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58 Sonstige Wirkstoffe Eine unvollständige Auswahl Der Markt an sonstigen Nahrungsergänzungsmitteln ist durch die Weiten des Internets und den Direktvertrieb fast schon unüberschaubar. Von Apfelessigkapseln über Algenpräparate, Kreatinpulver bis hin zu Coenzymen, Blütenpollen und Spargelpulver wird so gut wie alles angeboten. In den allermeisten Fällen ist Skepsis angesagt. Hier finden Sie eine kurze, bei weitem unvollständige Auswahl von bekannten Substanzen, die - meist als Hilfsmittel zum Abnehmen oder zur angeblichen Steigerung sportlicher Leistungen - am Markt angeboten werden. Apfelessig: kein Wundermittel Apfelessigpräparate werden als Hilfsmittel beim Kampf gegen überschüssige Kilos im Handel angeboten. Doch auch hier existiert keine nachgewiesene Wirkung. Lediglich bei Menschen, die unter einem Mangel an Magensäure leiden, kann Essig (nicht Essigkapseln) das Völlegefühl nach einer schweren Mahlzeit lindern. Ansonsten weist ein durchschnittlicher Apfel das 10- bis 100fache der in Apfelessig enthaltenen Wirkstoffe (Vitamine, Mineralstoffe) auf. BCAA: Aminosäuren für Sportler? BCAA ist die Abkürzung für den englischen Ausdruck „Verzweigtkettige Aminosäuren“, sie werden als Ergänzungsnahrung für Sportler angeboten. Den Aminosäuren Valin, Leucin und Isoleucin wird dabei eine Bedeutung bei Langzeit-Ausdauerleistungen zur Ermüdungsverzögerung beigemessen. Allerdings sind die veröffentlichten wissenschaftlichen Daten zu diesen spezifischen Wirkungen widersprüchlich und mit Vorsicht zu genießen. Konkrete Empfehlungen für Leistungssportler lassen sich daraus (noch) nicht ableiten. Und für Breitensportler sind entsprechende Supplemente weder notwendig noch sinnvoll, ihr Eiweißbedarf wird durch die Nahrung problemlos gedeckt. Carnitin: taugt nicht als Fatburner Nahrungsergänzungsmittel mit L-Carnitin werden gerne als Schlankheitsmittel oder Leistungsförderer für Sportler angeboten. Doch spätestens bei näherer Überprüfung ist der Traum vom schlanken, fitten Körper durch L-Carnitin dahin. L-Carnitin spielt zwar im Fettstoffwechsel eine wichtige Rolle, doch eine Zufuhr über Nahrungsergän- zungsmittel ist schlicht hinausgeworfenes Geld. Denn: L-Carnitin wird über die Nahrung in ausreichender Menge aufgenommen, der Körper kann es selbst produzieren, es wird bei der Verbrennung von Fettsäuren im Körper nicht verbraucht und zu guter Letzt ist L-Carnitin nicht der geschwindigkeitsbestimmende Schritt beim Fettabbau. Auch ein sportbedingter Mangel bzw. eine Ankurbelung der Ausdauerleistung konnte für L-Carnitin bislang nicht wissenschaftlich belegt werden. Für Breitensportler sind L-Carnitin-Supplemente zur Leistungssteigerung daher ebenfalls nicht sinnvoll. Chitosan: keine Hilfe beim Abnehmen Chitosan ist eine Substanz, die aus den Schalen von Meerestieren gewonnen und als „Fettblocker“ für Abnehmwillige in einschlägigen Präparaten angeboten wird. Theoretisch könnte das funktionieren, weil Chitosan vom Menschen nicht verdaut werden kann, daher in untere Darmabschnitte gelangt, auf dem Weg dorthin geringe Mengen an Nahrungsfett bindet und ausgeschieden wird. Doch die Studienergebnisse sind bisher enttäuschend: In der Praxis ist von Chitosanprodukten keine relevante Wirkung bei der Gewichtsreduktion zu erwarten. CLA: Konjugierte Linolsäuren für die Gesundheit? So genannte konjugierte Linolsäuren (engl.: conjugated linoleic acids, CLA) werden sowohl für Sportler als auch allgemein als gesundheitsfördernde Zusätze angeboten. In Zell- und Tierversuchen konnten zwar vielversprechende Wirkungen von CLA beobachtet werden: krebshemmend, antioxidativ, antithrombotisch. Doch Ergebnisse aus Zell- und Tierversuchen können nicht eins zu eins auf den Menschen übertragen werden. Ergebnisse aus Untersuchungen am Menschen sind derzeit noch widersprüchlich. Wichtig ist zudem, dass eine sinnvolle Dosierung und die gesundheitliche Unbedenklichkeit von isolierten CLA-Präparaten in Langzeit-Humanstudien geklärt werden. Derzeit kann man für eine CLA-Supplementierung keine definitiven Empfehlungen geben. Fruchtenzyme: Fettkiller mit Denkfehler Ebenfalls als Hilfe beim Abnehmen werden Nahrungsergänzungsmittel mit Ananas- oder Papayaenzymen angeboten. Laut Werbeaussagen sollen die Enzyme überschüssiges Eiweiß und Fett im Körper abbauen. Doch dahinter versteckt sich ein Denkfehler: Enzyme Wer braucht sie? Nahrungsergänzungsmittel 59
60 sind nämlich selbst Eiweißverbindungen. Sie werden also durch die Magensäure und die körpereigenen Verdauungsenzyme im Dünndarm zerlegt und verdaut - ganz genauso wie andere Eiweiße aus der Nahrung. Ananas- oder Papayaenzyme aus Enzymkapseln können daher im Normalfall gar nicht in den Blutkreislauf und somit zu den Speckpolstern gelangen, geschweige denn, dort eine fettabbauende Wirkung entfalten. Koffein und Guarana: kurzfristig leistungsfördernd Koffeinzusätze und -präparate werden sowohl als Fettkiller als auch zur Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit angepriesen. Was einen möglichen Gewichtsverlust betrifft, so wären Wirkungen theoretisch denkbar. Denn Koffein regt sowohl die Lipolyse (die Fettabbaurate) als auch die Thermogenese (den Energieverbrauch) an. Doch die Studienergebnisse mit übergewichtigen Menschen sind widersprüchlich und von geringer Qualität. In einer qualitativ guten Studie dagegen konnte kein Unterschied zwischen einem Koffeinpräparat und einem Plazebo beobachtet werden. Anders dagegen der Einfluss auf die geistige Leistungsfähigkeit. Denn Koffein wirkt in den üblichen Dosierungen (50 - 200 mg, das entspricht einer halben bis zwei Tassen Filterkaffee) auf die Großhirnrinde und blockiert dort bestimmte Rezeptoren. Das wiederum bewirkt, dass die Aufmerksamkeit erhöht und Ermüdungser- scheinungen vermindert werden. Die Wirkung von Koffein setzt nach etwa 30 Minuten ein und hält rund zwei bis drei Stunden an. Allerdings sollten zu hohe Dosen vermieden werden, weil das zu Schlaflosigkeit, innerer Unruhe und auch Durchfall führen kann. Schwangere sollten hohe Koffeinmengen über 600 mg pro Tag meiden, da dies das Risiko für Fehl- und Frühgeburten erhöht. Guarana ist das koffeinhaltige Samenmehl einer Lianenpflanze aus südamerikanischen Regenwäldern. Die Wirksubstanz ist hier, wie auch im Kaffee, Koffein. Der Gehalt ist jedoch etwas höher als in Kaffeebohnen, zudem setzt die aufmunternde Wirkung durch den Gerbstoffgehalt etwas verzögert ein, hält dafür aber bis zu etwa sechs Stunden an. Kreatin: für Breitensportler unnötig Kreatin findet sich in vielen Sportlerprodukten als angeblicher Leistungsförderer. Nach derzeitigem Wissensstand kann durch eine Kreatinsupplementierung allerdings nur bei wiederholten maximalen Kurzzeit-Belastungen die Leistungsfähigkeit beeinflusst werden. Im Ausdauerbereich sind keine Effekte zu erwarten. Wie sinnvoll das für Breitensportler ist, sei dahingestellt, denn auch Nebenwirkungen können auftreten: starke Wassereinlagerungen im Muskel, ein erhöhtes Verletzungsrisiko oder Durchfälle. Wer braucht sie? Nahrungsergänzungsmittel 61
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