Die Briefe des Horaz an Augustus und Julius Florus [microform]
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An <strong>Julius</strong> Florufl. 49<br />
Niessbrauch m<strong>an</strong>ches zu eigen gibt nach juristischem Ausdruck<br />
160 D<strong>an</strong>n ist das Feld, das dich nährt, dein eigen; <strong>und</strong> Orbius'<br />
Hauptknecht,<br />
Wenn er das Saatfeld eggt, das bald dir Früchte wird liefern,<br />
Fühlt dich als Herrn 5 du bezahlst ihm dein Geld, <strong>und</strong> Trauben<br />
erhältst du,<br />
Hühner <strong>und</strong> Eier, ein Fass voll Wein ; <strong>und</strong> solcher Gestalt nun<br />
Kaufst du allmählich das Gut, das, leicht ist es möglich, <strong>an</strong><br />
dreimal<br />
165 H<strong>und</strong>erttausend Sesterze gekostet hat oder auch drüber.<br />
Was macht's, ob du vom jüngst, ob vom längst schon bezahl-<br />
ten Besitz lebst?<br />
Wer in Aricia einst <strong>und</strong> in Veji sich Aecker gekauft hat,<br />
Speiset gekauftes Gemüse, wenn gleich er es <strong>an</strong>ders sich vorstellt,<br />
Heizt mit gekauftem Holz am kalten Abend den Kessel,<br />
170 Aber sein Eigentum nennt er's bis dort, wo die Pappel ge-<br />
pfl<strong>an</strong>zt ist,<br />
Welche als sichere Mark vorbeuget dem Streit mit dem Nachbar<br />
Als ob Eigentum sei, was im Laufe der flüchtigen St<strong>und</strong>e<br />
Bald auf Bitten, für Geld, durch Gewalt <strong>und</strong> bald durch den<br />
Tod selbst<br />
Wechselt den Herrn <strong>und</strong> geht in die Hände von <strong>an</strong>deren über.<br />
175 Weil nun ständ'ger Besitz niem<strong>an</strong>den vergönnt ist, <strong>und</strong> Erben<br />
Folgen auf Erben von Erben, wie Wogen sich drängen auf Wogen,<br />
Was nützt Scheune, was Hof V Was helfen kalabrische Triften,<br />
An die luk<strong>an</strong>ischen sich <strong>an</strong>schliessend, wenn Grosses wie Kleines<br />
Pluto hinwegrafft, welcher mit Gold nicht ist zu gewinnen?<br />
180 Elfenbein <strong>und</strong> Juwelen, tyrrhenische Statuen, Marmor,<br />
Silbergeschirr <strong>und</strong> Gemälde, gätulische Purpurgewänder —<br />
V. 167: Aricia (j. la Riccia), am Fusse <strong>des</strong> Alb<strong>an</strong>ergebirgs<br />
<strong>und</strong> <strong>an</strong> der appischen Strasse gelegen, war über sechs St<strong>und</strong>en,<br />
Veji am Flüsschen Cremera (Spuren bei demDorfe Isola Farnese)<br />
fast fünf St<strong>und</strong>en von Bom entfernt.<br />
V. 176— 177: Im Sommer trieb m<strong>an</strong> die Herden auf die luk<strong>an</strong>ischen,<br />
im Winter auf die kalabrischen Weiden.<br />
V. 180: <strong>Die</strong> kleinen etrusciachen Statuen aus Erz waren<br />
meist Götterbilder.<br />
V. 181: Das L<strong>an</strong>d der Gätuler ist heutzutage das südliche<br />
Marokko <strong>und</strong> der westliche Teil der Sahara. Hauptprodukte waren<br />
Purpursebnecken <strong>und</strong> Spargel.<br />
4<br />
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