Geologie und Geotope im Kanton Schwyz - Schwyzerische ...
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4.5 Seen der Obwaldner Talung<br />
Die Obwaldner Talung liegt nahezu auf einer geraden<br />
Linie, die sich in einer Serie von Staffelbrüchen vom<br />
Küssnachter Becken <strong>im</strong> NE mit einem Az<strong>im</strong>ut von<br />
N30°E bis zum Brünig <strong>im</strong> SW erstreckt. Sie schliesst<br />
eine Reihe von Seen ein: Alpnacher See, Wichelsee,<br />
Sarner <strong>und</strong> Lungerer See (Abb. 4.4).<br />
Der Alpnacher See wird auf der NW-Seite vom Pilatus<br />
mit Kl<strong>im</strong>senhorn-, Esel- <strong>und</strong> Matthorn-Schuppe, auf der<br />
SE-Seite von Rotzberg <strong>und</strong> Mueterschwanderberg, dem<br />
Bürgenstock-Element, begrenzt (Abb. 4.4) mit helvetischen<br />
Schichtfolgen vom Betlis-Kalk bis in die eozänen<br />
Stad-Mergel. Die Überschiebungsfläche ist am Esel gut<br />
sichtbar. Da die Schichten steiler einfallen als der Hang,<br />
finden sich die jüngsten Glieder morphologisch zuunterst,<br />
bei Alpnachstad. Der See liegt NW einer Deckentrennung,<br />
die vom Rotzberg entlang dem Bürgenstock<br />
zum Chrüztrichter verläuft <strong>und</strong>, abgewandelt, sich in den<br />
Küssnachter See fortsetzt (Abb. 4.4). Sein SE-Ufer wird<br />
durch den Steilabfall des Mueterschwanderberg <strong>im</strong> Hinterbergwald<br />
gebildet; am unteren Seeende zeigt sich ein<br />
Durchbruch durch den Lopper-Schiltgrat. Auch der<br />
Lopper fällt steil zum See ab; weiter <strong>im</strong> SW folgt eine<br />
Alluvialebene, dann der Abhang des Pilatus. Auf der<br />
SE-Seite durchbricht die Rotz-Schlucht den Rücken<br />
Rotzberg–Mueterschwanderberg <strong>und</strong> ermöglicht eine<br />
Entwässerung des Drachenried zum Alpnacher See. Die<br />
Längsachse des Alpnacher Sees (Trend N60°E) ist<br />
etwas verdreht zu jener der Obwaldner Talung, was mit<br />
der Tektonik zusammenhängt.<br />
Die ersten drei Kluftmessstellen (Abb. 4.4) lagen bei<br />
Alpnachstad, in den Stad-Mergeln hinter dem Parkplatz<br />
be<strong>im</strong> Bahnhof <strong>und</strong> am Ende eines in den Wald<br />
führenden Karrenweges, ihrer drei am N-Ufer, 500 m<br />
W der Hellegg, bei der Telliegg <strong>und</strong> bei Rengg <strong>im</strong><br />
Telliwald, weitere am S-Ufer des Seeendes an einer<br />
steilen Kalkwand unterhalb des Hinterberg-Waldes<br />
<strong>und</strong> in der Rotz-Schlucht. Diese bietet oben einen flachen<br />
Eingang, dann ein Steilstück mit Wasserfällen<br />
<strong>und</strong> einer Karsthöhle, dem Rotzloch, <strong>und</strong> einen engen<br />
Ausgang zum Alpnacher See. Kluftstellungen wurden<br />
an den Schlucht-Enden gemessen.<br />
Die Zuflüsse erfolgen hauptsächlich von W <strong>und</strong> N.<br />
Der Wichelsee zwischen Alpnacher <strong>und</strong> Sarner See<br />
schmiegt sich an den Steilabfall des Plateaus von<br />
Kerns an. Dieses setzt sich <strong>im</strong> Mueterschwanderberg<br />
<strong>und</strong> E der Scherung von Stans–Stansstad in den Bürgenstock<br />
fort. Aufgr<strong>und</strong> der geometrischen Stellung,<br />
der Fazies <strong>und</strong> der Transgressionen bek<strong>und</strong>et dieses<br />
Randketten-Element ein Äquivalent der Silberen-<br />
Decke, des höchsten Teilelementes der Axen-Decke<br />
(HANTKE 1961a, 1987b). Der Trend (N40°E) des<br />
Wichelsees liegt nahe jenem der Obwaldner Talung.<br />
Für Kluftmessungen gestaltet sich der Zugang durch<br />
die steil abfallende Felswand zum E-Ufer des Sees<br />
schwierig. Ein Wanderweg führt von Sibeneich an steilen<br />
Felsen zum Ufer; auf halber Höhe wurde eine<br />
Stelle eingemessen. Im feuchten Uferstreifen mit<br />
Zufahrt von Sarnen her, trifft der Weg ans Ufer; am<br />
oberen Seeende konnten be<strong>im</strong> Zugang zu einem Felsbunker<br />
Klüfte eingemessen werden. Der Uferweg verliert<br />
sich unterhalb der Felswand <strong>im</strong> Landstreifen<br />
gegen N, wo erneut Klüfte gemessen wurden. Ein verwertbarer<br />
Aufschluss fand sich bei Etschi an einer<br />
Strassenkehre von Sibeneich nach Alpnach.<br />
Zu Messungen auswertbare Zuflüsse bilden jene zur<br />
Sarner Aa zwischen Wichel- <strong>und</strong> Sarner See.<br />
Den Untergr<strong>und</strong> des Sarner Sees bilden die helvetischen<br />
Decken, die Drusberg-Decke <strong>und</strong> an den Alpenrand<br />
verfrachtete Schuppen der Axen-Decke. Diese<br />
wurden auf Flysch <strong>und</strong> subalpine Molasse aufgeschoben;<br />
in der Mulde liegen penninischer Flysch <strong>und</strong> die<br />
Obwaldner Klippen. Die Talung ist durch die Tektonik<br />
vorgezeichnet.<br />
1986 ereignete sich oberhalb Giswil ein Erdrutsch, der<br />
Tote forderte <strong>und</strong> die Brünigbahn <strong>und</strong> -strasse auf<br />
Wochen unterbrach. Ein Besuch mit Walter Kyburz<br />
zeigte, dass die Drusberg-Decke in instabilem Gelände<br />
gegen NW abtaucht; der Sarner See liegt in einer<br />
Mulde <strong>und</strong> einem tektonischen Lineament. Im Rutschgebiet<br />
ob Giswil sind Wang-Schichten, sandig-siltige<br />
Ablagerungen der obersten Kreide, <strong>und</strong> transgredierender<br />
Nummulitenkalk beteiligt. Die Richtung<br />
(N42°E) des Sarner Sees liegt nahezu in der Richtung<br />
der Obwaldner Talung.<br />
Um Kluftstellungen zu messen, wurde der Sarner See<br />
umr<strong>und</strong>et (Abb. 4.4). Seenahe Aufschlüsse existieren<br />
nur bei Giswil-Flüe: gebankter Kalk am Rande einer<br />
engen Klus <strong>und</strong> bei Sarnen am Seeweg von Sarnen nach<br />
Sachseln, nahe des Brünigbahn-Trasses: Stad-Mergel.<br />
Am E-Ufer fanden sich an der Strasse Sachseln–Flüeli<br />
zwei Aufschlüsse 1–2 km entfernt vom Ufer: be<strong>im</strong> Felsenhe<strong>im</strong><br />
ob Sachseln (Kalk) <strong>und</strong> wenige h<strong>und</strong>ert Meter<br />
weiter gegen Flüeli bei der Salzbrunnenbruck, in dessen<br />
Tobel Seewer Kalk ansteht. Sonst bilden Alluvionen das<br />
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