Rundbrief 9 - bvkm.
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• Weder die Begrenzung durch eine strenge und<br />
restriktive Indikation noch die Bindung an Einzelfallbegutachtungen<br />
und an die Zustimmung<br />
von Ethik-Kommissionen kann verhindern,<br />
dass die Indikation für den Einsatz von Präimplantationsdiagnostik<br />
im Laufe der Zeit zunehmend<br />
ausgeweitet wird. Das lehrt die Erfahrung<br />
der Fruchtwasseruntersuchung und<br />
anderer Techniken der vorgeburtlichen Diagnostik,<br />
die zunächst als Lösung für Einzelfälle<br />
entwickelt wurden und die längst zu einem Bestandteil<br />
der Schwangerenvorsorge geworden<br />
sind, mit dem jede schwangere Frau konfrontiert<br />
ist.<br />
• Auch im Einzelfall kann eine enge Indikation<br />
für die Anwendung der Präimplantationsdiagnostik<br />
nicht sicherstellen, dass die Embryonen<br />
nur auf diejenigen Veränderungen des<br />
Erbmaterials untersucht werden, für die die<br />
potentiellen Eltern Überträger sein können.<br />
Vielmehr ist absehbar, dass sie gleichzeitig auf<br />
andere Merkmale hin durchgecheckt werden,<br />
für die genetische Diagnosen entwickelt worden<br />
sind.<br />
• Wenn die Technik erst einmal zur Verfügung<br />
steht, ist außerdem nicht auszuschließen, dass<br />
künftig alle durch In-vitro-Fertilisation entstandenen<br />
Embryonen vor dem Transfer in die<br />
Gebärmutter einer Frau einer genetischen<br />
Analyse unterzogen werden.<br />
• Die Einführung der Präimplantationsdiagnostik<br />
wird keineswegs die Pränataldiagnostik während<br />
der Schwangerschaft ersetzen und somit<br />
einen nachfolgenden selektiven Schwangerschaftsabbruch<br />
verhindern. Es ist damit zu<br />
rechnen, dass Frauen nach Präimplantationsdiagnostik<br />
ebenso wie nach In-vitro-<br />
Fertilisation empfohlen würde, vorgeburtliche<br />
Diagnostik in Anspruch zu nehmen. Bei einer<br />
so aufwendigen und fehleranfälligen Technik<br />
erscheint es nur konsequent, wenn die Möglichkeit<br />
genutzt wird, den Fötus durch pränatale<br />
Diagnostik erneut zu untersuchen und bei<br />
einem unerwünschten Ergebnis einen Schwangerschaftsabbruch<br />
vorzunehmen.<br />
• Die Präimplantationsdiagnostik ermöglicht<br />
ebenso wie die vorgeburtliche Diagnostik eine<br />
“negative” Selektion wegen unerwünschter<br />
Merkmale des Fötus; darüber hinaus ermöglicht<br />
die Präimplantationsdiagnostik aber auch<br />
die Auswahl zwischen mehreren Embryonen<br />
mit unterschiedlichen erwünschten Merkmalen<br />
(sog. “positive” Selektion).<br />
- 4 -<br />
Die Präimplantationsdiagnostik teilt nicht nur die<br />
ethischen und gesundheitspolitischen Probleme,<br />
die durch die Pränataldiagnostik aufgeworfen<br />
sind, sondern verschärft sie noch. Sie bindet den<br />
Wert und das Lebensrecht von Menschen an einzelne<br />
genetische Merkmale, stellt Embryonen auf<br />
Probe her, macht diese Embryonen der Forschung<br />
zugänglich und wäre ein weiterer Schritt<br />
in Richtung Keimbahnmanipulation.<br />
Diese Stellungnahme wurde für das Netzwerk<br />
von Hildburg Wegener als Sprecherin und der<br />
Arbeitsgruppe “Frauenpolitische/feministische<br />
Bewertung von Pränataldiagnostik” erarbeitet.<br />
Aufruf<br />
Teilnahme am Symposium zum Fortpflanzungsmedizingesetz<br />
24.- 26. Mai 2000 in<br />
Berlin<br />
Auf dem Symposium wollen wir einen Informationsstand<br />
aufbauen und bei Ideen und Interesse<br />
an Mitarbeit auch darüber hinaus präsent sein.<br />
Deshalb bitten wir alle, die am Symposium teilnehmen<br />
oder vor Ort sind, sich in der Arbeitsstelle<br />
zu melden, wenn sie sich einbringen wollen<br />
und können. Wir brauchen Mitarbeit bei einer<br />
Standbesetzung und zur Verteilung von Papieren.<br />
Darüber hinaus gibt es ja vielleicht weitere Ideen<br />
für eine Präsenz des Netzwerkes auf dem Symposium<br />
– “Eier zu verschenken” - , die wir über<br />
die Arbeitsstelle sammeln und in Taten umsetzen<br />
können.<br />
Einige TeilnehmerInnen haben Interesse, sich in<br />
Berlin zu treffen und auszutauschen über den<br />
Verlauf des Symposiums. Die Kontakte können<br />
ebenfalls über die Arbeitsstelle geknüpft werden.<br />
Arbeitsstelle Pränataldiagnostik/Reproduktionsmedizin<br />
Bremer Büro<br />
Große Johannisstraße 110 28199 Bremen<br />
0421/5978480; Fax: 5978481<br />
ArbeitsstellePND@t-online.de<br />
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