PDF herunterladen - Christoph Rauscher
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J Ich weiß nicht so genau, was Leute mit Privatsphäre meinen. Mir ist das im Bezug auf<br />
Datenschutz natürlich klar, aber ich wüsste nicht was meine Privatsphäre in einem sozialen<br />
Netzwerk oder generell gegenüber Menschen überhaupt wäre. Es gibt Sachen, die will ich<br />
mitteilen, und es gibt Sachen, die will ich nicht mitteilen. Sobald ich etwas teile, lasse ich es ja<br />
aus meiner Privatsphäre raus. Privatsphäre setzt voraus, das man etwas hat, was nur einem<br />
selbst gehört und nicht öffentlich werden soll. Für mich im Internet gibt es kein Privat und kein<br />
Öffentlich. Ich glaube, wenn ich kommuniziere, fühle ich mich immer relativ öffentlich.<br />
C Inwiefern hat das digitale Netzwerk dein Leben verbessert oder verschlechtert?<br />
J Verbessert hat definitiv das Kontakthalten mit Menschen, von denen ich weit entfernt<br />
bin. Eine negative Veränderung ist die Schwierigkeit, all die Kontakte, die ich habe, zu trennen<br />
und zwischen Wichtig und Unwichtig zu unterscheiden.<br />
C Welche Gruppen hast du beispielsweise angelegt?<br />
J Meistens entstehen die Gruppen aus dem Ort oder der Veranstaltung, aus der ich die<br />
Leute kenne. Ich habe kaum jemanden nicht in eine Gruppe sortiert. Gruppen sind<br />
beispielsweise Schule, Grüne, Studium, und so weiter.<br />
C Wie kommunizierst du am liebsten?<br />
J Das kommt ein bisschen darauf an, was ich sagen will, aber meistens vermutlich<br />
Sprache, weil ich mich damit am besten ausdrücken kann. Sowohl face-to-face, als auch am<br />
Telefon oder via Skype. Sobald ich einen Text schreibe, fange ich an, ihn auf verschiedene<br />
Weisen auszulegen, und das lässt mich zögern. Sachen, die ich sage, sage ich ja in dem<br />
Moment, in dem ich sie ausspreche.<br />
C Wie würdest du denn deine schriftliche digitale Kommunikation beschreiben?<br />
J Meine Schreibweise bei SMS ist sehr funktional. Ich schreibe auch nicht mehr als zwei<br />
SMS am Tag. Persönliche SMS schreibe ich ganz selten.<br />
C Und wie sieht es aus mit Videochats – nutzt du das?<br />
J Ja, aber relativ ungern. Wobei das eher an der schlechten technischen Qualität liegt.<br />
Wenn ich die Leute immer scharf sehen würde, als wären sie direkt vor mir, dann würde ich das<br />
vermutlich ziemlich intensiv nutzen.<br />
C Okay, ganz andere Frage: Wem willst du in sozialen Netzwerken imponieren?<br />
J Ich denke, meine Kontakte könnte man einteilen in Leute, die ich mit mir auf einer Ebene<br />
sehe, und Leute, die ich cooler finde als mich, und von denen ich denke, dass sie sich auch<br />
cooler finden als mich. Und wenn ich dann etwas poste, ist die zweite Gruppe die, über deren<br />
Meinung ich mir am meisten Gedanken mache.<br />
C Welche Fotos und Inhalte von dir oder über dich würdest du entfernen lassen, wenn du<br />
sie bei Suchmaschinen findest?<br />
J Da gibt es auch zwei Ebenen: Theoretisch würde mich persönlich gar nichts stören.<br />
Wenn ich nicht wüsste, wie andere Leute denken, würde mich auch ein Nacktbild von mir nicht<br />
stören. Aber da ich weiß, was die Leute vermutlich darüber denken, dann würde ich eigentlich<br />
nur Fotos zustimmen, die mich neutral oder positiv darstellen.<br />
C Hattest du schon mal ein Date oder eine Verabredung mit jemanden, den du nur über das<br />
Internet kennen gelernt hast?<br />
J Es gab ein Forum für hochbegabte Jugendliche, in dem ich aktiv war. Die Gruppe dort hat<br />
Treffen veranstaltet, wo sich mehrere Forenmitglieder verabreden und etwas unternehmen. Ich<br />
fand das witzig, weil ich im Hinterkopf hatte, dass man das ja – vor allem als Mädchen – nicht<br />
machen darf und wie gefährlich das ist. Gleichzeitig wusste ich, dass die Gruppe<br />
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