03/2013 "Älter werden mit Humor" - Bagso

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Titel – Älter werden mit Humor Wesentliche Dinge im Leben sind nicht zuletzt der Humor und die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen. Yehudi Menuhin (1916 – 1999) Die Dosis macht das Gift. Auch beim Humor ist die Dosis wichtig. Und die Einstellung. Wenn Sie sich über zwei Streithähne lustig machen, dann kommt das u.U. nicht besonders gut an. Entspannend kann es wirken, die beiden stattdessen liebevoll zu karikieren. Sie merken ja, dass etwas im Raum steht. Sprechen Sie das Problem offen an: „Also Sie, Frau Meyer, wollen Herrn Schmidt jetzt am liebsten gleich an die Gurgel springen. Und auch Sie, Herr Schmidt, hätten gerade nichts gegen einen Zweikampf. Wenn Sie noch einen Moment warten – ich hole kurz meine Stoppuhr und die Boxhandschuhe.“ Wenn Sie dabei Wohlwollen und Empathie, also Einfühlungsvermögen, signalisieren, dann ernten Sie vielleicht sogar einen Lacher oder zumindest ein Lächeln. Und die Situation entspannt sich. Humor kann auch helfen, motivierter und kreativer zu sein. Wenn Sie im Arbeitsalltag zu versinken scheinen, wenn Sie plötzlich lustlos an Sachen werkeln, die Sie sonst vielleicht fasziniert haben, wenn Sie eigentlich mal eine Atempause brauchen – nehmen Sie sich die! Schon einige Minuten Perspektivwechsel wirken Wunder. Lesen Sie ein Comic, das sie aufheitert. Schauen Sie ein Comedy-Video. Reden Sie mit jemandem, der Ihnen guttut. Auch Bewegung kann helfen. Eine Technik ist z. B. das Jonglieren. Das ist gar nicht so schwer zu erlernen, wie man denkt. Wenn unser Hirn sich ausruhen durfte, sich mit angenehmen Dingen beschäftigt hat, wenn der Geist abgelenkt war und Sie sich dabei vielleicht noch amüsiert haben, dann fällt es leichter, wieder mit frischem Mut ans Werk zu gehen. Das ist sogar wissenschaftlich bewiesen. Eine Studie hat gezeigt, dass Schüler, die sich einige Zeit austoben durften, anschließend schwierige Aufgaben besser und schneller lösten als solche, die keine Pause hatten. Natürlich gibt es immer wieder Stimmen, die darauf pochen, dass Sie ja nicht zum Spaß da sind, sondern zum Arbeiten. Aber es geht nicht unbedingt um Komik und Klamauk, sondern in erster Linie um die Einstellung. Wenn etwas Unvorhergesehenes oder auch Unangenehmes passiert, dann können Sie sich darüber ärgern. Oder Sie können versuchen, das Komische an der Begebenheit zu sehen. Manche Leute tun das sogar in Momenten, wo es andere vielleicht für völlig unangebracht halten. Hier ein Beispiel aus John Morrealls Buch „Humor works“ („Humor funktioniert“): Während des zweiten Weltkrieges, als London unter dem deutschen Bombenhagel litt, hingen an vielen beschädigten Geschäften Schilder „Open as usual“, d. h. „Offen wie üblich“. Die Inhaber wollten signalisieren, dass sie sich vom Krieg nicht unterkriegen lassen. Ein Laden, von dem nur noch eine Wand stehengeblieben war, pries sich mit folgendem Schild an: „More open than usual“, d.h. „Offener als üblich“. Natürlich muss die Situation nicht immer ganz so extrem sein. Aber viele Menschen, die mit schwerer Krankheit oder Tod konfrontiert werden, verlieren ihren Sinn für Humor trotzdem nicht. Morreall schildert auch, welchen Humor ein todkranker Patient in einer Klinik entwickeln kann: Nach dem Frühstück kommt die Schwester mit einem Fläschchen für die Urinprobe ins Zimmer. Als sie den Raum wieder verlässt, füllt Zu den Autorinnen Eva Ullmann Dr. Kareen Seidler Das Humorinstitut ist stets bemüht, den liebevollen Humor in verschiedenen Bereichen einzusetzen. Aktuell unterstützt es Schüler durch Theaterprojekte in ihrem Erwachsenwerden und Ärzte in Kliniken dabei, die richtige Dosis Humor zu finden. Das nächste Offene Humortraining findet vom 28. bis 30. März 2014 in Leipzig statt! 18 BAGSO-Nachrichten n 03/2013
der Patient Apfelsaft in das Gefäß. Sie kommt zurück, er gibt ihr den Behälter. Sie schaut etwas besorgt und meint: „Das sieht heute früh aber wirklich trüb aus ...“ Woraufhin er das Fläschchen zurücknimmt, erklärt: „Na, dann müssen wir es wohl noch mal durchlaufen lassen“, es an die Lippen setzt und austrinkt. Witz ist wie Kaviar: Er sollte nur in kleinen Bissen genossen werden und nicht dick aufgetragen wie Marmelade. Noël Coward (1899 – 1973) Wichtig: Nicht jeder Krankenpfleger und nicht jeder Patient wird das lustig finden. Schließlich hat jeder Mensch seinen ganz eigenen humorvollen Fingerabdruck. Und den gilt es zu respektieren. Bevor Sie Humor in Konfliktsituationen einsetzen, sondieren Sie die Lage. Wie gut kennen Sie Ihr Gegenüber? Für welchen Humor ist er oder sie empfänglich? Schwarzer Humor und Sarkasmus? Oder eher Wortspiele und leise Ironie? Wo ist es Ihnen schon einmal gelungen, eine angespannte Situation zu entspannen? Probieren Sie Ihre Humorantennen zunächst einmal im vertrauten Umfeld aus. Und dann vielleicht in kleinen Dosen – erinnern Sie sich an Paracelsus – in anderen Situationen. Mit einer wohlwollenden, humorvollen Einstellung, einer angemessenen Portion Rücksicht und einem kleinen Augenzwinkern können Sie schnell kleine Erfolge erzielen. n Titel – Älter werden mit Humor Buch-Tipps „Humor im Business: Gewinnen mit Witz und Esprit“ von Eva Ullmann und Albrecht Kresse „Ich kann‘s ja doch! Die Kunst der täglichen Kommunikation“, ein Hörbuch von Eva Ullmann, Hörproben unter www.facebook.com/ ichkannsjadoch. „Ich rede2: Spontan und humorvoll in täglichen Kommunikationssituationen“, ein Hörbuch von Eva Ullmann und Isabel García Eva Ullmann und Dr. Kareen Seidler Deutsches Institut für Humor Feuerbachstr. 26 04105 Leipzig Tel.: 03 41 / 48 11 848 info@humorinstitut.de www.humorinstitut.de Zu Gast im Pflegeheim mit Geroclownin Aphrodite Ich bin eine Clownin der leisen Töne, auf einfühlsame Art begegne ich den Menschen. Ich habe eine Ausbildung zum Clown und Klinikclown sowie Fortbildungen zu den Themen „Altenheim Clownerie“ und „Der Clown als Heiler“ absolviert. Seit sechs Jahren gehe als ich Geroclownin in Altenheime und besuche dort vorwiegend demenziell veränderte Menschen. Bevor ich „losziehe“, schlüpfe ich in mein Clownskostüm, schminke mich dezent, zum Schluss kommt die rote Nase. Dann schnappe ich mir meinen großen alten Reisekoffer mit Spielmaterial, meine Clownhandpuppe Pfefferminza und wandere pfeifend durchs Haus – mein Erkennungszeichen. Bevor ich ein Zimmer betrete, klopfe ich an, warte auf ein Zeichen, dass ich eintreten darf. Wenn die Menschen kein Zeichen mehr geben können, öffne ich ganz vorsichtig die Tür und gehe langsam auf die Person zu. Ich begrüße sie und nehme Kontakt zu ihr auf, bringe ihr auf meiner Drehorgel ein Ständchen, singe oder pfeife dazu. Einige unterhalten sich mit Pfefferminza, andere lieber mit mir und manche schauen uns einfach nur zu. Aus meiner Erfahrung sind es die kleinen Aktionen, die zählen und unterstützen, die so ein bisschen Freude und Leichtigkeit in den Alltag zaubern. Ich biete kleine BAGSO-Nachrichten n 03/2013 19
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