Beschlussempfehlungen und Berichte - Landtag Baden Württemberg
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<strong>Landtag</strong> von <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> Drucksache 13 / 2485<br />
Sozialausschuss<br />
griffen würden, um weitere gesellschaftliche Gruppen anzusprechen,<br />
die möglicherweise bereit wären, einen Stiftungslehrstuhl<br />
zu unterstützen, <strong>und</strong> erklärte, er sei davon überzeugt, dass die<br />
Bereitschaft hierzu vorhanden sei <strong>und</strong> dass man lediglich auf ein<br />
Signal wartete. Ein solches würde seiner Ansicht zufolge von<br />
den Aktiven vor Ort sehr positiv aufgefasst werden <strong>und</strong> dem<br />
Medizin- <strong>und</strong> Wissenschaftsstandort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> helfen,<br />
ein zusätzliches Profil zu entwickeln.<br />
Ein Abgeordneter der FDP/DVP stellte fest, auch wenn in seiner<br />
Fraktion auch andere Sichtweisen existierten, vertrete er persönlich<br />
die Auffassung, dass mit einer gut ausgebauten Palliativmedizin<br />
<strong>und</strong> einer optimalen schmerztherapeutischen Versorgung<br />
auch die aktive Sterbehilfe kein Thema mehr sein müsse.<br />
Die zahlreichen Aktivitäten auf dem Gebiet der Palliativmedizin<br />
seien zu begrüßen, auch wenn sich vieles erst noch entwickeln<br />
müsse. Er erinnere daran, dass im Tübinger Paul-Lechler-Krankenhaus<br />
in einem Modellversuch die ambulante Weiterbetreuung<br />
der Kranken durch Ärzte am Krankenhaus erprobt werden sollte,<br />
was an rechtlichen Fragen bzw. von Kassenseite zu scheitern<br />
drohte. Gemeinsam mit dem Ministerium sei damals versucht<br />
worden, den Modellversuch dennoch aufrecht zu erhalten.<br />
Glücklicherweise hätten auch die Verantwortlichen in den Krankenversicherungen<br />
erkannt, dass es richtig sei, die finanziellen<br />
Rahmenbedingungen für dieses Modell zu schaffen.<br />
Zu berücksichtigen sei ebenso, dass innerhalb der Hospizbewegung<br />
sehr viel ehrenamtliches Engagement geleistet werde. Dies<br />
sei unterstützenswert <strong>und</strong> werde mit der zehnprozentigen Förderung<br />
auch ein Stück weit berücksichtigt. Er halte es für wünschenswert,<br />
dass nicht nur die Krankenkassen, sondern auch<br />
andere Gruppierungen sowie das Land selbst Zuschüsse hierfür<br />
bereitstellten. Bezüglich des Landes sei mittlerweile ein echter<br />
Fortschritt erzielt worden: Es beteilige sich dankenswerterweise<br />
an der Bezuschussung dieser Initiativen. Er erk<strong>und</strong>igte sich, ob<br />
die in der Stellungnahme zu Ziffer 3 des Antrags aufgelisteten<br />
Fördersummen von Kürzungen betroffen sein könnten oder ob<br />
sie hiervon ausgenommen werden sollten.<br />
Die in der Stellungnahme zu Ziffer 7 des Antrags dokumentierten<br />
Daten belegten, dass die Bereitschaft zur Fortbildung innerhalb<br />
der Ärzteschaft immens sei. Solange genügend Ärzte sich<br />
freiwillig fortbildeten, sollte seines Erachtens nicht über eine<br />
Pflicht oder gar den Zwang hierzu diskutiert werden.<br />
Ziel aller Bemühungen müsse es sein, die Palliativmedizin <strong>und</strong><br />
eine verbesserte Schmerzbehandlung in alle medizinischen Fachgebiete<br />
zu integrieren. Schmerzen träten schließlich bei Patienten<br />
in allen Fachgebieten auf, einschließlich der Zahnmedizin.<br />
Neben diesem integrativen Ansatz, der zum Beispiel auch in<br />
Tumorzentren, Schmerzzentren oder Universitätsklinika verfolgt<br />
werde, wo Fachleute verschiedener Disziplinen kooperierten, sei<br />
das Anliegen der Antragsteller zu unterstützen, einen speziellen<br />
Lehrstuhl für Palliativmedizin einzurichten. Ein solcher könnte<br />
die vorhandenen Ansätze bündeln <strong>und</strong> in vernetzten Strukturen<br />
wirken, auch im Sinne der Unterstützung, Weiterentwicklung<br />
<strong>und</strong> Supervision.<br />
Eine Abgeordnete der SPD erklärte, ihre Fraktion gehe davon<br />
aus, dass mit der Rahmenvereinbarung zur Förderung der Hospizdienste<br />
ein vertretbarer Kompromiss gef<strong>und</strong>en worden sei,<br />
auch hinsichtlich des Verhältnisses zwischen Haupt- <strong>und</strong> Ehrenamtlichen.<br />
Die schwierige Arbeit dieser Dienste könne nicht<br />
allein von Ehrenamtlichen getragen werden. Insofern begrüße sie<br />
die getroffene Vereinbarung.<br />
Nach Aussagen des Ministeriums seien die Überlegungen zu<br />
einer palliativpflegerischen Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung in den<br />
Pflegeberufen noch nicht abgeschlossen. Sie bitte daher um Auskunft,<br />
ob für die nähere Zukunft ein Weiterbildungsangebot zur<br />
Palliativpflegerin/zum Palliativpfleger geplant sei. Dies stelle<br />
gerade für die Kranken- <strong>und</strong> Altenpflege <strong>und</strong> für onkologische<br />
Abteilungen einen wichtigen Aspekt dar, der auch die Qualität<br />
der Betreuung sichern würde.<br />
Eine Abgeordnete der Grünen berichtete, in einer kürzlich veröffentlichten<br />
Umfrage sei ermittelt worden, dass 80 % der befragten<br />
Bevölkerung mit dem Begriff Palliativmedizin nichts anfangen<br />
könnten <strong>und</strong> nicht wüssten, dass dies eine moderne Form<br />
der Schmerztherapie sei. Aufklärung sei also vonnöten. Sie sei<br />
davon überzeugt, dass sich viele Menschen gegen das Thema<br />
„aktive Sterbehilfe“ entscheiden würden, wenn bekannt wäre,<br />
dass es mit den Möglichkeiten der Palliativmedizin menschenwürdige<br />
Alternativen gebe.<br />
Mit der Stellungnahme zu Ziffer 10 des Antrags könne sie sich<br />
nicht ganz zufrieden erklären. Zu den Stichworten Patientenaufklärung<br />
<strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit fänden sich praktisch keine<br />
Informationen. Sie interessierten daher die Vorstellungen des<br />
Sozialministeriums zu diesem Komplex.<br />
Sie fragte, ob sich der zu Ziffer 2 des Antrags erfolgte Hinweis<br />
auf Krankenhäuser ohne ausgewiesene Palliativstationen noch<br />
quantifizieren lasse.<br />
Zur seelsorgerischen Betreuung nichtchristlicher Betroffenen<br />
vermerke das Sozialministerium, es lägen keine Angaben vor.<br />
Sie bat um Ausführungen, wie man sich die seelsorgerische Betreuung<br />
nichtchristlicher Gläubiger vorstelle. Es handle sich um<br />
eine Gruppe von nicht unbeträchtlicher Größe, die künftig noch<br />
weiter anwachsen werde.<br />
Der Abgeordnete der FDP/DVP korrigierte die von der Vorrednerin<br />
vorgebrachte Definition von Palliativmedizin als eine moderne<br />
Form der Schmerztherapie. Umgekehrt sei die moderne Schmerztherapie<br />
hingegen ein wesentlicher Bestandteil der Palliativmedizin.<br />
Palliativmedizin beinhalte jedoch deutlich mehr als nur Schmerztherapie.<br />
Schließlich existierten auch tödlich verlaufende Krankheiten,<br />
bei denen der Schmerz nicht im Vordergr<strong>und</strong> stehe.<br />
Er erläuterte, der Begriff habe seine Wurzel im griechisch-lateinischen<br />
Wort „pallium“ – der Mantel. Eine palliative Behandlung<br />
sei sozusagen eine „bemäntelnde“ Behandlung, denn in<br />
früheren Zeiten sei man bestrebt gewesen, einem Patienten, dem<br />
medizinisch nicht mehr zu helfen gewesen sei, seinen unheilbaren<br />
Zustand zumindest gnädig zu verschweigen. Nachdem sich<br />
allerdings die Auffassung durchgesetzt habe, dass der Patient ein<br />
Recht darauf habe, zu wissen, was ihn noch erwarte, gehöre Aufklärung<br />
heute mit zur palliativen Betreuung. Der Fachbegriff von<br />
der „bemäntelnden Therapie“ bestehe trotzdem fort. Es handle<br />
sich dabei nicht um eine heilende, kurative Medizin, sondern es<br />
gelte, Symptome zu lindern <strong>und</strong> den Sterbenden zu begleiten.<br />
Auf der anderen Seite zählten nicht alle Formen von Schmerztherapie<br />
auch zur Palliativmedizin. Häufig führten Schmerzen<br />
nicht unbedingt zum Tode, sondern bedürften lediglich einer<br />
speziellen Therapieform.<br />
Er bat die Anwesenden, diese Darlegungen nicht als belehrende<br />
Besserwisserei, sondern als das Bemühen um Aufklärung <strong>und</strong><br />
semantische Klarstellung zu verstehen.<br />
Ein weiterer Abgeordneter der CDU bat den Vorredner um eine<br />
Schätzung, wie viele Therapien beispielsweise in der Zahn-<br />
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