Beschlussempfehlungen und Berichte - Landtag Baden Württemberg
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<strong>Landtag</strong> von <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> Drucksache 13 / 2485<br />
Sozialausschuss<br />
der Techniker Krankenkasse (TK) erst genehmigt worden sei,<br />
nachdem die Kasse ein umfassendes Konzept zur Evaluierung<br />
des Projekts vorgelegt habe, vertrete das baden-württembergische<br />
Sozialministerium die Auffassung, es sei hinreichend,<br />
wenn die Krankenkasse ihre Evaluierungsabsicht in der Satzung<br />
festschreibe. Aus Sicht ihrer Fraktion sei der BKK Fahr damit<br />
ein „Blankoscheck“ ausgestellt worden. Auf B<strong>und</strong>esebene werde<br />
diesbezüglich deutlich strenger vorgegangen <strong>und</strong> würden höhere<br />
Erwartungen formuliert.<br />
Abschließend bat sie die Vertreter des Sozialministeriums um<br />
Erläuterung, wie künftig mit vergleichbaren Fällen umgegangen<br />
werden solle.<br />
Ein Abgeordneter der FDP/DVP stellte fest, die baden-württembergische<br />
SPD-Fraktion habe die „Agenda 2010“ unterstützt<br />
<strong>und</strong> mit großem Engagement begleitet. In jenem Papier komme<br />
auch die Absicht zum Ausdruck, mehr Gestaltungsmöglichkeiten<br />
im Ges<strong>und</strong>heitswesen zuzulassen <strong>und</strong> den Wettbewerb zu fördern.<br />
Es liege daher nahe, dass auch die Umsetzung derartiger<br />
Bestrebungen in die Praxis zugelassen <strong>und</strong> unterstützt werde.<br />
Daher störe ihn der negative Tenor des Antrags, mit dem die von<br />
der Betriebskrankenkasse ergriffene Initiative infrage gestellt<br />
werde. Nachdem nun endlich Bestrebungen in Gang kämen, im<br />
Rahmen der geringen gesetzlich zulässigen Spielräume – deren<br />
Erweiterung seine Fraktion begrüßen würde – neue <strong>und</strong> sinnvolle<br />
Wege einzuschlagen, werde vonseiten der Antragsteller Kritik<br />
geübt.<br />
Zweifellos gelte es zunächst, erste Erfahrungen mit dem Ges<strong>und</strong>heitsbonusmodell<br />
abzuwarten. Er empfehle der antragstellenden<br />
Fraktion, die offenbar sogleich vermute, es könne nicht alles mit<br />
rechten Dingen zugehen, sich von den bisherigen Vorstellungen<br />
freizumachen <strong>und</strong> die Beteiligten vor Ort selbst über die Entwicklung<br />
von Modellen entscheiden zu lassen. Auf diese Weise könnten<br />
im Wettbewerb der Beteiligten neue Lösungen entstehen, die<br />
zugunsten der Patienten <strong>und</strong> der Finanzierbarkeit ausfielen.<br />
Abschließend äußerte er zu Ziffer 3 des Antrags, auch er selbst<br />
habe sich schon kritisch zu reinen Marketinginstrumenten<br />
geäußert, etwa über bestimmte von einigen Krankenversicherungen<br />
geförderte Kursangebote (Bauchtanz-Kurse etc.). Marketing<br />
sei jedoch nicht gr<strong>und</strong>sätzlich negativ. Wenn ein intensiverer<br />
Wettbewerb zwischen Kostenträgern oder zwischen<br />
Leistungserbringern, z. B. Reha-Trägern, gewünscht werde,<br />
seien Marketingmaßnahmen legitim, <strong>und</strong> man könne nicht<br />
zugleich in alten Denkmustern verharren. Er schlage daher vor,<br />
den Krankenkassen mit etwas mehr Wohlwollen zu begegnen,<br />
anstatt ihre Aktivitäten von vornherein skeptisch <strong>und</strong> misstrauisch<br />
zu beäugen.<br />
Eine Abgeordnete der Grünen brachte zum Ausdruck, dass sie<br />
eine kritische Begleitung von Modellprojekten generell für richtig<br />
halte. Für die Fortentwicklung der Ges<strong>und</strong>heitspolitik sei es<br />
bedeutsam, Neuentwicklungen auch kritisch zu hinterfragen.<br />
Aus der Stellungnahme zum Antrag gehe nicht klar hervor, ob<br />
eine angemessene Evaluation des Ges<strong>und</strong>heitsbonusmodells der<br />
BKK Fahr gewährleistet sei. Sie erk<strong>und</strong>igte sich, ob die wissenschaftliche<br />
Begleitung <strong>und</strong> Auswertung dieses Vorhabens mittlerweile<br />
sichergestellt sei. In Pressemitteilungen der BKK Fahr<br />
sei berichtet worden, dass auch Herr Professor Dr. Raffelhüschen<br />
an der Evaluation beteiligt sein werde.<br />
Ein Abgeordneter der CDU bemerkte, seine Fraktion stehe der<br />
Durchführung von Bonusmodellprojekten im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich positiv gegenüber. Er gehe ferner davon aus, dass<br />
der Sozialausschuss sich künftig noch häufiger mit Anreizsystemen<br />
im Rahmen der Selbstverwaltung beschäftigen werde.<br />
Zur Ausgestaltung des vorliegenden Modells könne kritisch angemerkt<br />
werden, dass eine Teilnahme die Vollendung des 35.<br />
Lebensjahres voraussetze. Somit spreche es nicht nur Personen<br />
mit durchschnittlich sehr gutem Einkommen an, sondern betreffe<br />
auch die günstigsten Risikostrukturausgleichsdaten. Ihm widerstrebe<br />
ein wenig, wenn das Sozialministerium in seiner Stellungnahme<br />
der Argumentation der BKK Fahr folge, wonach hierdurch<br />
eine Abwanderung von Mitgliedern in private Krankenversicherungen<br />
gestoppt werden solle. Wenn man hingegen das jeweilige<br />
Risikoprofil betrachte, komme man zu dem Schluss, dass<br />
dies nicht ganz zutreffend sei.<br />
Im Unterschied dazu greife das vergleichbare Modellprojekt der<br />
Techniker Krankenkasse bereits ab dem 18. Lebensjahr. Er persönlich<br />
ziehe ein Modell vor, das alle volljährigen Mitglieder in<br />
Anspruch nehmen könnten. Im Übrigen werde mit solchen<br />
Modellen seines Erachtens ein richtiger Weg eingeschlagen.<br />
Über Details der Umsetzung ließe sich noch Verschiedenes ausführen,<br />
worauf er am heutigen Tag aus Zeitgründen allerdings<br />
nicht näher eingehen könne.<br />
Die Staatssekretärin im Sozialministerium legte dar, das<br />
Modernisierungsgesetz der B<strong>und</strong>esregierung erlaube die Verfolgung<br />
neuer ges<strong>und</strong>heitspolitischer Ansätze in Modellvorhaben.<br />
Dennoch erscheine es selbstverständlich, dass angestrebte<br />
Konzepte im Zuge von Genehmigungsverfahren kritisch<br />
hinterfragt würden. In diesem Sinne habe auch das Sozialministerium<br />
das Projekt der BKK Fahr einer gründlichen Überprüfung<br />
unterzogen.<br />
Zur Nutzung des Ges<strong>und</strong>heitsbonusmodells müssten die Versicherten<br />
bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Der Präventionsgedanke<br />
sei in dem Modell verankert; ferner werde eine wissenschaftliche<br />
Begleituntersuchung gewährleistet. Mit Professor Dr.<br />
Raffelhüschen sei ein renommierter Wissenschaftler beauftragt<br />
worden, das Projekt zu begleiten. Gemäß aktuellem Datenstand<br />
(6. Juni) nähmen 600 Mitglieder der BKK Fahr das Bonusprogramm<br />
in Anspruch.<br />
Die BKK Fahr habe die Zugangsvoraussetzungen zur Teilnahme<br />
an ihrem Ges<strong>und</strong>heitsbonusmodell anders gestaltet, als es die<br />
Techniker Krankenkasse getan habe. Die beiden Projekte ließen<br />
sich aber nicht ohne weiteres miteinander vergleichen, da die<br />
Voraussetzungen insgesamt sehr unterschiedlich seien. Deshalb<br />
könne ihrer Auffassung zufolge auch nicht ein einzelnes Argument<br />
wie die Altersgrenze von 35 Jahren herausgegriffen <strong>und</strong><br />
kritisiert werden. Die BKK Fahr lege zudem dezidiert Wert auf<br />
ges<strong>und</strong>heitliche Prävention. Berücksichtigt würden daneben auch<br />
Einkommen <strong>und</strong> Leistungen. Das Sozialministerium halte die<br />
Ausgestaltung des Modells für angemessen, auch die vorgesehene<br />
Wartezeit von sechs Monaten.<br />
Sie fasste zusammen, Modellprojekten wohne stets die Eigenschaft<br />
inne, dass ihre Ergebnisse anschließend überprüft <strong>und</strong><br />
ausgewertet werden müssten, um gesicherte Erfahrungen zu<br />
sammeln <strong>und</strong> Lehren daraus zu ziehen. Immerhin sei zu<br />
begrüßen, dass Bewegung in die Krankenkassenlandschaft gekommen<br />
sei <strong>und</strong> dass im Rahmen von Modellvorhaben wichtige<br />
Daten gesammelt würden. Bei der Inanspruchnahme von kurativen<br />
Leistungen sei auch das Prinzip der Selbstverantwortung zu<br />
berücksichtigen. Da auch die Wahrnehmung präventiver Angebote<br />
mit dem vorliegenden Modell gekoppelt sei, habe einer<br />
Genehmigung nichts entgegengestanden.<br />
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