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körpererkennende Technologien funktionieren momentan, weil der Betrachter in einer Art<br />

Spiel-Modus steckt, in dem er von vornherein nicht in Betracht zieht, authentisch zu handeln.<br />

Das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) hat mit ihrem Produkt Shore eine<br />

Software entwickelt, die eine minimale Barriere in die Verschmelzung des analogen und<br />

digitalen Raumes zieht: Sie entschlüsselt ohne haptisches, berührbares Interface (lediglich<br />

durch eine Webcam) die Gesichtsausdrücke der Betrachter und misst beispielsweise Alter,<br />

Geschlecht und Stimmung, und stellt diese mit Balkendiagrammen dar. Die Anwendung wurde<br />

mitunter für Spiele entwickelt; ihre rohe Fassung lässt aber zu, die Erkenntnisse der Maschine<br />

genau zu analysieren und durch Grimassen oder andere äußere Merkmale bewusst zu<br />

verfälschen. Dieses Bewusstsein beim gegenüberstehen solcher Maschinen ist im Normalfall<br />

nicht gegeben und führt dazu, dass sich die Betrachter viel stärker eingeschüchtert fühlen in<br />

ihrem Auftreten vor dem digitalen Spiegel.<br />

Der Grad an maschineller Durchsichtigkeit und emotionaler Gestaltung eines Interfaces<br />

kann meiner Meinung nach nicht exakt benannt werden. Wie schon festgestellt ist etwa die<br />

Videospielwelt eine vollkommen andere als die Selbstpräsenz auf sozialen Netzwerken oder gar<br />

privaten Homepages. Die Ich-Gestaltung hängt vom Anwender ab; seinen Bedürfnissen und<br />

Prinzipien, und die entscheiden auch, zu welche Schnittstellen der Nutzer tendiert. Eine<br />

zukünftige Auflösung der graphischen Oberflächen ist nur in so fern zu erwarten, als dass sie<br />

nicht verschwinden, aber sich noch intensiver in unseren Alltag weben und so natürlich und<br />

emotional werden, dass wir sie nicht als Fremdkörper wahrnehmen, und somit auch<br />

charakterlich nicht oder sehr absichtlich verzerrt mit ihnen umgehen können.<br />

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