrsangebot<br />

oder bei den Kita-Öffnungszeiten (jeweils 11 Prozent) geben.<br />

Zusätzliche Einnahmen erhoffen sich die Kommunen von Gebühren- bzw.<br />

Steuererhöhungen. Fast jede zweite Kommune (46 Prozent) plant die Erhöhung<br />

des Grundsteuerhebesatzes. Auch beim Besuch von Bädern, Theatern<br />

und Museen werden in 44 Prozent der Kommunen zukünftig höhere Eintrittspreise<br />

fällig. Die Kita-Gebühren will etwa jede dritte Kommune erhöhen (32<br />

Prozent), ebenso viele Kommunen planen die Erhöhung der Hundesteuer.<br />

„Bürgermeister und Kämmerer durchforsten derzeit ihre Haushalte in allen Bereichen<br />

auf Sparpotenziale“, beobachtet Hans-Peter Busson, Partner bei Ernst<br />

& Young. „Jetzt gilt es, Einnahmen zu steigern und auf der anderen Seite die<br />

Ausgaben zu senken. Das wird für die Bevölkerung schmerzlich sein, aber eine<br />

andere Lösung gibt es nicht, da die Verschuldung der meisten Kommunen<br />

bereits viel zu hoch ist“, meint Busson.<br />

Diese Entwicklung wird sich seiner Einschätzung nach sogar weiter verstärken:<br />

„Noch schrecken viele Kommunen vor allzu tiefen Einschnitten bei den<br />

kommunalen Leistungen zurück und beschränken sich darauf, leicht an der<br />

Gebührenschraube zu drehen“. Zukünftig müssten die Kommunen aber auch<br />

härtere Maßnahmen ins Auge fassen, so Busson: „In vielen Regionen Deutschlands<br />

müssen die öffentlichen Einrichtungen dringend an die Bevölkerungsentwicklung<br />

angepasst werden. Das kann auch heißen: Leistungen deutlich<br />

reduzieren oder ganz streichen. Die Kommunen müssen sich klar werden, was<br />

sie noch leisten können und was nicht – denn eine deutliche Besserung der<br />

Situation ist vielerorts nicht in Sicht“.<br />

Weniger Investitionen – vor allem im Straßenbau<br />

Viele Kommunen sehen sich derzeit nicht in der Lage, dringend notwendige<br />

Investitionen beispielsweise im Straßenbau zu tätigen. So geben 68 Prozent<br />

der Kommunen an, dass sie derzeit Unterhaltsmaßnahmen für Straßen und<br />

Gebäude strecken. 61 Prozent der Kommunen reduzieren die Neuinvestitionen<br />

in den Straßenbau und die Stadtentwicklung. Die Folgen: „Sanierungsbedürftige<br />

Straßen werden nur provisorisch gefl ickt, Schulbauten nur ungenügend instandgehalten,<br />

der Investitionsstau wird immer größer“, kommentiert Busson.<br />

Unterm Strich werden die Investitionsausgaben der deutschen Kommunen im<br />

laufenden Jahr voraussichtlich weiter sinken: 46 Prozent wollen 2010 weniger<br />

investieren, nur 26 Prozent wollen die Investitionsausgaben steigern – trotz<br />

zusätzlicher Mittel aus dem Konjunkturpaket II, die in 2010 noch verausgabt<br />

werden.<br />

Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben öffnet sich weiter<br />

Die geplanten Sparmaßnahmen sind notwendig, da eine deutliche Besserung<br />

der Lage vorerst nicht in Sicht ist: Nachdem bereits 2009 die Gewerbesteuereinnahmen<br />

der Kommunen um 20 Prozent gesunken waren, rechnet die Mehrheit<br />

der Kommunen – 59 Prozent – für das laufende Jahr mit einem weiteren<br />

Rückgang. Erst im Jahr 2011 soll die Talsohle erreicht sein: 35 Prozent der<br />

Kommunen hoffen darauf, dass die Gewerbesteuereinnahmen 2011 wieder<br />

steigen werden, immerhin 29 Prozent erwarten aber einen weiteren Rückgang.<br />

Vor allem ostdeutsche Kommunen sind pessimistisch: nur 5 Prozent prognostizieren<br />

einen Anstieg der Gewerbesteuereinnahmen im Jahr 2011, 38 Prozent<br />

sehen einen weiteren Rückgang.<br />

Auch der kommunale Anteil an der Einkommensteuer wird aus Sicht der Kommunen<br />

vorerst keinen Beitrag zur fi nanziellen Gesundung der Kommunen leisten<br />

– im Gegenteil: 79 Prozent der Kommunen rechnen für das Jahr 2010 mit<br />

Kommunalwirtschaft 07/2010 483

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!