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Katalog der byzantinischen Münzen - Oapen

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a) Die Nominale<br />

Kurze historisch-numismatische Einführung<br />

Die <strong>Münzen</strong><br />

Das byzantinische Währungssystem hatte, außer in <strong>der</strong> späten Paläologenzeit, stets eine Goldmünze<br />

als Leitnominal gekannt. Im Gegensatz zur römischen Währung, die lange Zeit auf dem Silberdenar<br />

beruhte, spielten Silbermünzen eine untergeordnete Rolle. Das Geld hingegen, mit dem man auf dem<br />

Markt gewöhnlich bezahlte, war aus Kupfer.<br />

325 n. Chr. schuf Kaiser Konstantin I. den goldenen Solidus (Plural: Solidi), <strong>der</strong> den Aureus ersetzte.<br />

Die neue Münze ist 1/72 des römischen Pfundes zu 327 Gramm, bringt also etwa 4,5 Gramm auf<br />

die Waage (<strong>der</strong> alte Aureus, den man bis zu Justinian I. für Zeremonialzwecke herzustellen fortfuhr,<br />

wiegt 1/60 Pfund). Der Solidus selbst hinwie<strong>der</strong>um ist in 24 Siliquae, Keretia o<strong>der</strong> Karat zu rund 0,18<br />

Gramm eingeteilt. Es gibt Silbermünzen, die den Goldsiliquen im Wert entsprachen und ebenfalls<br />

Siliquae (Singular: Siliqua) genannt werden. Im 6. und 7. Jahrhun<strong>der</strong>t wurden auch »reduzierte Solidi«<br />

mit beson<strong>der</strong>er Kennzeichnung ausgegeben. Sie sind nur 20, 22 o<strong>der</strong> 23 Siliquae schwer. Ihr<br />

ursprünglicher Verwendungszweck ist umstritten; von <strong>der</strong> Forschung werden sie mit Tributzahlungen,<br />

mit Außenhandel o<strong>der</strong> mit wechseltechnischen Erfor<strong>der</strong>nissen bei Kupfergeldreformen in Verbindung<br />

gebracht.<br />

Die komplizierten Verhältnisse beim Silbergeld können wir angesichts <strong>der</strong> verhältnismäßig nebensächlichen<br />

Rolle dieses Münzmetalles übergehen. Als Nominale sind, neben den Siliquae, Miliarensia<br />

(Singular: Miliarense = Doppelsiliqua), Hexagrammata (Singular: Hexagramma) und Miliaresia (Singular:<br />

Miliaresion) immerhin zu erwähnen.<br />

Kaiser Anastasius I. (491–518) bereitete mit einer großen Münzreform 498 den unklaren Verhältnissen<br />

des spätrömischen Kleingeldwesens ein Ende. 5 Nun galt ein Follis (Plural: Folles) aus Kupfer den<br />

420. Teil eines Solidus und war selbst hinwie<strong>der</strong>um das 40fache des Nummion o<strong>der</strong> Nummus, einer sehr<br />

kleinen Kupfermünze, die bald nicht mehr ausgeprägt wurde. Im Jahre 512 verdoppelte man das Gewicht<br />

des Follis, so daß zunächst 8400 Nummi bzw. 210 Folles auf einen Solidus kamen, bald jedoch nur<br />

noch 7200 Nummi bzw. 180 Folles. Dieser Standard wurde bis ins frühe 8. Jahrhun<strong>der</strong>t hinein mehr<br />

o<strong>der</strong> weniger beibehalten, während das Gewicht des Follis selber großen Schwankungen unterlag.<br />

Viele Teilstücke <strong>der</strong> genannten Münztypen sind bekannt, so beim Gold Semisses (Singular: Semissis)<br />

und Tremisses (Singular: Tremissis), Halb- und Drittelsolidi. Im 5. und 6. Jahrhun<strong>der</strong>t stoßen wir auf<br />

sehr seltene 1/6-Solidi, die die Umtauschbarkeit von Gold- in Silber- o<strong>der</strong> Kupfermünzen erleichtert<br />

haben dürften. Vom 9. Jahrhun<strong>der</strong>t an wird auf die Ausprägung <strong>der</strong> Solidusteilstücke verzichtet.<br />

Kupfermünzen gibt es abgesehen vom Follis, <strong>der</strong> leicht am Zahlzeichen M (selten XXXX) =40<br />

(Nummi) auf <strong>der</strong> Rückseite zu erkennen ist, in zahlreichen Abstufungen. Halbfolles (Zahlzeichen K<br />

o<strong>der</strong> XX = 20), Viertelsfolles o<strong>der</strong> Dekanummia (Zahlzeichen I o<strong>der</strong> X = 10) sowie Achtelfolles o<strong>der</strong><br />

Pentanummia (Zahlzeichen Ë o<strong>der</strong> V = 5) trifft man ebenso häufig an. Daneben sind, um beson<strong>der</strong>en<br />

Bedarf in den Provinzen zu decken, auch noch an<strong>der</strong>e, exotischer anmutende Nominale, z. B. 12 Nummi-Stücke<br />

aus Alexandrien o<strong>der</strong> 33 Nummi-Stücke aus Thessaloniki belegt. Diese Vielfalt herrschte<br />

allerdings nur in frühbyzantinischer Zeit, um nach und nach zu verschwinden und nach 717 schließlich<br />

den Follis als einzige Kupfermünze übrig zu lassen. Das M auf dem Revers verlor als Zahlzeichen<br />

seinen Sinn, blieb aber noch lange erhalten und wurde, weil man den ursprünglichen Sinn nicht mehr<br />

kannte, umgedeutet. So konnte es für die Gottesmutter Maria o<strong>der</strong> Kaiser namens Michael stehen.<br />

Eine Än<strong>der</strong>ung im Münzsystem brachte die Regierung von Kaiser Nicephorus II. Phocas (963–969). Dieser<br />

führte nämlich eine neue Goldmünze ein, die um 1/12 leichter war als <strong>der</strong> Solidus, und <strong>der</strong> man den<br />

Namen Tetarteron (Plural: Tetartera) gab. Anfangs ließen sich die beiden Typen nur durch die Gewichts-<br />

Dieser Reform wegen, die das eigentlich byzantinische Münzwesen begründete, nehmen Sammlungen byzantinischer<br />

<strong>Münzen</strong> häufig bei Anastasius I. ihren Ausgang.<br />

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