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Katalog der byzantinischen Münzen - Oapen

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Kurze historisch-numismatische Einführung<br />

Als Insignie ist <strong>der</strong> Kreuzglobus zu erwähnen, <strong>der</strong> wie das Szepter die weltliche Autorität des Kaisers<br />

unterstreicht. Das Labarum war ursprünglich die Hauptheeresfahne Konstantins des Großen bei <strong>der</strong><br />

Schlacht an <strong>der</strong> Milvischen Brücke im Jahre 312. Gewöhnlich ist es an einer langen Stange befestigt;<br />

oft endet aber auch das Szepter oben in einem Labarum. Die Akakia schließlich ist ein Stoffbeutel, <strong>der</strong><br />

Staub enthält und die Vergänglichkeit symbolisiert. Sie kann leicht mit <strong>der</strong> Mappa, dem Stofftüchlein,<br />

das <strong>der</strong> Konsul zur Eröffnung <strong>der</strong> Spiele fallen ließ, verwechselt werden.<br />

III. Die Rückseiten: Die spätrömischen und früh<strong>byzantinischen</strong> <strong>Münzen</strong> vor dem Ikonoklasmus haben<br />

eigenständige Rückseitentypen. Oft begegnet man auf den Gold- und den wenigen Silberprägungen<br />

<strong>der</strong> Victoria. Sie ist <strong>der</strong> christianisierte Überrest <strong>der</strong> griechischen Nike und <strong>der</strong> römischen Victoria, <strong>der</strong><br />

Siegesgöttin also, die nun in Gestalt eines christlichen Engels dem Kaiser in <strong>der</strong> Umschrift den Sieg<br />

prophezeit. Von 578 bis 582 und von 610 an ist auf den Solidi ein Krückenkreuz dominierend. Es steht<br />

auf 3 o<strong>der</strong> 4 Stufen, die den Kalvarienberg versinnbildlichen. 12 Auf den Solidusteilstücken fallen die<br />

Stufen weg. Die symbolisierte Konstantinopolis, die Stadtpatronin aus heidnischer Zeit, führen einige<br />

Solidi des 5. und 6. Jahrhun<strong>der</strong>ts vor Augen, während auf Kupfermünzen von Antiochia die dortige<br />

Tyche nicht unbekannt ist. Das Kupfergeld stellt sonst auf dem Revers häufig nur die große Wertziffer,<br />

umrahmt von Kreuzen, Christogrammen o<strong>der</strong> Sternen dar. Im 9. Jahrhun<strong>der</strong>t treten an diese Stelle<br />

dann einige die Titulatur des Herrsches anführende Schriftzeilen.<br />

IV. Christus- und Heiligendarstellungen: Ihren höchsten gestalterischen Ausdruck fand die byzantinische<br />

Kunst in ihren sakralen Bildnissen. Dies gilt auch für die byzantinische Münzprägung. 13<br />

a) Christus: Sehr oft erscheint er als Pantokrator (= Allherrscher o<strong>der</strong> Allerhalter). Dabei ist er ein<br />

erwachsener Mann, mit Kreuznimbus, Bart, die Rechte zum Segen erhoben, mit Evangeliar in <strong>der</strong> Linken.<br />

Diese Darstellung kennt man von unzähligen Ikonen und Fresken, die <strong>der</strong> mittelalterlichen Kunst<br />

im Westen entscheidende Impulse gegeben haben. Manchmal wird die ganze Gestalt stehend o<strong>der</strong><br />

thronend, oft auch nur die frontale Büste (<strong>der</strong> eigentliche Pantokrator-Typus) dem Betrachter nahegebracht.<br />

Hier erreicht die Feinheit <strong>byzantinischen</strong> Münzmeisterhandwerks mithin ihre Vollendung.<br />

Im 12. Jahrhun<strong>der</strong>t unter Manuel I. Comnenus (1140–1183) wird <strong>der</strong> Christus Immanuel beliebtes<br />

Münzsujet: Der Heiland als bartloser Jüngling (nach Jesaia 7, 14).<br />

b) Maria: In <strong>der</strong> <strong>byzantinischen</strong> Ikonographie kann man 4 Haupttypen <strong>der</strong> Mariendarstellung auseinan<strong>der</strong>halten.<br />

14 Es sind dies: 1. Die Thronende (Panagia Enthronos), 2. Die Betende (Maria orans.<br />

Untertyp: Panagia Blachernitissa, Panagia Platytera), 3. Die Wegweiserin (Panagia Hodegetria) und 4.<br />

Die Barmherzige (Panagia Eleousa). Wenigstens die ersten drei Typen lassen sich vom 10. bis 15. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

anhand von <strong>Münzen</strong> belegen. Die Enthronos und <strong>der</strong> Zwischentyp <strong>der</strong> Nikopea (die Siegesbringerin)<br />

sind auf <strong>Münzen</strong> am häufigsten abgebildet. In paläologischer Zeit wird beson<strong>der</strong>s die Blachernitissa<br />

wichtig: Deren Ikone brachte man bei drohen<strong>der</strong> Gefahr zur Abwehr <strong>der</strong> Feinde in feierlicher<br />

Prozession auf die Stadtmauer. Jede Erscheinungsgestalt Marias hat ihre eigene Bedeutung und<br />

ihr beson<strong>der</strong>es Wirkungsfeld.<br />

c) An<strong>der</strong>e Heilige: Zahlreiche Heilige – namentlich <strong>der</strong> Erzengel Michael, <strong>der</strong> thessalonikische Patron<br />

Demetrius, <strong>der</strong> Drachentöter Georg o<strong>der</strong> in Trapezunt <strong>der</strong> Stadtpatron Eugenius – sind seit dem<br />

11. Jahrhun<strong>der</strong>t in verschiedenster Weise monetarisch repräsentiert. Während die Byzantiner für sich<br />

beanspruchen können, als erste Christus und Maria auf <strong>Münzen</strong> dargestellt zu haben, sind ihnen bei<br />

den ›gewöhnlichen‹ Heiligen die Langobarden in Italien bereits kurz nach dem Jahr 700 zuvorgekommen.<br />

Sie imitierten nämlich den <strong>byzantinischen</strong> Victoria-Engel auf ihren Tremisses und bezeichneten<br />

ihn als (Heiligen) Michael.<br />

Der Symbolgehalt des Kreuzes auf <strong>byzantinischen</strong> <strong>Münzen</strong> ist eingehend untersucht worden, vgl. vor allem M. Restle,<br />

Kunst und byzantinische Münzprägung von Justinian I. bis zum Bil<strong>der</strong>streit, Athen 1964, S. 101–117.<br />

Vgl. zur Einführung A. U. Sommer, Die Heiligendarstellung in <strong>der</strong> <strong>byzantinischen</strong> Münzprägung. Eine vergleichende<br />

Studie, in: Numismatisches Nachrichtenblatt, Jg. 42, Nr. 3/März 1993, S. 62–70.<br />

Siehe P. Huber, Die Kunstschätze <strong>der</strong> Heiligen Berge, Pattloch 1987, S. 164–189.<br />

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