Rundbrief 9 - bvkm.
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dung getroffen hätte. Deshalb war es für mich<br />
noch nicht definitiv... und wie gesagt, dieser innere<br />
Glaube eben: Es ist nichts.<br />
Auch wenn beide Elternteile die Entscheidung für<br />
eine vorgeburtliche Untersuchung gemeinsam<br />
trafen, wurde der Gedanke an einen möglichen<br />
Abbruch von der Frau und dem Mann nicht immer<br />
gleich erlebt und bewertet. Bei einem Paar, das<br />
sich gemeinsam für eine Fruchtwasseruntersuchung<br />
entschieden hatte, wurde ein möglicher<br />
Schwangerschaftsabbruch nicht explizit thematisiert.<br />
Für die Frau wäre jedoch ein Schwangerschaftsabbruch<br />
nicht unbedingt die zwangsläufige<br />
Folge gewesen wie möglicherweise für ihren<br />
Mann.<br />
Frau A:(...) Über das weitere, danach haben wir<br />
eigentlich nie so hundertprozentig ...also, sagen<br />
wir mal so, daß er für eine Abtreibung gewesen<br />
wäre, falls eine Behinderung festgestellt worden<br />
wäre, also ich glaube, für ihn war das einfach<br />
logischer: Wir lassen das machen, und falls etwas<br />
festgestellt wird, dann entscheiden wir uns gegen<br />
das Kind. Für mich war es nicht ganz so ...so logisch...aber<br />
wie gesagt. (...) Ok....ich habe das<br />
Thema auch gar nicht groß zur Diskussion, daß<br />
wir uns darüber unterhalten, daß ich ihn wirklich<br />
direkt danach gefragt hätte, ich mein, so beiläufig<br />
hört man es schon raus, aber wir haben uns<br />
nie konkret darüber unterhalten.<br />
In bezug auf einen möglichen Schwangerschaftsabbruch<br />
ließen sich also unterschiedliche Tendenzen<br />
und Meinungen feststellen: Zum einen wurde<br />
ein Abbruch bei einem auffälligen Ergebnis bereits<br />
vorher antizipiert, die Entscheidung stand<br />
fest. Eine andere Tendenz war in den Aussagen<br />
zu finden, bei denen die Untersuchung durchgeführt<br />
wurde und die Entscheidung für einen<br />
Schwangerschaftsabbruch vom Ergebnis abhängig<br />
gemacht worden wäre, d.h. vom Schweregrad<br />
einer möglichen Schädigung. Und drittens<br />
fand sich eine Aussage, bei der die Schwangerschaft<br />
auf alle Fälle fortgesetzt worden wäre,<br />
unabhängig davon, wie der Befund ausgefallen<br />
wäre. Diese Vielfalt der Aussagen und Entscheidungen<br />
in einer kleinen Gruppe von Befragten<br />
macht deutlich, daß kaum generelle Tendenzen<br />
zu finden sind. Die Ambivalenz und Spannbreite<br />
möglicher Entscheidungen in diesem Bereich wird<br />
ersichtlich. Deutlich werden auch die Konfliktsituationen,<br />
in denen sich besonders die Frauen<br />
befinden, unabhängig davon, ob sie sich für oder<br />
gegen einen Abbruch entscheiden.<br />
Ängste im Zusammenhang mit der Durchführung<br />
einer pränatalen Diagnostik bestanden bei den<br />
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Frauen kaum. Aber auch wenn die vorgeburtliche<br />
Untersuchung zur Folge hatte, daß die Familien<br />
beruhigt waren über das sog. ”definierte Risiko”,<br />
bestanden weiterhin immer noch Ängste besonders<br />
über den Geburtsverlauf, da dieser nicht<br />
planbar erschien.<br />
Frau H: Nein, eigentlich nicht. Eher mehr davor,<br />
daß während der Geburt was sein könnte. So in<br />
der Schwangerschaft sind wir davon ausgegangen,<br />
daß ...also bin ich jetzt und mein Mann<br />
auch, daß da alles ok ist, weil wir haben gedacht,<br />
das ist sicher abgedeckt. Und ...ne...eigentlich<br />
mehr vor der Geburt, daß da irgendwas passieren<br />
kann....<br />
Die Wartezeit zwischen der Untersuchung und<br />
der Mitteilung der Diagnose wurde als äußerst<br />
unangenehm empfunden, da zum einen das ungewisse<br />
Untersuchungsergebnis die Frauen sehr<br />
belastete, zum anderen kamen bei einer Frau<br />
Zweifel an der Untersuchung an sich auf.<br />
Frau P: Körperlich ging es mir gut, nur psychisch,<br />
.... weil ich gedacht habe, warum habe ich das<br />
machen lassen?<br />
Alle Frauen hatten den Wunsch, möglichst erst<br />
nach dem Ergebnis Kindsbewegungen zu spüren.<br />
Das ist jedoch besonders bei der Amniozentese<br />
nicht immer möglich. Es scheint, daß ein richtiges<br />
”Einlassen” auf die Schwangerschaft erst nach<br />
der Befundmitteilung erfolgt (vgl. auch Katz<br />
Rothman 1989, 91ff.; Schindele 1995, 276ff.).<br />
2.3.5 Beziehung zum behinderten Kind<br />
Mit der Entscheidung für eine pränatale Diagnostik<br />
schien für die hier befragten Eltern keine<br />
Wertung gegen das bereits lebende behinderte<br />
Kind getroffen zu sein, d.h. das bereits geborene<br />
Kind wurde aufgrund seiner Behinderung nicht in<br />
Frage gestellt, und auch die Beziehung zu diesem<br />
Kind änderte sich durch die Untersuchung nicht.<br />
Die befragten Mütter äußerten dazu, daß das<br />
bereits geborene behinderte Kind in seiner Besonderheit<br />
akzeptiert und geliebt werde, zum<br />
Ungeborenen bestand nach Meinung der Frauen<br />
jedoch noch keine tiefe persönliche Beziehung.<br />
Deshalb würde durch die Entscheidung für eine<br />
vorgeburtliche Untersuchung auch nicht das<br />
”Lebensrecht” von bereits geborenen Menschen<br />
mit einer Behinderung in Frage gestellt, wie ein<br />
Vorwurf von Vertretern aus der Behindertenbewegung<br />
häufig lautet (vgl. Waldschmidt 1995).<br />
Frau P: Ich kann das so nicht sagen. Ich hab mir<br />
schon auch Gedanken gemacht, so theoretisch<br />
hätte ich dich ja dann auch abtreiben lassen können,<br />
so. Aber dieses andere Kind kenne ich ja<br />
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