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Eine Sonderbeilage von eXpresso, April 2011 Fakten | Berichte ...

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Die Industrie zerstörte in Kleinhüningen das alte Dorfbild. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gingen in Basel im Schnitt<br />

jährlich noch 120 Salme ins Netz.<br />

dem Unternehmen als Werkstatt diente und noch rechtzeitig<br />

durch die Gründung der Stiftung «Pro Fischerhaus Schulgasse<br />

27 Kleinhüningen» vor dem Abbruch bewahrt werden konnte.<br />

Heute steht das niedliche Häuschen im Park des Gourmetrestaurants<br />

Schifferhaus, das dem Basler Fussballer Hakan Yakin<br />

gehört, aber 1864 <strong>von</strong> Alexander Clavel, dem Gründer der Chemischen<br />

Fabrik Bindschedler, der späteren Ciba und heutigen<br />

Novartis, erbaut wurde. Das Häuschen selber geniesst Gastrecht<br />

auf einer ausgeschiedenen Parzelle des Parks, die im Besitz<br />

des Kantons Basel-Stadt verblieben ist. Wer durch die kleinen<br />

Räume wandert, kann sich vorstellen, wie hier einst die Fischer<br />

der Familie Bürgin mit Weib und einem Rudel Kinder hausten.<br />

Es ist historisch nachweisbar, dass die Bürgins seit den 1830er-<br />

Jahren bis weit ins 20. Jahrhundert hinein viele Generationen<br />

<strong>von</strong> Fischern stellten. <strong>Eine</strong> Familienanekdote erzählt, dass 1919<br />

Lachse <strong>von</strong> bedeutender Grösse gefangen worden seien. Die<br />

Gefangenen wurden über Nacht an einem Seil angebunden und<br />

mit einem Anker 80 Zentimeter unter Wasser festgehalten, damit<br />

sie anderntags auf dem Fischmarkt lebend verkauft werden<br />

konnten. Doch über Nacht wurden zwei grössere Tiere gestohlen.<br />

Die Polizei wurde herbeigerufen und diese ertappte den<br />

Küchensoldaten der nahen Soldatenküche in Otterbach dabei,<br />

wie er die gestohlenen Fische schuppte.<br />

Gefischt wurde vor allem Salm. Salm nennen nur die Basler den<br />

Fisch, dem man sonst Lachs sagt. Als Salm bezeichnete man<br />

ihn, wenn der Meeresfisch den Rhein zum Laichplatz im Süsswassergewässer<br />

hochkam und deshalb hungrig, müde und zart<br />

war. Nach dem Laichen aber hatte er Fett angesetzt und war<br />

gut genährt. Dann schwamm der Fisch wieder den Rhein hinunter<br />

und wurde als Lachs bezeichnet. In Basel gingen bis in die<br />

30er-Jahre des letzten Jahrhunderts jährlich im Schnitt 120 Salme<br />

ins Netz. Danach nahm die Ausbeute ab, bis sich der Lachs<br />

ab 1958 nicht mehr zeigte. Noch grösser als in Basel war die<br />

Ausbeute im Aargau: 1915 wurden über 1000 Lachse gefangen.<br />

Der Fischreichtum ging einerseits wegen der zunehmenden<br />

Verbauungen des Rheins und der damit fehlenden Fischtreppen<br />

drastisch zurück, andererseits auch wegen der Abwässer<br />

der chemischen Industrie. Gegen dieses ökologische Unding<br />

hatten die Bürgins nichts einzuwenden, denn der Familie, der<br />

in der damaligen harten Zeit jede Einkommensquelle recht war,<br />

zahlte die Basler Chemie jedes Jahr 50 Franken an den Pachtzins<br />

mit der Auflage, dass sie nie Einsprache gegen die flüssigen<br />

Rückstände machen würden, welche die Chemie in den Rhein<br />

fliessen liessen. Dies bezeugt ein Vertrag aus dem Jahr 1908<br />

zwischen der Basler Chemischen Fabrik und dem Fischer Jean<br />

Bürgin.<br />

Solche und ähnliche Anekdoten erzählt Stephan Goldiger dem<br />

interessierten Besucher des Bürgins Fischerhaus. Der passionierte<br />

Hobbykoch hat sich nach einem intensiven Berufsleben<br />

im Staatsdienst frühpensionieren lassen und sich mit dem Fischerhaus<br />

ein Hobby zugelegt, wo er nicht nur Führungen<br />

macht, sondern in den beiden Stuben und im Gewölbekeller<br />

auch Gesellschaften bekocht. <strong>Eine</strong>s seiner Gerichte ist ein ganz<br />

Spezielles: das Basler Mahl. Das Dreigangmenü präsentiert sich<br />

SEAFOOD // Basler Lachs –einstder König des Rheins<br />

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