Nebular 10 – Der Agitator
Nebular 10 – Der Agitator
Nebular 10 – Der Agitator
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NEBULAR Von Thomas Rabenstein<br />
Portal schied als Ziel ebenfalls aus. Das kleine Plateau war momentan von den Schwacken besetzt und<br />
die Zellaufladung Mayas, die es ihr ermöglicht hätte direkt zum Ausgangspunkt und somit ins Sonnensystem<br />
zurückzukehren, längst verweht. Die Kommandantin konnte aber die fremde Technik des<br />
Portals weder verstehen noch handhaben, geschweige denn in Gang setzen. Das Sandmeer, eine planetare<br />
Wüste, bevölkert von einigen wenigen, dafür aber aggressiven Spezies, war ebenfalls Tabu. Blieb<br />
nur ein einziges Ziel, der Palast des Herrn der Welt auf der Spitze des Vulkankegels, an dessen Hängen<br />
die Burg der Treugolen lag.<br />
Mayas Flucht wurde dadurch begünstigt, dass es die Treugolen momentan nicht wagten mit ihren<br />
Flugscheiben aufzusteigen. Die Schwacken waren noch immer am Portal versammelt und beherrschten<br />
das Areal. Diese standen in irgendwelchen Verhandlungen mit dem Herrn der Welt, dessen Aufmerksamkeit<br />
ebenfalls gebunden war.<br />
»Komm schon Paaf! Schneller! Wir müssen den Berghang des Schildvulkans erreichen, bevor die<br />
Beratung unserer Gegner vorüber ist oder der Herr der Welt in seinen Stützpunkt zurückkehrt!«<br />
<strong>Der</strong> Pleunater hatte bisher wenig gesprochen. Es fiel ihm auffallend schwer seine Hautfarbe an die<br />
steinige Landschaft anzupassen. Normalerweise war das kein Problem für ihn.<br />
»Was ist, Paaf? Liegt dir erkaltetes Lavagestein nicht?«, scherzte Maya, arbeitete sich aber unermüdlich<br />
weiter vor.<br />
»Ich habe noch niemals zuvor eine Flucht versucht. Auch jetzt scheint mir dieses Unternehmen sinnlos.<br />
Was willst du erreichen? Wohin willst du dich wenden?«<br />
Maya sah sich kurz um und blickte in die großen Augen des Amphibienwesens.<br />
»Wir müssen uns aus dieser Situation und Gefangenschaft selbst befreien, Paaf. Niemand wird uns zur<br />
Hilfe eilen oder beistehen. Ich möchte den Herrn der Welt aufsuchen und ihn zwingen, das Portal für<br />
uns zu öffnen. Einen anderen Weg in die Freiheit gibt es nicht.«<br />
Paafnas begann heftig zu atmen. Sein Brustkorb hob und senkte sich schnell, dabei wurden zwei große<br />
Hautlappen an seiner Kehle sichtbar, die sich rhythmisch aufblähten. Er schien sehr aufgeregt zu sein.<br />
»Das hat noch niemals zuvor ein Gefangener gewagt.«, jammerte der Pleunater.<br />
»Eben das ist unser Vorteil. Er wird nicht damit rechnen, dass wir ihn in seinem Domizil aufsuchen!«<br />
»Er?«, fragte Paafnas aufgeregt. »Woher willst du wissen, dass der Herr der Welt ein Geschlecht hat?«<br />
Maya lächelte beruhigend. »Ich weiß es nicht, Paaf. Das spielt auch keine Rolle. Wenn dieses Wesen<br />
uns Menschen wirklich ähnlich ist, wie du selbst sagst, dann wird es vielleicht mit sich reden lassen<br />
und uns den Abschied von diesem Planeten erleichtern!«<br />
Paafnas blickte stumm den Hang hinauf. <strong>Der</strong> Schildvulkan stieg nicht all zu steil an und ein Aufstieg<br />
war wohl zu bewältigen. <strong>Der</strong> Fels war schroff und griffig, bot zahlreiche Spalten und Vorsprünge in<br />
denen man sich kurzzeitig verstecken und ausruhen konnte. Dem Pleunater war jedoch auch Mayas<br />
Verfassung nicht entgangen. Sie würde den Berg mit bloßen Händen erklimmen müssen. Vorausgesetzt<br />
sie würde den Aufstieg schaffen, wie wollte sie den Herrn der Welt, der so überlegen war, ihren<br />
Willen aufzwingen?<br />
Paafnas sah Maya besorgt hinterher. War sie noch bei Verstand, oder hatte die Gefangenschaft sie<br />
bereits verrückt gemacht?<br />
Doch Maya Ivanova schien entschlossen ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen und blickte sich kein<br />
einziges Mal um. Während sie sich mit dem Ersteigen des Berges sichtbar abmühte, war Paafnas keinerlei<br />
Anstrengung anzumerken. Seine an Händen und Füßen ausgeprägten Saugorgane waren die<br />
perfekten Kletterhilfen um sich an dem glatten Vulkangestein festhalten.<br />
Ab und zu blickte der Pleunater zurück und meldete Maya was er aus der Distanz sehen konnte.<br />
»Die Treugolen sind noch immer zu Fuß unterwegs und verhalten sich sehr zurückhaltend. So werden<br />
sie uns nicht einholen oder aufspüren können. Sie konzentrieren ihre Suche auf den Nahbereich der<br />
Burg. Wieder sind mehrere Dutzend dieser Quallenwesen im Transportfeld des Tachyonenportals<br />
verschwunden. Wohin sie wohl befördert wurden?«<br />
Maya hielt einen Moment den Atem an und blickte über die Schulter zurück. Tatsächlich war das wabernde<br />
Tachyonenfeld deutlich zu sehen, das noch immer zwischen den beiden kristallinen Säulen<br />
stand.<br />
»Überall hin und nirgends. Sie können zu den Portalen unserer Heimatsysteme gewechselt sein, Paaf.<br />
Sie können sich aber auch an ganz andere Orte versetzt haben. Diese Schwacken sehen sehr kriegerisch<br />
aus und die Treugolen haben großen Respekt vor ihnen. Ich glaube, dass es sich um eine besondere<br />
Streitmacht des Herrn der Welt handelt.«<br />
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