Didaktik der Algebra - Die Seiten der
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S. Hilger, <strong>Didaktik</strong> <strong>der</strong> <strong>Algebra</strong> 8<br />
Eine an<strong>der</strong>e Möglichkeit, die Menge aller erlaubten Terme festzulegen, besteht in <strong>der</strong> Rekursiven<br />
Definition. Sehr ungenau kann dies an dem folgenden Beispiel verdeutlicht werden:<br />
1. Jede Zahl ist ein Term.<br />
2. Jede Variable ist ein Term.<br />
3. Sind T1 und T2 Terme, so sind auch Terme:<br />
T1 + T2, T1 − T2, T1 · T2, T1/T2<br />
4. Und so weiter . . .<br />
In einem solchen rekursiv definierten Termsystem entsteht das Entscheidbarkeitsproblem: Kann<br />
man von jedem vorgegebenen Term T entscheiden, ob er in endlich vielen Schritten gemäß <strong>der</strong><br />
Rekursionsregeln bildbar ist o<strong>der</strong> nicht. Kurt Gödel: Das Axiomensystem ,,unserer” Mathematik<br />
ist unvollständig: Es gibt immer Terme, von denen nicht entschieden werden kann, ob sie bildbar<br />
sind. <strong>Die</strong>ses Problem kann auch nicht durch Hinzunahme weiterer Regeln (Axiome) behoben<br />
werden. (<strong>Die</strong>ses mathematische Grundlagenphänomen wird in dem Buch ,,Gödel, Escher, Bach”<br />
von D.R. Hofstadter populär auseinan<strong>der</strong>gesetzt.)<br />
<strong>Die</strong> Syntax-Mathematik ist die Grundlage <strong>der</strong> Computer–<strong>Algebra</strong>–Systeme (CAS) wie DERIVE,<br />
MAPLE, MATHEMATICA. Sie ist Bestandteil <strong>der</strong> Theoretischen Informatik.<br />
2.3 Der Semantik–Zugang zum Termbegriff<br />
Semantik bedeutet allgemein die Lehre von <strong>der</strong> inhaltlichen Bedeutung von Zeichen, Wörtern<br />
und Sätzen in einer Sprache.<br />
Beschreibung: Ein Term ist eine ,,Vorschrift”, mit <strong>der</strong>en Hilfe gegebenen Zahlen (INPUT) neue<br />
Zahlen (OUTPUT) zugeordnet werden.<br />
Hier wird schon <strong>der</strong> spätere Funktions– bzw. Operatorbegriff vorweggenommen. <strong>Die</strong>s geschieht<br />
aber nicht in voller Ausschärfung (Betonung <strong>der</strong> Eindeutigkeit) und umfassen<strong>der</strong> Begriffsumgebung<br />
(Definitionsmenge, Wertemenge, Umkehrbarkeit, graphischer Darstellung).<br />
2.4 Terme in <strong>der</strong> Schulpraxis<br />
Hier geschieht ein ständiges unausgesprochenes Wechselspiel zwischen formaler (Syntax) und<br />
inhaltlicher (Semantik) Auffassung.<br />
Verblasst bei Schülern die Einsicht, dass Terme die Möglichkeit des Einsetzens von Zahlen in sich<br />
bergen und daher <strong>der</strong> Umgang mit ihnen sich als natürlich–gesetzmäßig begründen läßt, so neigen<br />
sie dazu, den Termkalkül als ein Gebäude von formal–positivistischen Gesetzen anzusehen, nach<br />
dem sie — weil es halt so vorgeschrieben ist — verfahren müssen.