Nebular 10 – Der Agitator

Der Agitator
NEBULAR
Petrow erhob sich langsam und schritt an der langen Tafel der Kommandokonsolen entlang. Es hielt
ihn nicht mehr auf seinem Sessel. »Wissen sie Nemov, ein Grund warum ich so sehr hinter diesem
Objekt her bin ist mein Gefühl, dass Maya Ivanova noch immer lebt und unsere Hilfe benötigt. Ich
kann ihnen diese Ahnung nicht begründen, aber seit McCord mit der alten EAGLE aus dieser Hölle
zurückgekehrt ist, bin ich fest überzeugt, dass unsere Kommandantin noch immer da unten auf uns
wartet und Hilfe benötigt.«
Anatoli Nemov und Wan Mui sahen sich nur kurz an, dann konzentrierten sie sich wieder auf die Anzeigen.
Der Zeitpunkt zur Rückkehr würde in Kürze erreicht sein.
»Immer noch nichts?«, fragte Petrow erneut.
»Laut Zeitplan sollten wir jeden Moment die Signatur der HAWK erhalten.«, beruhigte Wan Mui seinen
Kommandanten.
Die Minuten dehnten sich endlos und Nemovs Augen waren nur noch auf dem Tasterschirm fixiert.
»Ist uns ein Fehler unterlaufen?«, fragte Petrow verunsichert. Die fünf Minuten waren bereits deutlich
überschritten.
»Ich weiß es nicht…«, antwortete Wan Mui wahrheitsgemäß, »…aber wenn meine Berechnungen
stimmen, dann wird die HAWK jede Sekunde…«
»Tasterecho bestätigt und verifiziert!«, rief der Ortungsoffizier mit lauter Stimme. Diese Meldung
wirkte wie elektrisierend auf Petrow.
»Tasterecho zerfällt in mehrere Fragmente!«, kam es kurze Zeit später alarmierend.
»Was ist passiert? Bricht die HAWK auseinander?«, fragte Wan Mui erschrocken in Richtung des
Ortungsstandes.
»Korrektur! Die HAWK steigt weiter, die anderen Echos sind überlappende Effekte und zeigen die
Charakteristika von Plasmageschossen! Achtung, die HAWK steht unter Beschuss!«
»Wie bitte?«, Petrow fuhr auf dem Absatz herum und sprang zu seinem Kommandosessel.
»Kommandant an Besatzung, alle Mann auf Gefechtsstation! Wir müssen mit einem Angriff aus der
Neptunatmosphäre rechnen!«
Als die ersten Plasmaballungen die äußere Atmosphäre durchbrachen, passierten sie die BLUE
MOON in gehörigem Abstand.
»Daneben!«, meldete der Kampfstand. »Die Schüsse galten nicht uns, sondern der HAWK. Jemand
versucht das Schiff am Rückstart zu hindern und dieser jemand muss sich auf dem unbekannten Objekt
in der Atmosphäre befinden.«
»Rufen sie sofort die Tasterdaten ab, bevor die HAWK getroffen wird! Wenn das Schiff zerstört wird,
war alles umsonst!«
Petrow verlor die taktische Anzeige keine Sekunde aus den Augen.
»Achtung, weitere Geschosse im Anflug, diesmal liegen sie genau auf der Flugbahn der HAWK!«
Petrow begann zu schwitzen. »Wan Mui, tun sie etwas, jetzt!«
»Übertragung läuft!«, kam es nur kurz zurück.
Kurze Zeit später glühte das Tasterecho auf und die HAWK verschwand von den Schirmen.
»Ortungsstand an Kommandant, die HAWK wurde getroffen. Sie ist vollständig vom Tasterschirm
verschwunden.«
Petrow sah stumm zu Wan Mui hinüber, der soeben die empfangenen Datenpakete auswertete. Der
zierliche Asiat hob den Daumen in die Höhe und Petrow ließ hörbar den Atem entweichen. Dann kamen
seine Anweisungen kurz und präzise.
»Sofort abdrehen und die Nachtseite verlassen! Ich will das Schiff in fünf Minuten aus dem Bereich
der feindlichen Waffenwirkung haben! Übermittelte Daten mit höchster Sicherheitsstufe verschlüsseln
und kodieren. Funkverbindung mit der Triton Basis herstellen!«
»Kommandant, soeben geht ein Dringlichkeitsruf von Nok Daralamai ein, sie befindet sich im Anflug
mit einer HAWK und befiehlt absolute Funkstille!«
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Nemov irritiert. Ohne weitere Kommentare flog die HAWK in den
leeren Hangar der BLUE MOON ein und Kommandantin Nok eilte direkt in die Kommandozentrale
des Schiffes, wo sie von einem sichtlich verwirrten Petrow und seinem Ersten Offizier begrüßt wurde.
Nok Daralamai sah sich nur kurz um, dann gab sie bekannt. »Die gesamte Besatzung unterliegt ab
sofort der höchsten Sicherheitseinstufung. Es wird bis auf weiteres kein Landurlaub erteilt, Funkverbindungen
nur unter höchster Kodierung und ausschließlich mit mir. Bestätigen sie den Befehl!«
Igor Petrow salutierte und wiederholte die Anweisung. »Darf ich fragen, was das Ganze zu bedeuten
hat?«
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