Ausgabe 5/2003 - Gewerkschaft Öffentlicher Dienst
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34-37gats-OK 25.04.<strong>2003</strong> 10:52 Uhr Seite 2<br />
Fritz Neugebauer. Der GÖD-Chef zeigte die<br />
Grenzen der Liberalisierung auf: „Freiheit<br />
muss man immer Gerechtigkeit abringen“<br />
Die Position der <strong>Gewerkschaft</strong><br />
<strong>Öffentlicher</strong> <strong>Dienst</strong> zum Thema<br />
GATS ist seit Bestehen des<br />
Abkommens weniger skeptisch<br />
als vielmehr sachlich fundiert und zielorientiert.<br />
In kontinuierlichen Abständen<br />
waren im Wappensaal der Teinfaltstraße,<br />
dem Hauptsitz der GÖD,<br />
die Experten der <strong>Gewerkschaft</strong> zusammengekommen,<br />
um die Auswirkungen<br />
des GATS zu analysieren. Die<br />
daraus resultierende Position gab Vorsitzender<br />
Fritz Neugebauer jüngst<br />
bekannt, und diese lautet wie folgt:<br />
Die im Zuge der Aufklärung entstandene<br />
politische Idee des Liberalismus<br />
an sich kann nicht grundlegend<br />
falsch sein. Ihr verdanken wir<br />
alle Grund- und Menschenrechte sowie<br />
Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.<br />
Ebenso ist die Freiheit der<br />
Marktwirtschaft und des Wettbewerbs<br />
eine wichtige Basis für den<br />
prosperierenden Wohlstand unserer<br />
Gesellschaft. Doch in der zweiten<br />
Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde<br />
die monetaristische Wirtschaftslehre,<br />
eine Radikalisierung des ökonomi-<br />
W E L T<br />
„Die <strong>Gewerkschaft</strong> <strong>Öffentlicher</strong> <strong>Dienst</strong><br />
fordert das unveräußerliche Recht des<br />
Staates, die dem Gemeinwohl dienenden<br />
öffentlichen Leistungen weiterhin<br />
selbst wahrzunehmen.“<br />
„FREIHEIT UND ORIENTIERUNG AM GEMEINWOHL“<br />
schen Freiheitsgedankens, zur Heilslehre:<br />
„Der Markt regelt sich selbst“.<br />
Das stimmt nur bedingt. Denn der<br />
Freiheit darf nicht das Gemeinwohl<br />
zum Opfer fallen. Wir brauchen eine<br />
solidarische Politik: Die Rolle des<br />
Staates als Gesetzgeber und vollziehendes<br />
Regulativ wie auch als Betreiber<br />
für die Gesellschaft wichtiger und<br />
am Gemeinwohl orientierter <strong>Dienst</strong>leistungen<br />
muss daher unbestritten<br />
sein.<br />
Spannungsfeld: Freiheit und Gemeinwohl<br />
Das General Agreement on Trade<br />
in Services (GATS), 1994 in der Uruguay-Runde<br />
des General Agreement<br />
on Tariffs and Trade (GATT) ins Leben<br />
gerufen und Ziel der 1995 in Genf<br />
auf Basis des GATT gegründeten<br />
Welthandelsorganisation (WTO),<br />
soll künftig neben dem Güterverkehr<br />
auch den <strong>Dienst</strong>leistungshandel von<br />
nationalen Hemmnissen befreien.<br />
Diese Bestrebungen sind ebenso im<br />
Spannungsfeld zwischen Freiheit und<br />
Gemeinwohl zu betrachten.<br />
Die <strong>Gewerkschaft</strong> <strong>Öffentlicher</strong><br />
GÖD Mai <strong>2003</strong><br />
<strong>Dienst</strong> bekennt sich daher dazu, dass<br />
der wachsende Anteil von privaten<br />
<strong>Dienst</strong>leistungen an der Gesamtwirtschaft<br />
entsprechend liberalisiert wird,<br />
um den Wohlstand zu fördern. Genauso<br />
fordert sie das unveräußerliche<br />
Recht des Staates, die dem Gemeinwohl<br />
dienenden öffentlichen Leistungen<br />
weiterhin selbst wahrzunehmen.<br />
Deshalb hat sich die <strong>Gewerkschaft</strong><br />
<strong>Öffentlicher</strong> <strong>Dienst</strong> mit den Außenhandelsbeauftragten<br />
Österreichs, voran<br />
mit dem Bundesminister für Wirtschaft<br />
und Arbeit, darauf verständigt,<br />
dass neben den hoheitlichen Leistungen<br />
des Staates auch die am Gemeinwohl<br />
orientierten Aufgaben wie Bildung,<br />
Gesundheit und Wasserversorgung<br />
weiterhin unantastbar von der<br />
öffentlichen Hand wahrgenommen<br />
und nicht Bestandteil des GATS werden.<br />
In der Veranstaltung „GATS – Starker<br />
Staat, sichere Zukunft“ betonte<br />
Fritz Neugebauer, dass die GÖD die<br />
weitere Entwicklung des GATS<br />
„wachsam beobachten und dieser<br />
nicht freien Lauf lassen“ werde.<br />
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