PDF herunterladen - Christoph Rauscher

Dominic
C Beschreib dich doch bitte kurz – Wie heißt du, wie alt bist du, wo kommst du her, und
was machst du?
D Ich heiße Dominic, bin 26, wohne seit 6 Jahren in Berlin und komme ursprünglich aus
Ingolstadt. Ich arbeite für ein hiesiges Filmfestival und engagiere mich für den deutschen
Jugendschutz.
C Kannst du dich noch an deine erste E-Mail-Adresse erinnern?
D Ja, kann ich! dr_prosecco@t-online.de (lacht). dr.prosecco war leider vergeben.
C In welchem Rahmen hast du das Internet zum erste Mal genutzt?
D Ich glaube, das erste Mal im Internet war ich bei einem Kumpel von mir, damals in der 6.
Klasse, in einem Chatroom. Man musste sich einen der Avatare aussuchen – nur Smileys in
verschiedenen Farben. Man konnte durch verschiedene Chatrooms wandern, und aus den
Smileys kamen Sprechblasen. Das war mein erstes Mal im Internet.
C Mit welchen Nicknames hast du das erste Mal digital kommuniziert? Welche hast du
heute noch?
D Den einen habe ich seit der 10. Klasse. Den habe ich auch immer zum Counter Strike
spielen benutzt, und zwar mulucirruc. Das ist einfach zu erklären: Mein Banknachbar hat
damals während einer Englischhausaufgabe das Wort „Curriculum“ zum Spaß rückwärts
gelesen. Und das wurde dann mein Nickname. Neben dem gab es nur noch AndyKaufman. Ich
war aber generell wenig auf Portalen unterwegs, auf denen man Nicknames verwendet hat.
C Besitzt du irgendwo Zweitprofile?
D Nein.
C Kannst du dich selbst mit fünf Worten beschreiben?
D Oh Gott! Ich versuche immer, mein Selbstbild und mein Fremdbild sehr kongruent zu
halten. Gerade deswegen kann ich dir keine Antwort auf die Frage geben, weil ich zu viel Angst
hätte, dass meine Beschreibung zu sehr von der anderer Leute abweicht.
C Woran denkst du als erstes, wenn du an „Digitale Identität“ denkst?
D Facebook!
C Wie versuchst du, das Bild, das du von dir hast, ins Internet zu übertragen? Versuchst du
das überhaupt?
D Ja, (zögert) ja. Das versuchst doch jeder, deswegen ist man ja dort angemeldet, oder?
C Na ja, manche versuchen ja auch jemand ganz anderes zu sein.
D Das stimmt. Das ist vielleicht eine Sehnsucht, die jeder ein bisschen ausleben möchte –
die virtuelle Realität nutzen, um mal jemand anderes zu sein. Aber ich mache das nicht über
soziale Netzwerke, sondern projiziere das eher in die Videospiele-Welt.
C Das ist ja im Grunde auch ein soziales Netz. Wobei das natürlich eher dafür gemacht ist,
nicht man selbst zu sein. Alles klar! Würdest du deine Offline-Identität als EINE Identität
beschreiben?
D Ich glaube, ich bin kein so guter Schauspieler, deswegen ist das nur eine Identität.
C Welche Vorteile bringt dir das Internet in Sachen Selbstentfaltung?
D Keinen, den mir die Realität nicht auch bringen würde.
C Hast du manchmal das Gefühl, dass du dich durch digitale Medien besser ausdrücken
kannst?
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