PDF herunterladen - Christoph Rauscher
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Lieblingslieder, aber das mache ich ja dann eher, um es für mich nochmal zu erleben. Einfach,<br />
um sich auszudrücken und es los zu werden. Aber klar, ein bisschen Anerkennung und<br />
Rückmeldung will man schon, sonst würde ich es nicht posten.<br />
C Welche Vor- und Nachteile bringt dir die Digitalisierung des Alltags?<br />
M Eigentlich nur Vorteile, was erst mal total unkritisch klingt. Das liegt aber daran, dass ich<br />
das, was Nachteil sein könnte, einfach nicht zulasse. Theoretisch klingt das plausibel, aber als<br />
Nachteil macht sich auf jeden Fall bemerkbar, dass ich manchmal einfach viel Zeit durch das<br />
Internet verliere.<br />
C Glaubst du, es ist von Vorteil, dass unser ganzes digitales Handeln protokolliert wird?<br />
M Ich finde das prinzipiell gut. Es ist diese langweilige Standarddebatte: Cool, dass alles<br />
verfügbar ist, aber doof, dass es dadurch so viel Unsinn und Scheiß gibt. Ich habe da keine ganz<br />
fixe Meinung. Bei der Wikipedia gibt es ja beispielsweise auch die Inkludisten und die<br />
Exkludisten. Die einen sagen, es kann alles rein, und die anderen wollen stärker selektieren.<br />
Das Beste ist vermutlich der Mittelweg.<br />
C Was würde es für dich bedeuten, wenn sämtliche digitale Speicher aufgelöst werden<br />
würden?<br />
M Ich würde mich auflösen! (lacht) Ich bin mir sicher, das würde funktionieren. Wenn alle<br />
betroffen wären, wäre es ja in Ordnung. Manchmal denke ich mir: In de 20er Jahren muss es<br />
total cool gewesen sein; wie sie da alle im Caféhaus rumhingen um sich zu vernetzen. Der Kreis<br />
der Künstler war da zum Beispiel viel kleiner, weil man eben vor Ort aktiv sein musste. Das<br />
vermisse ich manchmal. Aber das gibt es vielleicht auch, wenn man sich Mühe gibt, im Internet.<br />
C Ja, ich glaube auch, dass das eben nur durchs Internet so wertvoll geworden ist, dieses<br />
echte Treffen.<br />
M Oh ja, stimmt. Sich immer anziehen zu müssen, um mit anderen zu reden, ist schon<br />
anstrengend (lacht).<br />
C Wo fühlst du dich am Rechner eingeschränkt, und wo fühlst du dich befreit?<br />
M Eingeschränkt fühle ich mich nur durch mein Unwissen, weil ich manches einfach nicht<br />
so umsetzen kann wie ich will. Und irgendwie durch dieses schlechte Gewissen, das ich<br />
manchmal habe, wenn ich das Internet nutze, weil es so viel Zeit frisst. Das ist ja aber nur eine<br />
psychologische Einschränkung meinerseits. Wobei das Problem natürlich ohne Technik gar<br />
nicht erst da wäre. Und befreit fühle ich mich dadurch, dass ich ganz einfach Kontakt mit<br />
Leuten haben kann, mit denen man sonst wenig Kontakt hätte oder an die ich mich sonst nicht<br />
heran trauen würde. Das würde man im echten Leben einfach nicht so offensiv machen.<br />
C Wo empfindest du deine digitale Identität zerstreuter – am Rechner oder offline?<br />
M Vermutlich schon im Offline-Leben. Ohne kann man das einfach besser kompensieren.<br />
C Welche sozialen Netze nutzt du, und warum?<br />
M Facebook nutze ich zur Kommunikation, und weil ich nichts verpassen will. Ein bisschen<br />
Voyeurismus spielt sicher auch mit rein. Tumblr habe ich mal genutzt, um irgendwie im Netz<br />
präsent zu sein. Irgendwie habe ich mich mit dem Blog aber nie so richtig positioniert – ich<br />
wusste nicht, ob es ein persönliches Blog oder ein Portfolio-Blog sein sollte, oder alles<br />
zusammen, und wegen dieser Inkonsequenz habe ich wieder aufgehört. Aber den Tumblr<br />
Newsfeed nutze ich noch. Ich träume davon, irgendwann mal Pinterest oder Gimmebar aktiv zu<br />
nutzen. Ansonsten nutze ich noch eine Evernote-Gruppe.<br />
C Wie informierst du andere Leute über dein Leben?<br />
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