03/2013 "Älter werden mit Humor" - Bagso
03/2013 "Älter werden mit Humor" - Bagso
03/2013 "Älter werden mit Humor" - Bagso
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einfach auch etwas Lösendes und<br />
Heilsames. Er gehört wie Sterben<br />
und Tod zum Leben.<br />
Durch das bewusste Feiern jährlich<br />
wiederkehrender Feste wie Karneval,<br />
Weihnachten, Ostern und St.<br />
Martin bringen wir jahreszeitliche<br />
Rituale ins Hospiz und versuchen<br />
so, eine Atmosphäre der Normalität<br />
entstehen zu lassen. Diese Feste<br />
und Rituale bedeuten schließlich<br />
<strong>mit</strong>einander feiern, Spaß haben<br />
und gemeinsam lachen, was man<br />
besonders gut während unserer<br />
Karnevalsfeiern erkennen kann:<br />
Da kommen Tanzgruppen ins<br />
Hospiz, es gibt Karnevalsgebäck<br />
und Bier – und viel gute Laune.<br />
Der Humor ist der Regenschirm<br />
der Weisen.<br />
Erich Kästner<br />
(1899 – 1974)<br />
Auch am Beispiel St. Martin lässt<br />
sich gut darstellen, wie wichtig es<br />
ist, diese Feste zu begehen. Im letzten<br />
Jahr haben wir, in Kooperation<br />
<strong>mit</strong> verschiedenen Kindergärten<br />
der Umgebung, einen Martinszug<br />
veranstaltet. Neben einem Posaunenchor<br />
haben 120 Kinder <strong>mit</strong> ihren<br />
Eltern sowie natürlich unsere<br />
Hospiz-Gäste <strong>mit</strong> ihren Angehörigen<br />
an diesem Zug teilgenommen,<br />
der um das Krankenhaus führte.<br />
Im Hospizgarten wurde schließlich<br />
ein Martinsfeuer angezündet.<br />
Dabei wurde viel gesungen, gelacht<br />
und geweint. Die Gäste, die<br />
das Hospiz nicht verlassen konn-<br />
ten, haben den Zug vom Wintergarten<br />
aus verfolgt und fühlten<br />
sich an frühere Zeiten erinnert.<br />
An diesem Tag kam es zu vielen<br />
Begegnungen zwischen Jung und<br />
Alt. Die Kinder brachten eine gewisse<br />
Fröhlichkeit und Leichtigkeit<br />
ins Hospiz.<br />
Wie wichtig es sein kann, den<br />
bevorstehenden Abschied <strong>mit</strong>einander<br />
zu feiern, zeigt auch das<br />
nächste Beispiel: Einer unserer<br />
Gäste, der an einem nicht mehr<br />
therapierbaren Bronchial-Karzinom<br />
litt, war ein Liebhaber der<br />
kubanischen Kultur und deren<br />
Musik. Durch seine weit fortgeschrittene<br />
Erkrankung war er<br />
kaum noch belastbar und litt unter<br />
starker Atemnot. Einer seiner<br />
letzten großen Wünsche war es,<br />
Humor ist keine Gabe des<br />
Geistes, er ist eine Gabe des<br />
Herzens.<br />
Ludwig Börne<br />
(1786 – 1837)<br />
Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />
den Abschied <strong>mit</strong> seiner Familie,<br />
Freunden und dem Pflegepersonal<br />
zu feiern. Dazu wünschte er sich<br />
Musik aus Kuba, zog sich ein Hawaiihemd<br />
an und rauchte eine dicke<br />
Havanna. Wir haben <strong>mit</strong> Wein<br />
und Sekt angestoßen, viel gelacht,<br />
aber auch geweint. Wenige Tage<br />
später ist er gestorben.<br />
Diese Aktion verdeutlicht den<br />
Geist unserer Arbeit: Es geht darum,<br />
den letzten Lebensweg eines<br />
Menschen so angenehm wie<br />
möglich zu gestalten. Dazu gehört<br />
neben vielen anderen wichtigen<br />
Dingen auch der Humor. n<br />
Sebastian Roth<br />
Zur Person<br />
Sebastian Roth<br />
leitet das stationäre<br />
Hospiz am<br />
Waldkrankenhaus<br />
Bonn.<br />
Sebastian.Roth@<br />
ek-bonn.de<br />
www.evangelische-kliniken-bonn.de<br />
BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong> 21<br />
© Fotos: mma23 - Fotolia.com