Download Ausgabe 4 - Kommunal
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Hilfsaktion<br />
27 Bürgermeister als Spendensammler<br />
Schilcherland hilft<br />
armen Land<br />
Das weststeirische Hügelland an der Schilcher-Weinstraße - ein einmalig schönes<br />
Stück von Österreich. Sichtlich liegt Wohlhabenheit und genussreiche Lebensart über<br />
dem Land, obwohl man auch hier nichts zu verschenken hat. Aber man liest Zeitung<br />
und sieht im Fernsehen die Not eines anderen Landes direkt „vor der Haustür“.<br />
27 Bürgermeister aus dem Schilcherland ließ die Katastrophe von Bosnien nicht ruhen.<br />
Eine kommunale Freundschaft über Grenzen hinweg ist entstanden.<br />
◆ Herbert Leschanz<br />
Man sitzt genüsslich in der Buschenschenke<br />
bei Brettljause und Schilcher<br />
und einem oder zwei Schnapserln - es<br />
lässt sich gut leben im Bezirk Deutschlandsberg<br />
an der „Schilcherstraße“. Die<br />
Bürgermeister, die sich getroffen haben,<br />
reden über die kommunalen Wehwehchen<br />
bei sich zu Hause, „vor der Haustüre“<br />
- als einer sagt: „Was haben wir<br />
doch für Probleme vor unserer Haustüre!<br />
Vor der Türe unseres größeren<br />
Hauses gibt es die wirklichen Probleme!“<br />
Der Ausgang war die<br />
Katastrophe in Bosnien<br />
Gemeint war die Katastrophe am Balkan,<br />
als sie bereits als Katastrophe die<br />
Schlagzeilen der Zeitungen und die<br />
◆ Herbert Leschanz ist freier<br />
Journalist<br />
28 KOMMUNAL<br />
Aufmacher der Fernsehsendungen hinter<br />
sich hatte. Wie schauts dort jetzt aus?<br />
Man will’s wissen. Einer von ihnen, der<br />
Holzfabrikant<br />
Helmut Kriegl,<br />
Bürgermeister<br />
in Wettmannstätten,<br />
kenne<br />
doch den<br />
Militärattaché<br />
in Bosnien,<br />
Oberst Thomas<br />
Rapatz.<br />
Gesagt, getan<br />
- man setzte<br />
sich ins Auto<br />
und nahm<br />
persönlich in<br />
Augenschein,<br />
wie die Lage<br />
der Menschen<br />
in Bosnien<br />
»<br />
Der Angelpunkt des<br />
Problems im heutigen<br />
Bosnien ist der Ländliche<br />
Raum. Dagegen sind<br />
die Probleme des<br />
Ländlichen Raumes<br />
bei uns geradezu<br />
geringfügig.<br />
Franz Nienaus<br />
Bürgermeister von St. Stefan ob<br />
Stainz und Vizepräsident des Steiermärkischen<br />
Gemeindebundes<br />
wirklich ist, nachdem schon so manche<br />
Medien die „längst fällige Rückkehr der<br />
Bosnien-Flüchtlinge“ einmahnen.<br />
Mit Oberst Rapatz aus Griffen in Kärnten<br />
hat Österreich einen überaus engagierten<br />
Kämpfer für dieses geschundene<br />
Land am Balkan in den diplomatischen<br />
Dienst gestellt. Er war als österreichischer<br />
UN-Soldat ins Land gekommen<br />
und hat sich in dieses Land, das als<br />
Kronland - heute würde man sagen<br />
„Bundesland“ - ja einmal zu Österreich<br />
gehört hatte, förmlich vernarrt. Der<br />
Oberst war den Bürgermeistern aus der<br />
Weststeiermark nicht nur ein kundiger<br />
Führer. Er wurde zum „Turm“ in der<br />
Logistik für das, was die steirischen Bürgermeister<br />
noch an Ort und<br />
Stelle zur beschlossenen<br />
Sache machten: „Wir organisieren<br />
eine Hilfsaktion, die<br />
erstens den Namen verdient<br />
und zweitens punktgenau<br />
dort zu Hilfe kommt, wo die<br />
Hilfe dringendst nötig!“<br />
Wieder zu Hause begannen<br />
sie, die Kampagne, die aus<br />
«<br />
der interessierten weltoffenen<br />
Frage in der Buschenschenke<br />
mittlerweile zu<br />
einer kommunalen Freundschaft<br />
über Grenzen hinweg<br />
geworden ist.<br />
Denn die 27 Bürgermeister<br />
haben mit den Leuten in<br />
ihrer Gemeinde gesprochen.<br />
Und dort, wo man eben auch nichts zu<br />
verschenken hat, ersammelten sie einen<br />
Geldwert von damaligen 700.000 Schilling,<br />
Übergabe rund um den Nationalfeiertag.<br />
Zum geringen Teil als Geldbetrag,<br />
überwiegend<br />
aber als Güter<br />
(Schulpakete,<br />
Winterbekleidung,Spielsachen,Medikamente,Verbandsmaterial,<br />
Bauhilfs-<br />
»<br />
Man lebt und löst<br />
Probleme leichter,<br />
wenn man weiß,<br />
dass man nicht<br />
alleine ist.<br />
«<br />
Fehim Skaljic<br />
Bürgermeister von Stari Grad