Nebular 10 – Der Agitator
Nebular 10 – Der Agitator
Nebular 10 – Der Agitator
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Der</strong> <strong>Agitator</strong><br />
NEBULAR<br />
Was Maya zunächst für eine dicke Staubschicht auf den Labortischen hielt, erwies sich ebenfalls als<br />
Kristallmehlrückstände. Er benutzt das Zeug um hier irgendwelche Experimente anzustellen.<br />
Als Maya das Ende der Versuchsanordnungen erreichte und sich weiter umsah, erschrak sie fast zu<br />
Tode. Mit einer schnellen Bewegung sprang sie in die Deckung eines Labortisches und spähte in den<br />
Raum hinein. Überall standen und lagen merkwürdige Gestalten, die ihr im Halbdunkel aufzulauern<br />
schienen. Sie hielt den Atem an und versuchte kein Geräusch zu verursachen, doch nach wenigen Sekunden<br />
bemerkte sie, dass diese Wesen sich nicht bewegten. Sie wirkten wie erstarrt. Maya begann die<br />
Dunkelheit zu verfluchen und kam vorsichtig aus ihrem Versteck hervor. Was ist das? Sind das Skulpturen?<br />
Als Maya sich einer der vermeintlichen Statuen nähern wollte, hörte sie plötzlich die geflüsterten und<br />
warnenden Worte von Paafnas, der über ihr an der Decke hing und fast perfekt die Farbe der Umgebung<br />
angenommen hatte. <strong>Der</strong> Pleunater war kaum zu erkennen. »Maya, Nein! Gehe nicht dorthin und<br />
halte Abstand!«<br />
Doch es war bereits zu spät. Als sich die Kommandantin dem ersten Körper näherte und sich seine<br />
Konturen aus dem Halbdunkel schälten, starrten ihr weit aufgerissene, menschliche Augen entgegen.<br />
Die Augen und das ganze Gesicht waren kristallisiert und hatten den Moment größten Schmerzes und<br />
Angst eingefroren. Die Kommandantin fuhr mit einem Entsetzensschrei zurück. »Oh nein, Sati!«<br />
Maya würgte schwer und kämpfte gegen ihren Fluchtimpuls an. Sati war tot! Was hier vor ihr stand<br />
war nur noch eine leblose Hülle. Die Kommandantin kämpfte mit ihren Emotionen. Einige Tränen der<br />
Verzweiflung hatten sich in ihre Augenwinkel gestohlen und liefen in schmalen Bächen die Wangen<br />
herab. Nach diesem Fund hatte sie keine Hoffnung mehr mit dem Herrn der Welt in einen Dialog zu<br />
treten. Er war ein skrupelloser Mörder und hatte Sati bei irgendwelchen Experimenten geopfert. Noch<br />
einmal sah sie in die panischen Augen der kristallinen Körperhülle. Diesen Anblick würde sie niemals<br />
mehr vergessen. Satis Körper stand auf einer Art Sockel und wirkte wie ein makaberes Ausstellungsstück..<br />
Erst jetzt nahm Maya auch andere Lebewesen war, die allesamt nichtmenschlich waren aber<br />
dasselbe Schicksal erlitten hatten.<br />
»Was hat er mit dir gemacht!«, schluchzte die Kommandantin und hatte Mühe ihre Fassung zu wahren.<br />
Sati hatte offenbar die Verwandlung, die seinem Körper widerfahren war, bei vollem Bewusstsein<br />
miterlebt, dessen war sich Maya sicher. <strong>Der</strong> entsetzte Ausdruck im Gesicht des Mannes sprach Bände.<br />
Maya Ivanova musste sich abwenden, der Anblick war für sie nicht länger zu ertragen.<br />
»Es tut mir so leid.«, flüsterte sie nur und ballte die Hände zu Fäusten. Sie war plötzlich versucht die<br />
vielen Glaskolben und Labortische zu zerschlagen.<br />
Dann erschallte plötzlich eine Stimme aus der Dunkelheit und Maya erstarrte in der Bewegung.<br />
»Es hat lange gedauert bis du endlich hier angekommen bist. Ich habe schon gedacht, ich hätte dich<br />
falsch eingeschätzt!«<br />
Maya erschrak und wusste im selben Moment, dass ihr verzweifelter Plan fehlgeschlagen war. <strong>Der</strong><br />
Herr der Welt hatte sie längst entdeckt, möglicherweise seit geraumer Zeit beobachtet und jeden ihrer<br />
Schritte verfolgt.<br />
Übergangslos erfüllte grelles Licht den Raum und Paafnas wurde mit einem schnellen und gezielten<br />
Schuss von der Decke geholt. <strong>Der</strong> Körper des Pleumnaters schlug hart auf dem steinigen Boden auf.<br />
Die Beleuchtung offenbarte plötzlich mit schockierender Deutlichkeit, was Maya bereits wusste. Mindestens<br />
zwanzig kristallisierte Wesen standen in diesem Raum und gaben eine groteske Szene ab. Wie<br />
in einem Gruselkabinett, einfach abgestellt, kam es Maya in den Sinn. Dann nahm sie das mitten im<br />
Raum schwebende Flimmerfeld war, hinter dem sich der Herr der Welt verbergen musste.<br />
Die Kommandantin fühlte plötzlich eine seltsame Ruhe in sich aufsteigen.<br />
So fühlt man sich am Ende eines Weges, dachte sie nur. Alles war umsonst.<br />
Nur ihr Zorn und die Abscheu, die sie dem Fremden gegenüber empfand, hielten ihren Widerstand<br />
aufrecht. Schweigend sah sie zu dem Wesen hinüber, das soeben Paafnas niedergestreckt hatte. Es<br />
rührte sich nicht von der Stelle und schien abzuwarten.<br />
Nach einem kurzen Seitenblick kniete Maya neben dem Pleunater nieder und ignorierte den Unbekannten<br />
einfach. Vorsichtig tastete sie den Körper ihres Freundes ab. Sie wusste nichts über die Anatomie<br />
des Pleunaters, spürte jedoch das leichte Pochen mehrere Organe und einen sehr flachen Atem.<br />
Maya schloss erleichtert die Augen - er war noch am Leben. Ohne sich umzusehen sagte sie kalt. »Du<br />
kannst mich verstehen! Ich weiß, dass es so ist! Warum hast du ihm das angetan? Du hast ihn fast<br />
getötet! Das war nicht nötig!«<br />
Seite 24