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Katalog der byzantinischen Münzen - Oapen

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KURZE HISTORISCH-NUMISMATISCHE EINFÜHRUNG 1<br />

Entgegen einem weitverbreiteten Vorurteil stellte das Byzantinische Reich kein von fortwährendem<br />

Zerfall o<strong>der</strong> tausendjährigem Todeskampf heimgesuchtes Gebilde dar. Das Imperium, das wie jedes<br />

an<strong>der</strong>e Höhe- und Tiefpunkte erlebte, war vielmehr ein Gemeinwesen von höchster Regenerationsfähigkeit<br />

und während wenigstens fünf Jahrhun<strong>der</strong>ten die bestimmende Macht des Mittelmeerraumes.<br />

Den Charakter des Byzantinischen Reiches machte wesentlich eine bis ins 13. Jahrhun<strong>der</strong>t fast unumschränkte<br />

Autorität des Kaisers in weltlichen und geistlichen Dingen, die Weiterführung <strong>der</strong> römischen<br />

Reichsidee in griechischem Gewand und schließlich eine christlich-hellenistische Kultur mit stark orientalischem<br />

Einschlag aus.<br />

330 n. Chr. hatte <strong>der</strong> römische Kaiser Konstantin I. (306–337) 2 , dem die Geschichte den Beinamen<br />

»<strong>der</strong> Große« verleihen sollte, das bis dahin unbedeutende Hafenstädtchen Byzanz am Bosporus zu<br />

seiner neuen Hauptstadt erkoren. Dies schuf die Grundlage eines eigenständigen Staatswesens in Osteuropa.<br />

Hinzu kam die Erhebung des Christentums zur Reichsreligion 392 n. Chr. durch Kaiser Theodosius<br />

I. (379–395). Konstantinopel, wie Byzanz nun hieß, war vom Anfang seines Hauptstadtdaseins<br />

an eine vornehmlich christliche Metropole. Theodosius hatte überdies die organisatorische Teilung des<br />

Römischen Reiches verfügt; 395 fiel dem einen Sohn Honorius die Westhälfte mit Rom und dem an<strong>der</strong>en<br />

Sohn Arcadius die Osthälfte mit Konstantinopel zu. Diese Zäsur dürfte verwaltungstechnisch<br />

bedingt gewesen sein, denn das riesige Staatswesen konnte bei den zunehmenden Einfällen ›barbarischer‹<br />

Völkerschaften kaum mehr zentral gelenkt werden. 476 ging das Weströmische Reich in den<br />

Wirren <strong>der</strong> Völkerwan<strong>der</strong>ung unter, wogegen das Ostreich aller Gefährdung zu trotzen vermochte.<br />

Im 6. Jahrhun<strong>der</strong>t erlebte das nunmehr Byzantinische, Oströmische o<strong>der</strong> Rhomaische Reich (die<br />

Begriffe sind synonym verwendbar) eine neue Blüte. Dafür zeichnete nicht zuletzt Justinian I.<br />

(527–565) verantwortlich, <strong>der</strong> Bauherr <strong>der</strong> Hagia Sophia in Konstantinopel und Initiator <strong>der</strong> Rechtssammlung<br />

des Corpus Iuris Civilis. Unter seiner Aegide wurden große Gebiete des ehemaligen Römischen<br />

Reiches gerade im Westen zurückerobert. Auf Justinian gehen übrigens auch viele <strong>der</strong> bekannten<br />

Mosaiken in Ravenna zurück (Sant’Apollinare Nuovo in Classe, San Vitale etc.). Dennoch war die Bilanz<br />

von Justinians Regierung namentlich innenpolitisch zwiespältig, wenn man Prokop von Cäsarea<br />

glauben will, <strong>der</strong> sich als vielleicht erster Geschichtsschreiber in doppelter Buchführung übte: Einerseits<br />

lobt Prokop in seinen offiziellen, für Kaiser Justinian verfaßten Werken dessen Tun überschwenglich,<br />

während er an<strong>der</strong>erseits in seiner Geheimgeschichte, den Anekdota, nicht müde wird, denselben<br />

Kaiser und vor allem dessen machtbewußte Gattin Theodora <strong>der</strong> Mißwirtschaft zu bezichtigen.<br />

Nach militärischen Rückschlägen und einer Schrumpfung des Territoriums schien das Reich unter<br />

Heraclius (610–641) in altem Glanz wie<strong>der</strong>zuerstehen. Durch diesen Kaiser erhielt es eine speditive<br />

Verwaltung, die Themenverfassung. Das Land wurde unterteilt in Provinzen, »Themen« genannt, die<br />

anstatt zivilen militärischen Gouverneuren unterstanden. Heraclius konnte auch außenpolitische Erfolge<br />

verbuchen; er löschte durch seine Kriegszüge 627/28 das Reich <strong>der</strong> Sassaniden praktisch aus und<br />

verteidigte das seinige erfolgreich gegen Avaren und Araber.<br />

Das 8. und die erste Hälfte des 9. Jahrhun<strong>der</strong>ts wurden hingegen von inneren, religiösen Kämpfen<br />

erschüttert: Es war die Epoche des Bil<strong>der</strong>streites, des Ikonoklasmus (726–843). 3 Beeinflußt von <strong>der</strong> is-<br />

Die Einführung beruht auf: A. U. Sommer, Die <strong>byzantinischen</strong> <strong>Münzen</strong> im Historischen Museum St. Gallen, St. Gallen<br />

2000 = Museumsbrief 79 (geschrieben 1989). Ich danke Herrn Dr. Louis Specker (St. Gallen) für die Abdruckgenehmigung.<br />

In Klammern werden jeweils die Regierungs-, nicht die Lebensdaten angegeben.<br />

Der Ausdruck »Ikonoklasmus« leitet sich her vom griechischen e¥kwn = Bild, beson<strong>der</strong>s auch Heiligenbild, und klâein =<br />

13<br />

<strong>Katalog</strong> <strong>der</strong> byzant inischen Mün zen<br />

Kurze historisch-numismatische Einführung

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