Beschlussempfehlungen und Berichte - Landtag Baden Württemberg
Beschlussempfehlungen und Berichte - Landtag Baden Württemberg
Beschlussempfehlungen und Berichte - Landtag Baden Württemberg
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Landtag</strong> von <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> Drucksache 13 / 2485<br />
Sozialausschuss<br />
gemacht werde, dass ohne die bisherige Förderung durch das<br />
Sozialministerium eine angemessene Betreuung der Jugendlichen<br />
letztlich nicht mehr möglich <strong>und</strong> finanzierbar wäre. Der<br />
Vorsitzende der LAG fordere daher eine Änderung der Standards<br />
für die Betreuung von Minderjährigen in Jugendwohnheimen.<br />
Sie erk<strong>und</strong>igte sich nach der Reaktion des Sozialministeriums<br />
auf dieses Schreiben, insbesondere hinsichtlich einer Anpassung<br />
der Betreuungsrichtlinien.<br />
Ein weiterer Abgeordneter der CDU brachte zum Ausdruck,<br />
dass es ihm unakzeptabel erscheine, wenn in Zeiten bestehender<br />
Jugendarbeitslosigkeit, in denen um jeden einzelnen Ausbildungsplatz<br />
gerungen werden müsse, derartige Fördermittel gestrichen<br />
würden. Er regte an, zum Ausgleich gegebenenfalls<br />
auch einen Teil der Fördermittel des Wirtschaftsministeriums<br />
zur Unterstützung der Überbetrieblichen Ausbildungsstätten<br />
umzuwidmen.<br />
Er argumentierte, andernfalls stehe zu befürchten, dass immer<br />
mehr Betriebe sich künftig nicht mehr an der Ausbildung<br />
Jugendlicher beteiligen würden. Die Erfahrungen der letzten drei<br />
Jahrzehnte belegten, dass dies eintrete, wenn ausbildende Betriebe<br />
immer wieder mit weiteren Zusatzkosten belastet würden.<br />
Gerade Ausbildungsplätze in Berufen, die in Landesfachklassen<br />
unterrichtet würden, würden in der Regel von kleineren Betrieben<br />
angeboten.<br />
Er hob hervor, er trete zugunsten des Erhalts dieser Ausbildungsplätze<br />
ein <strong>und</strong> spreche sich deshalb dafür aus, die Kosten für die<br />
erforderliche sozialpädagogische Betreuung in den Wohnheimen<br />
nach Möglichkeit aus Mitteln des Kultusministeriums aufzufangen.<br />
In Anbebtracht der geringen Höhe des Zuschussbetrages<br />
halte er die jetzige Lage für nicht hinnehmbar.<br />
Die Staatssekretärin im Sozialministerium verwies auf die allgemein<br />
bekannte schwierige Haushaltslage, von der selbstverständlich<br />
auch das Sozialressort betroffen sei. Dadurch seien auch die<br />
Handlungsspielräume des Ministeriums stark eingeengt. Sie<br />
äußerte die Hoffnung, dass andere Ressorts die Mittelkürzung<br />
gegebenenfalls kompensieren könnten.<br />
Sie fuhr fort, bezüglich der Frage, ob bei der Belegung der<br />
Wohnheime bereits ein Wandel zu verzeichnen sei, lägen bislang<br />
noch keine Rückmeldungen vor. Offensichtlich werde die finanzielle<br />
Änderung derzeit durch die Träger aufgefangen, teilweise<br />
auch in Kooperation mit der Handwerkskammer bzw. der IHK.<br />
Die Jugendlichen, die als Bestandteil ihrer Ausbildung Landesfachklassen<br />
besuchten, nähmen teilweise eine weite Anreise in<br />
Kauf, da ihr Heimatort bzw. ihr Ausbildungsplatz sich in einiger<br />
Entfernung befinde. Sie strebten eine Tätigkeit in seltenen Berufen<br />
an, in denen aufgr<strong>und</strong> der geringen Zahl von Auszubildenden<br />
die zugehörigen theoretischen Unterrichtseinheiten nur zentral<br />
angeboten werden könnten.<br />
Es müsse jedoch konstatiert werden, dass zweifellos auch gesellschaftliche<br />
Umstrukturierungen im Gange seien. Viele Auszubildende<br />
lebten mittlerweile in gemeinsamen Wohneinheiten bzw.<br />
zögen Wohngemeinschaften vor. Die Unterbringung minderjähriger<br />
Auszubildender sei unter den gegebenen Bedingungen<br />
zweifellos ein nicht leicht zu lösendes Problem. Zu klären sei<br />
noch, inwieweit vonseiten des Ministeriums Mittel für diesen<br />
Zweck bereitgestellt werden müssten. Das Sozialministerium<br />
habe dies bisher getan <strong>und</strong> wäre prinzipiell auch in Zukunft dazu<br />
bereit, doch sei hierfür schlicht kein weiteres Geld mehr vorhanden.<br />
Im Freiwilligkeitsbereich hätten umfangreiche Mittel gekürzt<br />
werden müssen.<br />
Zu dem Hinweis zum Schreiben des Vorsitzenden der Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Jugendsozialarbeit äußerte sie, die Trägerverbände<br />
seien rechtzeitig über die Situation unterrichtet worden.<br />
Ihnen sei bekannt, dass die Landesförderung aufgr<strong>und</strong> der Haushaltslage<br />
<strong>und</strong> entsprechender Beschlüsse eingestellt werden<br />
würde. Eigenartigerweise seien dem Ministerium für das laufende<br />
Haushaltsjahr trotzdem Förderanträge vorgelegt worden –<br />
als wäre nichts geschehen. Dies habe selbstverständlich nichts an<br />
der bestehenden Beschlusslage geändert, weshalb ihr Haus abschlägige<br />
Bescheide habe versenden müssen. Die Haushaltslage<br />
lasse derzeit keine weiteren Ausgaben zu. Auch der erwähnte<br />
Brief des LAG-Vorsitzenden sei in Kenntnis der Beschlusslage<br />
verfasst worden, was ihr nicht ganz nachvollziehbar erscheine.<br />
Die Erstunterzeichnerin des Antrags dankte dem zuletzt zu Wort<br />
gekommenen Abgeordneten der CDU für sein klares Eintreten<br />
für die betroffenen Auszubildenden. Sie führte weiter aus, demgegenüber<br />
falle es dem zuerst zu Wort gekommenen Abgeordneten<br />
der CDU offenbar schwer, zu ermessen, was es für die<br />
Jugendlichen bedeute, wenn sie zusätzlich zu den bereits für die<br />
Ausbildung aufzubringenden Beträgen weitere zwei Euro pro<br />
Tag zahlen müssten. Sie bat, dies auch im Vergleich zu anderen<br />
Ausbildungsgängen zu sehen, in denen die Jugendlichen zu Hause<br />
wohnen könnten <strong>und</strong> insgesamt wesentlich weniger Einschränkungen<br />
hinzunehmen hätten.<br />
Sie führte weiter aus, bezüglich der Ausbildungsbetriebe habe<br />
ihre Vorrednerin von der FDP/DVP-Fraktion bereits zutreffende<br />
Ausführungen getätigt. Es erscheine absurd, in der jetzigen Lage<br />
die Ausbildungskosten für die Betriebe noch weiter zu verteuern.<br />
Es sei absehbar, dass sich infolgedessen immer mehr Betriebe<br />
aus der Ausbildung zurückzögen.<br />
Abschließend berichtete sie, ihr liege ein Schreiben vor, in dem<br />
mitgeteilt werde, dass Jugendwohnheime zum Teil dazu übergegangen<br />
seien, keine minderjährigen Jugendlichen mehr aufzunehmen.<br />
Dies stelle ihres Erachtens kein hinnehmbares Vorgehen<br />
dar. Zudem stehe damit die Frage im Raum, wohin minderjährige<br />
Auszubildende sich wenden sollten, wenn Richtlinien des<br />
Jugendamtes es zugleich nicht erlaubten, dass die Jugendlichen<br />
ohne sozialpädagogische Betreuung untergebracht würden.<br />
Die Staatssekretärin antwortete, dem Sozialministerium sei nicht<br />
bekannt, dass Wohnheime die Aufnahme von Jugendlichen abgelehnt<br />
hätten. Da die Wohnheime hierzu normalerweise auch<br />
gar nicht befugt seien, vermute sie, dass jener der Vorrednerin<br />
zugegangene Brief verfasst worden sei, um die Entscheidungsträger,<br />
vorsichtig ausgedrückt, nochmals zu „sensibilisieren“.<br />
Ihrem Haus liege dieser Brief nicht vor.<br />
Der zuletzt zu Wort gekommene Abgeordnete der CDU warf ein,<br />
er bezweifle, dass die in dem erwähnten Schreiben aufgestellte<br />
Behauptung zutreffe.<br />
Die Abgeordnete der FDP/DVP bat, das Ministerium möge dem<br />
in dem zitierten Brief beschriebenen Sachverhalt nachgehen <strong>und</strong><br />
dem Ausschuss berichten, ob diese Behauptung zuverlässig sei<br />
<strong>und</strong> tatsächlich Fälle aufgetreten seien, in denen Wohnheime die<br />
Aufnahme Minderjähriger verweigert hätten.<br />
Die Staatssekretärin im Sozialministerium betonte, hierzu müsse<br />
ihr der genannte Brief zunächst einmal von der Erstunterzeichnerin<br />
des Antrags zugeleitet werden. Sie sagte zu, den Inhalt dieses<br />
Schreibens anschließend zu prüfen.<br />
Die Erstunterzeichnerin des Antrags bemerkte, auch wenn der<br />
Antrag damit aus ihrer Sicht für erledigt erklärt werden könne,<br />
17