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Katalog der byzantinischen Münzen - Oapen

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auf <strong>der</strong> Krimhalbinsel. Im Gebiet <strong>der</strong> heutigen Türkei, Griechenlands und Italiens ist die Dichte beson<strong>der</strong>s<br />

hoch.<br />

Die Kupfermünzen aus dieser Epoche lassen sich gewöhnlich leicht zuordnen, denn sie tragen auf<br />

<strong>der</strong> Rückseite häufig ein Sigle, eine Abkürzung für die Münzstätte, so z. B. CON für Konstantinopel,<br />

NIKO für Nikomedia o<strong>der</strong> THEUP für Antiochia, das nach einem großen Erdbeben 528 in Theoupolis<br />

(griechisch »Stadt Gottes«) umbenannt wurde. Bei den Goldmünzen ist die Zuordnung schwieriger,<br />

denn praktisch alle Stücke zeigen dasselbe Sigle CONOB. 7 Diese Angabe ist nicht als Münzstättenangabe<br />

zu verstehen, son<strong>der</strong>n bedeutet wahrscheinlich Kwnstantinopílew ñbr‹zon, was etwa heißt:<br />

»Der rechte Standard von Konstantinopel«. Daher muß man die verschiedenen Typen anhand stilistischer<br />

Kriterien voneinan<strong>der</strong> unterscheiden: Beispielsweise weisen die relativ häufigen Goldmünzen<br />

aus Ravenna einen auffälligen Wulstrand o<strong>der</strong> jene aus Karthago einen geringeren Durchmesser und<br />

dafür einen dicken Schrötling auf (sie wiegen gleich viel wie die hauptstädtischen Erzeugnisse).<br />

Grundsätzlich gilt, daß sich die Goldprägung <strong>der</strong> Provinz durch einen jeweils eigenwilligen, häufig<br />

sehr selbständigen Stil und oft durch einen geradezu expressionistischen Charme auszeichnen. Das weitaus<br />

größte Prägevolumen war dennoch in Konstantinopel zu verzeichnen. Dies im Gegensatz zum Kupfer,<br />

wo <strong>der</strong> Ausstoß vieler kleinerer Prägeorte mengenmäßig mit <strong>der</strong> Metropole konkurrieren konnte.<br />

Strikt unterschieden wurde zwischen Kupfermünzämtern (Monetae publicae) und Goldmünzämtern<br />

(Monetae aureae): Kupfermünzstätten wurden in den Diözesanhauptstädten betrieben, d. h. in<br />

allen Hauptstädten des »Diözese« genannten Provinzenverbundes. 8 Schon im 6. Jahrhun<strong>der</strong>t waren<br />

freilich nicht mehr alle Diözesanhauptstädte auch als Münzstätten aktiv. Die Monetae publicae waren<br />

verhältnismäßig dezentral organisiert, was die Vielfalt <strong>der</strong> provinziellen Kupferprägung erklärt. Dies<br />

gilt nicht für die Monetae aureae, die bezeichnen<strong>der</strong>weise eben CONOB im Sigle führen. Sie unterstanden<br />

– einer Präfektur zugeordnet – fast unmittelbar <strong>der</strong> zentralen Finanzverwaltung: Gold wurde meist<br />

nur auf direkte Anordnung aus <strong>der</strong> Hauptstadt geprägt. Sowohl die Monetae publicae als auch aureae<br />

waren wie<strong>der</strong>um in verschiedene Werkstätten, Officinae eingeteilt. Diese Offizinen versahen ihre <strong>Münzen</strong><br />

mit einem Zeichen, gewöhnlich einem Buchstaben des griechischen Alphabets, so daß man sofort<br />

sehen konnte, wer für die Prägung zuständig war. Damit wurde <strong>der</strong> Gefahr von Betrügereien in den<br />

Münzstätten begegnet (etwa <strong>der</strong> unrechtmäßigen Vermin<strong>der</strong>ung von Gewicht o<strong>der</strong> Feingehalt). In <strong>der</strong><br />

Moneta aurea zu Konstantinopel gab es 10 Offizinen, die mit den ersten 10 Buchstaben des Alphabets<br />

gekennzeichnet waren. Die Offizinangabe finden wir gewöhnlich am Ende <strong>der</strong> Reverslegende o<strong>der</strong><br />

beim Kupfer unterhalb des Wertzeichens.<br />

Diese Vielfalt an Münzstätten und Offizinen ging mit <strong>der</strong> Verringerung <strong>der</strong> Reichsgröße nach 700<br />

weitgehend verloren. Übrigens stammt auch ein Großteil <strong>der</strong> auf uns gekommenen <strong>byzantinischen</strong><br />

<strong>Münzen</strong> aus dem 6. und 7. (und aus dem 11./12.) Jahrhun<strong>der</strong>t. Im 9. Jahrhun<strong>der</strong>t war neben Konstantinopel<br />

nur noch Syrakus aktiv; nach dessen Verlust 878 kam Cherson auf <strong>der</strong> Krim wie<strong>der</strong> hinzu. Erst<br />

im frühen 12. Jahrhun<strong>der</strong>t nahmen Thessaloniki und Philippopolis in Griechenland ihre Prägetätigkeit<br />

erneut auf. Nach dem Fall von Thessaloniki in paläologischer Zeit bediente man sich nurmehr <strong>der</strong><br />

Hauptstadt.<br />

c) Das Münzbild<br />

Kurze historisch-numismatische Einführung<br />

I. Die Inschriften: Von römischer Zeit an bis ins 10. Jahrhun<strong>der</strong>t waren die meisten Münzlegenden<br />

lateinisch, freilich mehr und mehr durchsetzt von griechischen Buchstaben und Abkürzungen, die son<strong>der</strong>bare<br />

sprachliche Mischformen entstehen ließen. Dies wie<strong>der</strong>um beweist, was für ein enorm konservatives<br />

Medium die Münze an sich darstellt. Denn bereits unter Heraclius (610–641) wurde das<br />

Griechische zur einzigen Amtssprache, nachdem schon die Novellen (Novellae Leges), die Justinian I.<br />

Mit Ausnahme <strong>der</strong> reduzierten Solidi und weniger, höchst seltener Stücke unter Justinianus I. mit ROMOB (= Rom) und<br />

AÅP (= Karthago) und Justinus II. mit A¬®OB (= Alexandria).<br />

»Diözese« meint hier also nicht ein Bistum!<br />

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