Ausgabe 5/2003 - Gewerkschaft Öffentlicher Dienst
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03 edit-OK 25.04.<strong>2003</strong> 11:13 Uhr Seite 1<br />
Rund zweieinhalb Jahre nach Unterzeichnung des Gehaltsabkommens<br />
vom 4. Oktober 2000 wurden die Nachverhandlungen<br />
für das Jahr 2002 vor wenigen Tagen<br />
abgeschlossen. Mit einem Kompromiss: Die GÖD konnte ihre<br />
Forderung nach einer einprozentigen Erhöhung der Gehälter<br />
– ab 1. Juli <strong>2003</strong> zuzüglich einer einmaligen Abfindung von<br />
100 Euro und mit einer Deckelung von 18,9 Euro – durchsetzen.<br />
Das Übereinkommen zwischen der <strong>Gewerkschaft</strong><br />
<strong>Öffentlicher</strong> <strong>Dienst</strong> und der Bundesregierung wurde dem<br />
GÖD-Zentralvorstand am 23. April zur Kenntnis gebracht<br />
und mehrheitlich angenommen. Betrachtet man die Ausgangslage<br />
– die Regierung hatte nach mehreren Verhandlungsrunden<br />
lediglich eine Einmalzahlung in der Höhe von<br />
260 Euro angeboten –, so zeigt sich einmal mehr, dass wir im<br />
konstruktiven Dialog auch unter schwierigsten Bedingungen<br />
in der Lage sind, positive Lösungen zu finden.<br />
Pensionsreform ist kein Mittel zur Budgetsanierung. Es<br />
spricht Bände, wenn eine Pensionssicherungsreform, die im<br />
Interesse der kommenden Generationen und unter Wahrung<br />
des Vertrauensschutzes sicher notwendig ist, im Rahmen der<br />
Budgetbegleitgesetze abgehandelt wird. Ein derartig großer<br />
Wurf – und ein solcher ist unabdingbar, will man die oben<br />
genannten Ziele erreichen – ist keine kurz- oder mittelfristig<br />
wirksame Maßnahme zur Budgetsanierung. Hier geht es um<br />
die Sicherheit der Menschen in diesem Land und um das<br />
Vertrauen, das sie in ihre eigene Lebensplanung, in die<br />
Politik und in den österreichischen Rechtsstaat setzen<br />
können. Zuschauen und abwarten macht Reparaturen des<br />
Pensionssystems immer teurer, eine Reform dieser Tragweite<br />
und Größenordnung jedoch überhastet vom Zaum zu<br />
brechen, wäre genauso fahrlässig. Für die <strong>Gewerkschaft</strong><br />
<strong>Öffentlicher</strong> <strong>Dienst</strong> ist die Sicherung der künftigen<br />
Pensionen wichtig, sie steht für die Erreichung dieses Zieles<br />
auch zur Verfügung. Was wir ablehnen, ist nicht das Ziel,<br />
E D I T O R I A L<br />
„Die Nachverhandlungen für das Jahr 2002 haben<br />
bewiesen, dass wir im konstruktiven Dialog in der<br />
Lage sind, Kompromisse zu erzielen. Es ist<br />
unabdingbar, dass es auch bei der Pensionsreform<br />
auf diesem Weg für die Menschen verträgliche<br />
Lösungen geben muss.“<br />
ENTWEDER MIT UNS ODER GEGEN UNS<br />
GÖD Mai <strong>2003</strong><br />
sondern der Weg, den die Bundesregierung mit dem vorliegenden<br />
Entwurf eingeschlagen hat. Beide Gesetzesentwürfe<br />
wurden ohne Einbindung der Sozialpartner erstellt,<br />
die überfallsartige Präsentation ist ebenso indiskutabel wie<br />
die verkürzte Begutachtungsfrist. „Speed kills“ heißt hier<br />
einmal mehr die Devise. Über diese Vorgehensweise hinaus<br />
richtet sich unsere Kritik aber vor allem auch gegen die<br />
konkreten Inhalte. Eine Pensionssicherungsreform, die<br />
diesen Namen verdient, muss die Einhaltung eines umfassenden<br />
Vertrauensschutzes beinhalten, den Erhalt der<br />
Kaufkraft im Alter als prioritäres Ziel haben und von ihrer<br />
Ausgestaltung her so angelegt sein, dass Frauen nicht benachteiligt<br />
werden. Diese drei Eckpunkte sind nicht annähernd<br />
erfüllt, die vorgelegten Entwürfe zum <strong>Dienst</strong>recht und<br />
zum ASVG werden von uns daher vollinhaltlich abgelehnt.<br />
Die Regierung ist gut beraten, die sozialpartnerschaftliche<br />
Tradition des Dialogs hier ebenso wieder aufzunehmen wie<br />
bei anderen anstehenden Themen – bei der Behandlung der<br />
Personalressourcen im Rahmen der Verwaltungsreform, bei<br />
der Zusammenlegung der Wachkörper in der Exekutive<br />
oder den Einsparungen im Wege der beschlossenen Stundenkürzungen<br />
bei den Lehrern.<br />
Die Bundesregierung hat die ausgestreckte Hand der Sozialpartner<br />
(<strong>Gewerkschaft</strong>-Wirtschaftskammer) leider nicht<br />
ergriffen und die Gelegenheit versäumt, ein wichtiges<br />
Thema von großer Tragweite auf eine breite konsensuale<br />
Basis zu stellen. Man ist entweder mit uns oder gegen uns.<br />
Fritz Neugebauer<br />
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