Die Zukunft des Familienunternehmens - FBN Deutsche Schweiz
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56 2020: Finanzierungsansätze für Familienunternehmen<br />
Finanzprodukte 2020 – 3 Trends<br />
I n Finanzierungsfragen wird die <strong>Zukunft</strong> ganz anders als die<br />
Gegenwart:<br />
TREND 1:<br />
In <strong>Zukunft</strong> wird der Zusammenhang zwischen Risiko und Fristigkeit<br />
einer Finanzierung und ihrem Pricing noch enger. Deshalb sind<br />
gewisse Finanzierungsformen (Genussscheine und Partiarische<br />
Darlehen) wahrscheinlich die Ausnahme, während die Kategorie<br />
der Mezzanine-Darlehen zunehmend durch professionelle Anbieter<br />
bereitgestellt wird.<br />
Stille Beteiligungen werden, auch wenn sie Vertraulichkeitsklauseln<br />
unterliegen, durchaus stringente Klauseln 18 enthalten, die ihr,<br />
wenn bestimmte Ereignisse eintreten, klare Mitspracherechte<br />
und/oder sogar Bevorzugungen bei der Rückzahlung einräumen.<br />
TREND 2:<br />
Gängige Finanzierungsinstrumente und deren grundsätzliches<br />
Pricing werden auf Plattformen zur Verfügung stehen, wo „Börsen“<br />
als Inhaber solcher Marktplätze für Transparenz sorgen werden.<br />
TREND 3:<br />
Öffentliche Rating-Agenturen ermöglichen flexiblere und indivi -<br />
duelle Pricing-Modelle bei Finanzierungen.<br />
<strong>Die</strong> auf Seite 55 beschriebenen Finanzierungsquellen werden<br />
auch im Jahr 2020 Bestand haben. Was sich ändern wird, ist die<br />
strikte Trennung zwischen den einzelnen Kategorien. <strong>Die</strong> Produkte<br />
werden je nach erwarteter Rendite variieren und auch mehrere,<br />
individuellere Charakteristiken kombinieren. Gleichzeitig werden<br />
Rating-Agenturen gezwungen sein, ihre Resultate öffentlich<br />
zugänglich zu machen und ähnlich wie die heutigen Börsendaten<br />
zu veröffentlichen 19 .<br />
So wird ein klassischer Bankkredit durch öffentlich zugängige<br />
Ratingsysteme für den Fall, dass sich die Bonität verschlechtert,<br />
automatisch höhere Zinsen veranschlagen. Ein weiteres „Pricing-<br />
Kriterium“ wird die Fristigkeit sein, welche eine zusätzliche<br />
Illiquiditätsprämie dann verlangen wird, wenn keine liquiden, regu -<br />
lier ten Märkte bestehen, welche diese Kredite „gerne“ finanzieren.<br />
So kann es kurzfristig vorkommen, dass ein 3-jähriger Euro-Kredit<br />
eine höhere Risikoprämie zahlen muss als ein ansonsten vergleich -<br />
bares 5 Jahres Darlehen, weil viele Kreditgeber solche Geschäfte<br />
im 3 Jahres-Bereich konjunkturell und/oder währungstechnisch<br />
als risikoreicher ansehen.<br />
<strong>Die</strong>sem Gedanken liegt die Überzeugung zugrunde, dass die<br />
Märkte durch schnelleren Informationsfluss auch an Transparenz<br />
gewinnen und somit die Liquidität in den Teil märkten Eigen -<br />
kapital-, Mezzanineprodukte bis hin zum klassischen Bankkredit<br />
massgeblich für das relative Pricing verantwortlich sein wird.<br />
Zusammenfassend heisst das, dass die grössere Transparenz zu<br />
individuelleren Finanzierungskosten führt.<br />
18 Man spricht hier auch von „Kick-in“-Klauseln.<br />
19 Damit ist denkbar, dass die heutigen Börsen auch Besitzer der Rating-Agenturen werden und somit die Marktgängigkeit dieser wichtigen Pricing-Informationen<br />
gewährleisten.