31.10.2013 Aufrufe

Postmodernism. Style and Subversion 1970–1990» (4.9MB)

Postmodernism. Style and Subversion 1970–1990» (4.9MB)

Postmodernism. Style and Subversion 1970–1990» (4.9MB)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Postmoderne in der Schweiz – Auszüge aus der Begleitpublikation<br />

schräg, solid, postmodern<br />

von Christina Sonderegger<br />

Als im Schweizerischen Nationalmuseum darüber diskutiert wurde, die Ausstellung<br />

„<strong>Postmodernism</strong>: <strong>Style</strong> <strong>and</strong> <strong>Subversion</strong> 1970-1990“ des Londoner Victoria <strong>and</strong> Albert Museum<br />

(V&A) in Zürich zu zeigen, lag es nahe, die international bestückte Show mit Schweizer Objekten<br />

zu ergänzen. Die nachfolgenden Recherchen sollten zeigen, dass dies kein einfaches<br />

Unterfangen sein würde, was einerseits in der Stigmatisierung des Begriffs und <strong>and</strong>ererseits an<br />

der Unschärfe der Postmoderne selbst lag. Je nachdem, ob man die Architektur, das Design, die<br />

Grafik, die Musik oder die Mode fokussierte, waren die postmodernen Ausein<strong>and</strong>ersetzungen<br />

nicht nur unterschiedlich intensiv, sondern – je nach Gattung – auch sehr verschieden. Mit<br />

dieser Feststellung befindet man sich bereits mitten in der kontroversen Diskussion darüber,<br />

was die Postmoderne überhaupt gewesen sei. Jane Pavitt und Glenn Adamson, die Kuratoren<br />

des V&A, vergleichen sie mit einem zerbrochenen Spiegel, in dessen Scherben sich die Welt<br />

reflektiere. Ein sehr treffendes Bild, wie mir scheint, denn es beinhaltet nicht nur den Blick<br />

zurück, sondern vor allem das, was diese Strömung ausgezeichnet hat, nämlich<br />

Vielschichtigkeit und Facettenreichtum.<br />

Die Entscheidung, die Schweizer Objekte in die Struktur der Londoner Ausstellung einzugliedern<br />

und sie nicht in einem eigenen Teil zu separieren, bedeutete, mit denselben Fragestellungen zu<br />

arbeiten wie die Kuratoren des V&A: Wie äusserte sich die Kritik an der Moderne, wie f<strong>and</strong> die<br />

Ausein<strong>and</strong>ersetzung mit der Vergangenheit statt, welche waren die postmodernen<br />

Gestaltungsstrategien und wie wurden sie umgesetzt? Aber auch Fragen nach einem Höhepunkt<br />

der postmodernen Gestaltung und ihrem kommerziellen Erfolg st<strong>and</strong>en im Fokus der Londoner<br />

Kuratoren. Inwieweit das auch auf die Schweizer Gestaltung zutrifft und dies in der Ausstellung<br />

dargestellt werden konnte, soll im Folgenden erläutert werden.<br />

Festhalten oder Loslassen?<br />

Postmodern zu sein, bedeutete in erster Linie, auf die Moderne zu reagieren. Es wurde lustvoll<br />

vollzogen, was Jahrzehnte lang verpönt war, nämlich zu zitieren, zu collagieren, zu verkleiden<br />

und zu dekorieren. Damit wurde die Doktrin der gestalterischen Moderne – die Kausalität von<br />

Form und Funktion – in Frage gestellt. Obgleich es immer wieder Gegenbewegungen und<br />

Tendenzen wider das „form follows function“ und die „gute Form“ gegeben hatte – man denke<br />

an Heimatstil und Nierentisch –, so vermochte keine Strömung sich so viele Freiheiten zu<br />

erobern wie die Postmoderne.<br />

Ein wichtiger Anstoss in Richtung „Befreiung“ ging in der Schweiz vom Schweizerischen<br />

Werkbund aus, jener Institution, die seit ihrem Bestehen die Hüterin über die gute und richtige<br />

Gestaltung war. Der Werkbund lud 1967 Kunstschaffende sowie Gestalterinnen und Gestalter<br />

ein, frei nach ihrem Gutdünken „Sitzmöglichkeiten“ zu kreieren, die dann an der Aktion „Chair<br />

fun“ anlässlich der Jahrestagung des SWB versteigert wurden. 1 Die experimentellen,<br />

humorvollen Stühle st<strong>and</strong>en jenseits der konformen Gestaltungsregeln. Ein Jahr später<br />

proklamierte der Werkbund das Ende der „guten Form“, jener Auszeichnung, die er während<br />

Jahrzehnten für wegweisende Gestaltung verliehen hatte. Die moralische Instanz Werkbund<br />

fühlte sich in ihren Anliegen vom Publikum nicht mehr verst<strong>and</strong>en. „Funktionalismus“ und<br />

1 SWB-Geschäftsbericht November 1967 bis Oktober 1968, S. 3-4.<br />

Schweizerisches Nationalmuseum. | L<strong>and</strong>esmuseum Zürich. | Bildung & Vermittlung 34

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!