Beschlussempfehlungen und Berichte - Landtag Baden Württemberg
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<strong>Landtag</strong> von <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> Drucksache 13 / 2485<br />
Sozialausschuss<br />
medizin dem Gebiet der Schmerztherapie zugeordnet werden<br />
könnten.<br />
Der Abgeordnete der FDP/DVP veranschlagte diesen Anteil auf<br />
60 bis 70 %.<br />
Die Staatssekretärin im Sozialministerium unterstrich, es sei<br />
offenbar allen Beteiligten ein großes Anliegen, in der Entwicklung<br />
der Palliativmedizin voranzukommen. Nicht umsonst sei<br />
das Schmerzforum ins Leben gerufen worden, das sich des Themas<br />
auch in seinen Arbeitsgruppen auf vielfältigste Weise <strong>und</strong><br />
mit unterschiedlichen Aktionen offensiv annehme. Das Schmerzforum<br />
habe sich ebenfalls dafür ausgesprochen, einen Lehrstuhl<br />
für Palliativmedizin einzurichten. Das Wissenschaftsministerium<br />
sei in diesbezügliche Bestrebungen eingeb<strong>und</strong>en, doch scheitere<br />
die Finanzierung eines Lehrstuhls derzeit schlicht an der schwierigen<br />
Haushaltslage. Auch der Versuch, eine Stiftungsprofessur<br />
zu errichten, scheine derzeit nicht realisierbar. Das Sozialministerium<br />
werde dieses Thema jedoch weiter verfolgen.<br />
Sie antwortete, an baden-württembergischen Kliniken bestünden<br />
derzeit zwar nur vier eigentliche Schmerzzentren, doch würden<br />
Methoden der Schmerztherapie im Gr<strong>und</strong>e genommen in allen<br />
Häusern, die onkologische Abteilungen führten, mit angewandt.<br />
In der Dokumentation werde allerdings nicht differenziert unterschieden,<br />
denn in diesen Abteilungen gehe die kurative <strong>und</strong> die<br />
palliative Behandlung Hand in Hand.<br />
Der Ausführung des Abgeordneten der FDP/DVP fügte sie hinzu,<br />
im Gr<strong>und</strong>e genommen handle es sich bei der Palliativmedizin<br />
um den ältesten Bereich der Medizin. In heutiger Zeit erfolgten<br />
Heilungen aufgr<strong>und</strong> des medizinischen Fortschritts viel häufiger<br />
als in Epochen, in denen das Augenmerk vielfach nur auf das<br />
Stillen des Schmerzes gerichtet gewesen sei. Die linguistische<br />
Herkunft des Begriffs „palliativ“ könnte daher nicht nur im<br />
Sinne einer „bemäntelnden“ Beschönigung des Zustands, sondern<br />
auch im Sinne einer „ummäntelnden“, einhüllenden, beschützenden<br />
Behandlung interpretiert werden, mit deren Hilfe<br />
der Schmerz überlagert <strong>und</strong> der Sterbende sinnvoll begleitet<br />
werden könne.<br />
Gerade im ambulanten Bereich werde die Unterstützung der Betroffenen<br />
<strong>und</strong> eine Fortbildung der Pflegenden benötigt, weshalb<br />
es dem Sozialministerium ein wichtiges Anliegen sei, die Hospizbewegung<br />
zu fördern. Dies sei mit den Förderbeschlüssen des<br />
vergangenen Jahres gelungen, <strong>und</strong> sie hoffe, dass die vorgesehenen<br />
Mittel nicht von Kürzungen bedroht seien. In dieser Angelegenheit<br />
hätten aber die Abgeordneten selbst das letzte Wort,<br />
<strong>und</strong> sie baue auf die Unterstützung der Sozialpolitiker im Land.<br />
Zahlreiche niedergelassene Ärzte hätten sich bereits zur Teilnahme<br />
an Fortbildungsveranstaltungen bereit erklärt. Auch im<br />
ambulanten Bereich erhalte die Palliativmedizin zunehmend Bedeutung,<br />
auch wenn die Fachkenntnisse der Ärzte auf diesem<br />
Gebiet teilweise noch zu wünschen übrig ließen.<br />
Auch die Öffentlichkeitsarbeit mache zunehmend Fortschritte.<br />
Das Schmerzforum habe angeregt, gemeinsam mit den Kirchen<br />
in die Offensive zu gehen <strong>und</strong> eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit<br />
zu betreiben.<br />
In der psychologischen <strong>und</strong> seelsorgerischen Betreuung würden<br />
selbstverständlich auch Kranke berücksichtigt, die nicht einer der<br />
christlichen Kirchen angehörten. Hier orientiere man sich an den<br />
Wünschen der Betroffenen oder ihrer Angehörigen. Kirchliche<br />
Seelsorger führten an den Kliniken Krankenbesuche durch <strong>und</strong><br />
böten Gespräche an, ohne zuvor nach der Kirchenzugehörigkeit<br />
oder dem Glauben des Patienten zu fragen. Es liege an den Betroffenen<br />
selbst, ob sie die Angebote annähmen. Ein Unterschied<br />
zwischen Konfessionen oder Glaubensrichtungen werde jedenfalls<br />
nicht gemacht.<br />
Das Sozialministerium sei daran interessiert, dass die Palliativpflege<br />
als ein weiteres Element in die neue Ausbildungsordnung<br />
der Pflegeberufe aufgenommen werde. Die Beratungen seien<br />
gegenwärtig noch nicht abgeschlossen. Zu gegebener Zeit könne<br />
jedoch näher auf die geplanten Bestimmungen eingegangen werden.<br />
Sie schloss sich der vorgetragenen Auffassung an, dass aktive<br />
Sterbehilfe kein Thema mehr sein dürfe, sobald palliative Angebote<br />
in ausreichender Zahl bereitgestellt sein würden.<br />
Der Ausschuss beschloss einvernehmlich, dem Plenum zu empfehlen,<br />
den Antrag für erledigt zu erklären.<br />
18. 09. 2003<br />
<strong>Berichte</strong>rstatterin:<br />
Haller-Haid<br />
11. Zu dem Antrag der Abg. Ursula Haußmann u. a.<br />
SPD <strong>und</strong> der Stellungnahme des Sozialministeriums<br />
– Drucksache 13/1888<br />
– Genehmigung des Ges<strong>und</strong>heitsbonusmodells<br />
der BKK Fahr durch die Landesregierung<br />
Beschlussempfehlung<br />
Der <strong>Landtag</strong> wolle beschließen,<br />
den Antrag der Abg. Ursula Haußmann u. a. SPD –<br />
Drucksache 13/1888 – für erledigt zu erklären.<br />
18. 06. 2003<br />
Der <strong>Berichte</strong>rstatter:<br />
Dr. Noll<br />
Bericht<br />
Der Vorsitzende:<br />
Wieser<br />
Der Sozialausschuss beriet den Antrag Drucksache 13/1888 in<br />
seiner 15. Sitzung am 18. Juni 2003.<br />
Eine Mitunterzeichnerin des Antrags führte aus, mit dem<br />
Modellprojekt der Betriebskrankenkasse BKK Fahr, die ihren<br />
Mitgliedern bei Nichtinanspruchnahme von Leistungen einen<br />
Beitragsbonus einzuräumen beabsichtige, gehe eine ganze Reihe<br />
von Fragestellungen einher – neben gr<strong>und</strong>sätzlichen Fragen ges<strong>und</strong>heitspolitischer<br />
Art auch solche zur Genehmigungspraxis<br />
der Landesregierung.<br />
Ihre Fraktion erachte das von der BKK Fahr vorgestellte Modellvorhaben<br />
als eine problematische Form eines Bonusmodells,<br />
sehe aber auch die Genehmigungspraxis der Landesregierung<br />
sehr kritisch. Während auf B<strong>und</strong>esebene das Selbstbehaltmodell<br />
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