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03/2013 "Älter werden mit Humor" - Bagso

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Geri-Clowns sind hier eine echte<br />

Lebenshilfe. Sie verändern in Institutionen<br />

oft in erstaunlicher Weise<br />

das Milieu und das Verhalten von<br />

Menschen <strong>mit</strong> Demenz (s. S. 19).<br />

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen<br />

können belegen, dass<br />

durch Humor-Interventionen die<br />

Lebensqualität alter Menschen<br />

verbessert wird. Bekannt ist, dass<br />

sie sich subjektiv wohler fühlen, als<br />

dies nach der Einschätzung ihrer<br />

Gesundheit objektiv zu erwarten<br />

wäre. Da nun Wohlbefinden und<br />

Humor eng <strong>mit</strong>einander verbunden<br />

sind, liegt es nahe, ihre Gesundheit<br />

und Lebensqualität durch<br />

eine systematische Förderung des<br />

Sinnes für Humor zu verbessern.<br />

Die von alten Menschen immer<br />

wieder beklagten Umgangsweisen<br />

mancher Ärzte, Schmerzen und<br />

Besch<strong>werden</strong> als „altersbedingt“<br />

abzutun, kann folgende nachdenklich<br />

stimmende Anekdote ad<br />

absurdum führen: Zu einem Arzt<br />

kommt eine ältere Patientin <strong>mit</strong><br />

großen Schmerzen im rechten Knie.<br />

Der Arzt untersucht dieses, findet<br />

nichts und meint dann schließlich:<br />

„Das liegt an Ihrem Alter. Da tau-<br />

Humor ist Liebe. Er macht die<br />

Unzulänglichkeiten etwas zulänglicher,<br />

den Schaden etwas<br />

leichter, den Schmerz etwas<br />

erträglicher. Nur die Überheblichkeit<br />

macht er lächerlich, die<br />

lacht er aus.<br />

Henri Nannen<br />

(1913 – 1996)<br />

chen solche Schmerzen auf.“ Die<br />

Patientin sieht ihn etwas ungläubig<br />

an und meint. „Ja, das kann schon<br />

sein. Aber eines verstehe ich nicht,<br />

Herr Doktor. Mein linkes Knie ist<br />

genauso alt wie das rechte. Dieses<br />

tut mir aber nicht weh.“<br />

Mit Humor das Altern meistern<br />

Humor ist eine Möglichkeit, sein<br />

Leben kreativer, lebendiger und<br />

freudvoller zu gestalten. Darauf<br />

weisen die bisherigen Untersuchungen<br />

hin. Zudem eröffnet er Chancen,<br />

nicht zu verzweifeln, sondern<br />

zu überleben. Gegen Einbußen,<br />

Besch<strong>werden</strong>, Erkrankungen und<br />

Einsamkeit ist Humor ein hilfreiches<br />

„Medikament“, welches leider<br />

von Ärzten zu wenig „verschrieben“<br />

wird. Er ist eine „Trotzmacht“<br />

gegenüber den Missgeschicken und<br />

Verlusten des täglichen Lebens.<br />

Mag Humor auch eine Persönlichkeitseigenschaft<br />

sein, so kann der<br />

Sinn für Humor mehr oder weniger<br />

bei jedem Menschen bis ins<br />

hohe Lebensalter durch gezielte<br />

Interventionen gefördert <strong>werden</strong>.<br />

Humor kann man in jedem Lebensalter<br />

lernen. Gegensätze <strong>werden</strong><br />

verbunden, Unbewusstes darf<br />

bewusst <strong>werden</strong>, verdrängte Lust<br />

und Unlust <strong>werden</strong> befreit und ambivalente<br />

Gefühle verringert oder<br />

aufgelöst. Es folgt Entspannung.<br />

Humor führt dazu, trotz Hilflosigkeit<br />

neue Aspekte zu sehen, trotz<br />

Depression einen Überlebensweg<br />

zu finden und trotz Zorn Aggression<br />

humorvoll zu gestalten. Er ist<br />

ein kreativer Weg, das Leben bewältigen<br />

und auch über sich selbst<br />

Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />

lachen zu können, d.h., sich selbst<br />

unter einem neuen Aspekt zu sehen.<br />

Es ist ein Vorurteil zu glauben,<br />

dass man entweder <strong>mit</strong> Sinn<br />

für Humor geboren wurde oder<br />

verdammt sei, bis an sein Lebensende<br />

humorlos zu leben. Das Leben<br />

ist zu kurz, um sich <strong>mit</strong> Ärger aufzuhalten.<br />

Wer Humor hat, ist Herr<br />

der Situation! n<br />

Rolf D. Hirsch<br />

Literatur<br />

Fey, U. (<strong>2013</strong>):<br />

Clowns für Menschen <strong>mit</strong> Demenz.<br />

Mabuse, Frankfurt a.M.<br />

Hirsch, R.D. (2011):<br />

Alterslast-Lebenslust-Humor kennt<br />

keine Altersgrenze. Psychotherapie<br />

im Alter, 33 (Heft 4), 527-544.<br />

Hirsch, R.D., Bruder, J. & Radebold,<br />

H. (Hrsg.) (2001):<br />

Heiterkeit und Humor im Alter.<br />

Schriftenreihe der Deutschen<br />

Gesellschaft für Gerontopsychiatrie<br />

und -psychotherapie. Kohlhammer,<br />

Stuttgart.<br />

Titze, M. & Eschenröder, Chr. T.<br />

(2000):<br />

Therapeutischer Humor.<br />

Fischer, Frankfurt a.M.<br />

Uber, H. & Steiner, A. (2006):<br />

Lach dich locker.<br />

Gildmann, München.<br />

Wild, B. (Hrsg.) (2012):<br />

Humor in Psychiatrie und<br />

Psychotherapie.<br />

Schattauer, Stuttgart.<br />

BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong> 13

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